Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Tutzinger Tagung - Solidarität statt Krieg

Beatrix, Friday, 05.04.2002, 00:50 (vor 8649 Tagen) @ Norbert

Als Antwort auf: Re: Tutzinger Tagung - Solidarität statt Krieg von Norbert am 04. April 2002 20:58:19:

Hi Norbert!

finde ich insgesamt sehr gut.

Eben.

Hart mit der eigenen Zunft ins Gericht ging der Baseler Psychotherapeut Werner Tschan: "Viele betrachteten Therapie als "magisches Arbeitsmittel", glaubten "dogmatisch an ihre Theorien" und unterließen dabei eine fundierte Diagnose, hielt er seinen Kollegen vor.

Gilt insbesondere für gerichtlich zugelassene Psychologen.
Und ganz speziell für einige Psychologinnen.
Die sich in Scheidungsverfahren mit mangelnden Leistungen und Fähigkeiten hervor tun, aber dafür sehr teuer bezahlen lassen.

Das ist leider oft so. Ich habe schon viel über haarsträubende psychologische Gutachten gehört. Andererseits gibt es in jeder Zunft schwarze Schafe.
Am schlimmsten finde ich aber die Zunft der Rechtsanwälte/innen im Bereich Familienrecht. Das sind oft Jurist/innen ohne großes psycholog. Hintergrundwissen, die einen bis dato noch vermiedenen Scheidungskrieg teilweise erst richtig anheizen.
Auch die Familienrichter/innen gehören gewissermaßen "generalüberholt".

Unerläßlich seien dabei allerdings präzise Unterscheidungen, betonte die Münchner Politologin Monika Schröttle: Wenn Frauen Gewalt erleiden, seien die physischen und psychischen Folgen meist schwerwiegender als bei Männern. Wenn Frauen selbst gewalttätig werden, würden die Formen und Umstände ebenfalls von denen bei männlicher Gewalt deutlich abweichen.

Dies halte ich für eine unerhörte Unverschämtheit!

*schmunzel*
Das habe ich erwartet, daß dieser Satz auf Unmut stößt.
Ich hoffe nur, wir reden von demselben Satz? Ich meine die Aussage "Wenn Frauen Gewalt erleiden, seien die physischen und psychischen Folgen meist schwerwiegender als bei Männern."

Das ist sicher eine etwas unglückliche Formulierung. Ich schätze mal, Frau Schröttle wollte hier sagen, daß Gewalterfahrungen von Frauen stärker - und bewußter - als traumatisierend empfunden werden.
Es mag aber sein, daß solche Erfahrungen von Frauen in Wirklichkeit nicht stärker, sondern NUR BEWUSSTER empfunden werden.
Ich hab mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich habe sowohl eigene Gewalterfahrungen als auch Kontakt zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Gewaltopfern. Ich hab viele, sehr tiefgehende Gespräche geführt, mit Männern und mit Frauen. Ich habe außerdem einige Fachliteratur dazu gelesen. Und ich komme zu demselben Ergebnis wie die zitierten Teilnehmerinnen der Tagung, nämlich daß sich sowohl das Erleben von Gewalt als auch das Ausüben von Gewalt bei Männern und Frauen sehr stark unterscheiden.
Deshalb muß in diesem Kontekt unbedingt stärker differenziert werden.
Bei Männern habe ich oft erlebt, daß traumatisierende Erfahrungen entweder verdrängt oder verharmlost wurden. Die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen waren durchaus da und z.T. auch gravierend. Es hatte aber nicht in derselben Häufigkeit wie bei Frauen zu Depressionen, Autoaggressionen und Arbeitsunfähigkeit geführt. Sehr viele Männer, die mir über Gewalterfahrungen berichteten, haben trotzdem "weiterfunktioniert", haben evtl. durch erhöhten Einsatz im Beruf (workaholism) versucht einiges zu kompensieren.

Hier werden die Opfererfahrungen von Männern schon vor der geplanten Studie herabgesetzt!

So ist das mit Sicherheit nicht gemeint. Es gibt inzwischen eigene psychotherapeutische Ansätze für Männer. Es gibt Kliniken, die spezielle Männerabteilungen für Gewaltopfer anbieten. Die Mitarbeiter dort arbeiten auf jeden Fall ganz anders die in den entsprechenden Frauenabteilungen. Ich halte das für einen richtigen Ansatz.
Der Arte-Themenabend letzten Sommer hat ja einiges Wissenswertes darüber berichtet.

Die Opfererfahrung jedes einzelnen ist zu sehen, nicht die einer Gruppe.

In der Einzeltherapie ist sie natürlich zu sehen, aber bei der Erarbeitung neuer therapeutischer Konzepte und neuer Präventionsprogramme müssen auch Gemeinsamkeiten innerhalb der männl. Gewaltopfer gefunden werden. Wie soll man sonst arbeiten?

Diese Feministin hat sich schon damit disqualifiziert!

Sie hat sich an einigen Stellen wohl etwas ungeschickt ausgedrückt, aber in der Sache ist sie auf jeden Fall mit den männlichen Gewaltexperten einig. Von Ignorieren oder Verharmlosen männlicher Gewalterfahrungen kann keine Rede sein.
Ihrem Wunsch nach Differenzierung kann ich mich nur anschließen.

"Das Ernstnehmen von erlittenen Verletzungen von Menschen beiderlei Geschlechts", so der Wunsch von Hans-Joachim Lenz, "könnte der Ausgangspunkt neuer Solidarität zwischen den Geschlechtern werden."
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Ich kann mich dem Wunsch von Herrn Lenz nur anschließen.

Ebenso.


Na, da sind wir uns ja wieder einig. :-)

Ich wünsch dir etwas mehr Vertrauen. :-)

ciao
Beatrix


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