Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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faktische oder strukturelle Benachteiligung?

Dummschwätzer, Thursday, 28.12.2006, 19:00 (vor 6919 Tagen) @ Katharina Bleuer

Hallo!

In weiten Teilen des Feminismus wird die vorwiegende Repräsentanz von
Frauen im Niedriglohnsektor als Benachteiligung propagiert. Beispiel:
Näherinnen, Sortiererinnen aller Art, Zusammensetzerinnen, kurzum überall
dort wo monotone Tätigkeiten zu verrichten sind, sind Frauen sehr stark
vertreten. Männer sind in diesen Bereichen fast gar nicht vertreten. Ist
das nun eine Benachteiligung oder nicht? Ich tue mir schwer, hierin eine
Benachteiligung zu sehen. Niemand wird zu irgendeiner Tätigkeit gezwungen
und daß solche Arbeiten geringer bezahlt werden, ist auch irgendwie
verständlich. Meinungen?

Kathy Bleuer

Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Die erste Frage, die mir in den Sinn kommt ist: Üben diese Frauen diese Tätigkeiten aus freier Entscheidung aus, oder werden sie durch elementare Not gezwungen sich gerade für solche Tätigkeiten zu verdingen.
Wenn sie nicht durch elementare Not gezwungen werden, wenn hinter der Aufnahme der Tätigkeit eine Entscheidung steht, dann ist die Frage, was die Argumente für eine solche Entscheidung sein können.
Denken wir an die Aufgabe, einen Pullover zu sticken. Tatsache ist, dass diese Aufgabe erfordert, immer und immer wieder die gleichen Bewegungen auszuführen, um Masche um Masche, Reihe um Reihe zu stricken. Erscheint eigentlich ziemlich monoton. Dennoch macht es vielen Frauen Freude zu stricken. In Japan ist es so, dass wer Tuschemalen lernen will, erst einmal für zwei Jahre das korrekte Reiben der Tinte lernen muss. Wir wollen auch nicht vergessen, dass die Menschen über jahrzehntausende den gleichen Lebensrhythmus hatten, die gleichen Werkzeuge und Waffen fertigten, auf gleich Art ihre Kleider und Möbel fertigten, ihre Häuser bauten. Eine sich immer wiederholende Tätigkeit muss bei dem, der sie ausübt nicht dass Gefühl der Monotonie aufkommen lassen. Denken wir an Teppichknüpfen. Zwar wechseln die Farben der Wolle, aber die Handgriffe bleiben gleich. Denken wir an den Koch, der immer die gleichen Gerichte zubereitet. Denken wir an den Chirurgen, der immer die gleichen Handgriffe ausübt. Bei vielen Tätigkeiten ist Meisterschaft nur durch endloses Üben zu erreichen.
Und was die Entlohnung betrifft, so darf man das Einkommen der Frau nicht isoliert sehen. Werden die Basisbedürfnisse der Familie bereits durch das Gehalt des Mannes abgedeckt, so kann das Einkommen der Frau im Sinne einer Deckungsbeitragsrechnung geringer ausfallen, da jede zusätzliche Kaufkraft nun den Lebensstandard der Familie hebt.
Auf dem Partnermarkt bestimmt sich der "Wert" einer Frau nicht direkt durch ihren beruflichen Erfolg, dagegen der des Mannes erheblich. Es ist das alte Affenspiel, Frauen orientieren sich bei der Partnerwahl hin zu den Erfolgreichen. Darum ist es in der Regel der Mann, der den Basisbedarf der Familie ernähren muss und es ist die Frau, die dazuverdient.
Eine andere Partnerwahl der Frauen würde hier zu Veränderungen führen.

Ds


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