Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Warum Mütter ihre Säugline töten/Bescheuerte Diagnoseversuch

Freddy, Saturday, 24.03.2007, 20:42 (vor 6843 Tagen) @ Nihilator

Doch, doch, das ist schon anders gehandelt. Der Unterschied ist etwa der,
ob ich Dir die Geldbörse aus der Tasche klaue oder Dich zur Bezahlung
einer Leistung zur Kasse bitte.

Also ist es nur der Unterschied, ob Du mich vorher fragst oder nicht - das Geld bekommst Du in jedem Fall.

Ein rechtsstaatliches Verfahren -sofern es funktioniert, was zugegeben bei
uns nicht immer der Fall ist- gewährleistet eine Behandlung von TäterInnen,
die mit Affekt nichts zu tun hat.

Natürlich nicht, denn wir sind ja alle ganz sachlich und objektiv. ;)

Was würdest Du denn vorschlagen, mit so einer Frau zu tun? Auf sozpäd
Ratschläge und Blasülz von wegen Prävention und Hilfe mal verzichtet - was
konkret tun mit DER Frau, die ihr Kind aus dem Fenster geschmissen hat?

Erstmal einsehen, daß wir nur für die Zukunft etwas verändern können, nicht für die Vergangenheit. Die Tat rückgängig machen ist nicht drin! Damit so etwas in Zukunft nicht wieder passiert, muß man ein Bewußtsein für die eigenen innerpsychischen Mechanismen entwickeln, also sich selbst besser verstehen lernen. Wenn diese Frau allerdings nicht wahrnehmen würde, daß da etwas ist, das sich verbessern ließe oder wenn sie zwar wahrnehmen würde, daß da etwas ist, aber das es nicht verbessern ließe, dann könnte ich ihr wahrscheinlich auch nicht helfen. (Kurze Zwischenfrage: Geht es Dir überhaupt ums Helfen?)

Möglichkeiten erkennen man nur, wenn man offen dafür ist. Wenn man nicht offen ist, wird man auch keine Möglichkeiten erkennen. Wie soll ich einem Blinden etwas von Farben erzählen?

Du beschreibst doch nur den Istzustand. Die Gutachter, Psychologen,
Sozialpädagogen und all die anderen verkopften äußerst wertvollen
Gestalter unserer Gesellschaft teilen doch großteils den Geisteszustand
solcher TäterInnen. Und zwar ganz besonders auf einen Aspekt bezogen,
nämlich: die Verantwortlichkeit des Individuums für sein Handeln. Da bist
Du ja auch mit dabei.

Die Menschen, die Du da beschreibst, haben alle eine sehr wichtige Fähigkeit: Sie können sich in andere Menschen hineinversetzen. Kannst Du das auch? Falls Du es mal ausprobieren möchtest: Sei vorsichtig! Es könnte sein, daß Du einen Teil von Dir in den anderen Menschen wiederfindest; einen Teil, den Du vergessen wolltest...

haben wir einen Kindesmord nicht verhindert!"


Du spinnst wohl. Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich bin nicht schuld,
nicht mitschuld und auch nicht mitverantwortlich für die Taten solcher
Menschen.

Warum bist Du dann so empört über die Tat? Du hast keine Schuld, Du bist nicht verantwortlich - es geschieht jeden Tag so vieles, das Dir egal sein könnte. Was betrifft Dich also daran? Ist es der Mord an sich? Dann solltest Du Mitleid mit der Person haben, die im Affekt Schuld auf sich geladen hat - und nebenbei erkennen, daß auch Du schon im Affekt Schuld auf Dich geladen hast (z.B. oben, wo Du mich indirekt als Geisteskranken bezeichnet hast).

Erklär mir doch einmal, welche Schuld ganz genau uns beide, Dich und mich,
an dem Hamburger fliegenden Baby trifft. Das würde mich interessieren.

Wir haben die Tat nicht verhindert! *Das* ist unsere Schuld in der Sache.

Und dann beantworte mir bitte noch die Frage, ob Dein hier geschilderter
Weg der Verantwortungsverlagerung und des triefenden Verständnisses so für
alle Straftaten gelten soll oder nur für bestimmte, privilegierte.

Das ist keine Verantwortungsverlagerung, sondern ein Bewußtmachen von Verantwortung. Wenn wir dazu nicht bereit sind, wie können wir dann vom Täter verlangen, dazu bereit zu sein? Was sollen wir ihm (oder ihr) denn von Verantwortung erzählen, wenn wir selbst nicht wissen, was das ist?

Damit will ich die Mutter nicht von ihrer Verantwortung freisprechen,


Neinnein, NIEEEE!

Solange Du so vorhersehbar reagierst wie hier, ist das Leben schön: Dann sind alle meine Mitmenschen einfache Leute. ;)

Und trotzdem muß weiterhin die Antworten auf 1) so lauten wie von Dir
genannt. Das ist alternativlos.

Hast Du denn jemals nach Alternativen gesucht? Wenn ja, laß mich bitte an Deinen Gedanken von damals teilhaben.

Der Sinn von Strafen ist es nicht allein, künftige Taten zu verhindern.

Offenbar ist dieses Ziel sowieso nicht erreichbar

geht auch darum, dem bereits straffällig gewordenen Individuum zu zeigen,
daß er für sein Tun einen Preis zu zahlen hat. Archaischer Rache- bzw.
Sühnegedanke, ja, aber eben alternativlos.

