Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Aussage wird klar durch den Originaltext...

Chato, Saturday, 07.04.2007, 06:11 (vor 6831 Tagen) @ FemKritiker

Nach dem ersten Schock aufgrund der kurzen Meldung der Tagesschau vor gut 4 Stunden liegt mir nun der ganze Text vor, um den es geht. Dadurch wird mein erster Eindruck mehr als bloß relativiert. Was ich weiterhin kritisiere, ist die - soweit tatsächlich gegeben - wertende Auftrennung in "Männer und Frauen", die natürlich in dem Maße tendenziell sexistisch ist, wie sie die eigentlich intendierte Aussage nicht ausreichend in Beziehung setzt zum heute nun einmal gegebenen, ideologischen Kontext und dem entsprechenden, zeitgenössischen Diskurs. Frauen sind selbstverständlich nicht "die besseren Menschen"!

Aber das ist nicht Cantalamessas Position, auch wenn sich dafür, sofern eben nicht gebührend im Zusammenhang gelesen wird, Anklänge und verfängliche Sätze finden (darunter logischer- und typischerweise natürlich jener, der in der Tagesschau eigens live gebracht wurde). Beim genauen Lesen der ganzen Rede wird indes eine völlig andere Stoßrichtung deutlich - und der stimme ich ausdrücklich zu.

Ich hatte insbesondere im Blauen Forum selber bereits verschiedentlich den Tod des Weiblichen als die erste und schlimmste Konsequenz des Feminismus analysiert und als Ursache aller weiteren Zerstörungen beschrieben. Feministinnen sind nun mal keine Weiber, sondern ausgesprochene Anti-Weiber, schauerliche, ideologische Monster, lesbische oder asexuelle Pseudomänner, die viel unmittelbarer und vernichtender noch, als gegen das Männliche, sich primär zur Ausrottung des Weiblichen in unserer Welt verschworen haben. Was Cantalamessa hier - ganz in meinem Sinne - anmahnt, ist also gerade nicht ein Befürworten oder Anerkennen der feministischen Vorstellungen über die Rolle von Frauen im Leben der Gesellschaft, sondern ganz im Gegenteil eine Reverenz an das, was ihnen mehr und mehr durch die feministische Ideologie genommen wird: die Weiblichkeit eben. Das heutige Fehlen dieser Weiblichkeit mache die Welt erst zu einer solchen Hölle. Und dem kann ich nur ausdrücklich und mit Nachdruck zustimmen, denn es entspricht in der Tat genau meiner Sicht der Dinge.

Ich zitiere die entsprechende Passage aus dem folgenden Text, in dem die angedeutete Haltung zum Feminismus deutlich wird, eigens und mit Bedacht im Voraus, denn dieser Hintergrund ist wesentlich, um den Text korrekt einzuordnen und seine Absicht nicht oberflächlich mißzuverstehen:

"Von überall her kommt das Bedürfnis zum Vorschein, der Frau in der Gesellschaft und in den Religionen mehr Raum zu geben. Wir glauben nicht, daß ?das ewig Weibliche uns retten wird?. Die alltägliche Erfahrung zeigt uns, daß die Frau uns ?nach oben bringen kann?, daß sie uns aber auch in die Tiefe fallen lassen kann. Auch sie bedarf der Rettung durch Christus. Es ist aber gewiß, daß die Frau, wenn sie einmal von Christus erlöst und auf einer menschlichen Ebene von alten Diskriminierungen ?befreit? ist, einen Beitrag zur Rettung unserer Gesellschaft vor einigen großen Übeln leisten kann, die sie bedrohen: Grausamkeit, Wille zur Macht, geistliche Leere, Verachtung des Lebens?

Man muß es nur vermeiden, den antiken gnostischen Irrtum zu wiederholen, nach dem die Frau, um sich zu retten, aufhören muß, Frau zu sein, und sich in einen Mann verwandeln muß. {sic!} Das Vorurteil ist so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, daß sogar die Frauen ihm schließlich erlegen sind. Um ihre Würde zu behaupten, haben sie manchmal geglaubt, daß es notwendig wäre, den Unterschied zwischen den Geschlechtern zu minimieren oder zu verleugnen, indem sie ihn auf ein kulturelles Produkt reduziert haben. ?Als Frau wird man nicht geboren, Frau wird man?, wie eine ihrer berühmten Vertreterinnen sagte."

Er redet hier bekanntlich von Simone de Beauvoir. Genauer kann man die Genesis des feministischen Elends unserer Tage kaum zusammenfassen. So wird also, was dem zunächst gemeldeten Fragment nach zu urteilen ein echter Leberhaken zu sein schien, beim Lesen des ganzen Textes die Formulierung einer sehr treffenden Einsicht, die sich mit meinem Verständnis des Problems vollkommen deckt.

Ob andere dem nun zustimmen werden oder nicht - das ist natürlich eine ganz andere Frage. Ich meine jedenfalls, daß hier ein Ausweg aus der Verfangenheit in "Weiberhaß" angedeutet ist, der für diejenigen "Männerechtler", die mehr im Blick haben als ihrerseits ideologische, beschränkte Partikularinteressen und aus der vom Feminismus ja ausdrücklich gewollten, fatalen Frontstellung der Geschlechter herauskommen möchten - anstatt sie sich blind zu eigen zu machen - ein tiefgründiger Ansatz vorgelegt ist, den weiterzudenken sich lohnt.

Für mich ist es im Übrigen wieder mal die Erinnerung an den immer und aus Prinzip zu berücksichtigenden Grundsatz, daß man sich erst mal ausreichend informieren sollte, bevor man redet. Ich hatte es hier umgekehrt gemacht - was der Sache prompt nicht gerecht wurde. Die Wahrheit kommt halt nicht im Fernsehen. Warum fliege ich eigentlich trotzdem immer noch drauf rein? :-)

Die Rede steht jetzt in der Blauen Burg

Nick


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