Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Cuncti: "Vergesst die Rechten!"

Leser, DFR (Deutsche Femokratische Republik), Sunday, 18.03.2012, 18:51 (vor 4474 Tagen)

Von Arne Hoffmann 18. März 2012

Um von Anfang an Missverständnisse zu vermeiden: Ich arbeite mit Personen aus dem konservativen Lager immer wieder gerne für eine lohnende Angelegenheit zusammen. Gelegenheit dazu habe ich beispielsweise bei AGENS, einer die verschiedenen Lager überbrückenden geschlechterpolitischen Initiative, genauso wie bei den bürgerlich Liberalen von "eigentümlich frei" und Co. Allerdings musste ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder feststellen, dass der rechte Rand dieses konservativen Spektrums kein wirklich hilfreicher Ansprechpartner ist – und zwar nicht nur, weil so manche Leute dort dazu neigen, unvermittelt mit ausländerfeindlichen Sprüchen herauszuplatzen. Sondern auch weil dort der Boden wenig fruchtbar ist, wenn es um den Einsatz für Männeranliegen geht.

Um das mal an einem Beispiel zu veranschaulichen: Vor einiger Zeit wurde ich Zeuge einer Diskussion auf Facebook. Einer der Teilnehmer, den ich seinem Profil nach dem Lager der neuen Rechten zuordnen würde, ereiferte sich darüber, wie wenig es in unserer sichtlich zugrunde gehenden Kultur noch ganz normaler Konsens sei, dass ein Mann sein Leben gibt, um das einer Frau zu schützen. Neugierig geworden erkundigte ich mich danach, ob er damit meinte, dass eine Frau ein höheres Recht auf Leben als ein Mann habe. Ich erhielt zur Antwort, ja, so sei es, das wisse man doch schon von Schiffsunglücken, wo es "Frauen und Kinder zuerst" heiße. Dass man dies überhaupt noch betonen müsse, zeige, wie weit es mit dem Niedergang unserer Kultur schon gekommen sei.

Ich erkundigte mich nun danach, mit welcher Begründung denn eine Gruppe von Menschen ein höheres Recht auf Leben als eine andere genießen solle. Mein neurechter Gesprächspartner teilte mir mit, das sei doch offenkundig: Frauen würden "die Brut" austragen und seien damit von wesentlich größerer Bedeutung als Männer für den Fortbestand der menschlichen Rasse (von der Nation vermutlich ganz zu schweigen). Dass man dies überhaupt noch erklären müsse, zeige, wie weit es schon gekommen sei mit dem Niedergang und Verfall der abendländischen Kultur. Ich hakte unverdrossen noch einmal nach und erkundigte mich, ob er dann auch der Ansicht sei, dass eine nicht mehr gebärfähige Frau ein geringeres Recht auf Leben habe als eine, die in der Lage ist, noch viele Kinder auszutragen. Mein inzwischen immer mürrischer gewordener Gesprächspartner grummelte etwas davon, dass ich allmählich auf den Trichter kommen würde zu kapieren, wie in einer gesunden Volksgemeinschaft die Hierarchie des Recht auf Lebens geregelt sein sollte. Andere Männer aus seinem politischen Umfeld begannen ihm beizuspringen. Gegenwind bekam er außer von mir bezeichnenderweise nur von einer Frau, die seine Einstellung als so reaktionär bezeichnete, wie sie war: entweder weil diese Frau die Etablierung der hierarchiefreien Menschenrechte noch mitbekommen hatte, die für meinen Gesprächspartner wohl nur ein weiteres Verfallssymptom unserer Gesellschaft darstellten, oder weil sie witterte, dass mit dem angeblichen höheren Lebensrecht von Frauen, von dem man auf Facebook schnell daherschwadronieren kann, solange man nicht selbst in Todesgefahr schwebt, Regelungen verbunden sind, die für eine Frau im Jahr 2012 nicht nur von Vorteil sind. Wenn beispielsweise Taliban ihre Frauen nicht ohne Begleitung aus dem Haus gehen lassen, dann ganz sicher nur in dem wohlmeinenden Interesse, deren höheres Recht auf Leben so gut wie nur irgend möglich zu schützen ... Im kulturell verfallenden Deutschland hingegen dürften sich die Frauen dieselbe Regelung trotzdem nicht gefallen lassen, nicht einmal in jenen großstädtischen Gegenden, wo angeblich der messerwetzende Muselmane schon mordgeil hinter der nächsten Litfassäule lauert.

Der Denkansatz, den ich im Jahr 2012 auf Facebook präsentiert bekam, ist in meinen Augen nichts anderes als faschistoid: Das Lebensrecht des Einzelnen hat gefälligst hinter dem Kollektiv bzw. der Volksgesundheit zurückzustehen! Mit dieser Art zu denken hat Hitler Männer an die Front getrieben und Juden ins KZ. Kaum ein Jude allerdings dürfte lautstark darauf beharrt haben, dass sein Recht auf Leben zugunsten eines starken Kollektivs zurückzustehen habe. Auf einen derartigen Blödsinn, sich selbst ein geringeres Lebensrecht einzuräumen, kommt nur eine einzige gesellschaftliche Gruppe, nämlich die Männer – und die vom rechten Rand munter vorneweg. Denn bei ihnen gibt es ein Totschlagargument, das die Linken nicht kennen, und das lautet "Das ist nun mal so", "Das war schon immer so", "Das will die Natur", "Das will Gott", "Alles andere ist neumodischer Quatsch und bedeutet den Untergang unserer Kultur". Es heiße bei Unglücken nun mal "Frauen und Kinder zuerst", und wenn es so heißt, dann wird das schon seinen Grund haben und hat gefälligst nicht hinterfragt zu werden.

Und trotzdem ist es seltsam, wenn sich eine Gruppe ihre grundlegendsten Rechte selbst beschneiden möchte. ...

http://cuncti.net/streitbar/80-vergesst-die-rechten

--
Eine bestimmte Sorte Mensch (meist weiblich) hat mir den Krieg erklärt
- und ich gehe da jetzt hin
zusammen mit "Sunzi" (500 ante Christum natum)


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