Merkst Du nicht, daß das amerikanisches Gerechtigkeits-Blabla ist? Hat Dich endgültig der Neokonservatismus erreicht? So abgegriffen das auch klingen mag, aber dann dauert es nicht lange, bis wir wieder bei Hitler sind.

Ich sehe nicht, wie eine Ordnung aufrechterhalten werden kann ohne das.
Dein Geschwurbel ist seit Jahrzehnten Grundlage für die sich auflösende
Ordnung, in der wir leben, und in der man sich als Krönung durch
fortgesetzte Kriminalität das Recht auf teure steuerfinanzierte
Auslandsurlaube erwirbt. Der Nichtkriminelle wird immer mehr zum Dummen;
von den Opfern von Straftaten ganz zu schweigen. Die Gegenseite zu
betrachten vergißt Du mal ganz locker.

1) Grob gesagt: Wir leben in keiner (sozialen) Ordnung, Ordnung braucht man in seinem Kopf. (Tu das bitte mal!) Staat, Recht und Gesetz sind von fehlbaren Menschen geschaffene Systeme. Siehe Aufklärung

2) Wir sind alle Opfer. Daß der Nichtkriminelle auf eine Belohnung für gutes Benehmen hofft, folgt aus seiner Naivität; oder glaubst Du etwa, daß Du als ehrlicher Mensch nach Deinem Tod in den Himmel kommst? Wenn ja, ließ mal etwas über Aufklärung.

Einsperren oder freisprechen - unsere Aufgabe lautet: Finde ein dritte
Lösung! Oder hat niemand eine gute Idee?


Nein, keine. Was soll noch sein außer Einsperren oder Freisprechen?
Geldstrafe, Bewährungsstrafe, Psycho-Betreuung, Erholungsurlaub in der
Karibik, Kanda oder Skandinavien, soziale Arbeit? Gibt's alles; scheint
auch durchschlagenden Erfolg zu haben, besonders bei sog.
"Intensivtätern".
Oder meinst Du ein nonchalantes "Schwamm drüber, wir sind doch alle kleine
Sünderlein?

Man sollte sich schon darum kümmern, daß die Menschen Bewußtsein entwickeln. Auch für Straftaten. Allerdings hängt deren Entstehen stark mit der Fähigkeit zu Mitgefühl zusammen. Wenn die Menschen "auf der guten Seite" ebenso rigoros sind wie die Verbrecher, die sie bestrafen, worin wollen sie dann ein Vorbild sein? Im Bestrafen? Na gut, das werden sie dann erleben, wenn der Täter wieder aus dem Gefängnis kommt und sich sagt: "Dem scheiß Staat werd' ich's zeigen!"

Oder ist das eine neue Variante von "Mensch-ärgere-dich-nicht"?

Nein, auch das fällt grundsätzlich unter das legitime Recht zu strafen.
Für mich gibt es drei Gründe, dennoch ohne jede Ausnahme gegen die
Todesstrafe zu sein:

Keine Angst, Du wirst noch früh genug wieder dafür sein.

1. die Fehlbarkeit der Behörden, die ja auch nur aus
Menschen bestehen, 2. der mediale Zustand der Welt, in der wir leben und
in der Hexenjagd-ähnliche Vorverurteilungen an der Tagesordnung sind und
3. der kategorische Imperativ -gern auch religiös gerechtfertigt-, daß es
Menschen nicht zusteht, Menschen vom Leben zum Tode zu befördern. Was mich
dabei NICHT umtreibt, ist Mitleid mit den Tätern.

Ich weiß. An solchen Leuten wie Dir habe ich auch erkannt, warum es nötig war, die Todesstrafe per Gesetz abzuschaffen: Weil immer noch die meisten Leute es eben nicht für selbstverständlich halten, nicht zu töten! Sie müssen es sich erst mühsam zurechtlegen.

Ja, das ist es absolut. Und?
Soweit, daß wir Gedankenverbrechen verfolgen, sind wir zum Glück noch
nicht, auch wenn es durchaus vielversprechende Ansätze gibt. Besonders bei
der neuen Elite der Bekloppten, den Briten.

Statt Gedankenverbrechen haben wir Gefühlsverbrechen: Der Feminismus z.B. wollte erreichen, daß sich kein Mann mehr wirklich als Mann fühlt. Die Kirche will erreichen, daß sich niemand mehr böse und schuldig fühlt. Die BRD will erreichen, daß sich jeder als Staatsbürger fühlt. Sobald jemand dagegen verstößt (z.B. Chistian Klar), weil er etwas ganz anderes fühlen will, wird ein riesiger Aufstand darum gemacht. Daß man noch eigenständig denken darf, ist ein schwacher Trost. Bald haben wir alle rechtstaatlichen Prinzipien zu Grabe getragen.

Du hast recht, das läßt sich nicht besiegen, wie das Böse im Menschen
allgemein. Das wissen Philisophen und Religiöse aber nun schon seit
Tausenden von Jahren. Das einzige, was möglich ist, ist: es EINZUDÄMMEN.
Dazu braucht es Werteerziehung, Prävention, aber eben auch konsequente
Strafverfolgung und Bestrafung.
Eine Welt ohne Straftaten, so bitter das ist, kann nur eine totalitäre
Welt sein. Was allerdings sofort einen Widerspruch in sich darstellt: denn
dort werden die Straftaten eben von der Führung begangen, am Individuum und
seinem Anspruch auf Handlungsfreiheit.

Jaja...

Wenigstens spielt WDR2 gerade die Rolling Stones. :D

Gruß,
Freddy


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