Re: Die Welt im Netz
Als Antwort auf: Re: Die Welt im Netz von Maesi am 18. Februar 2002 20:15:48:
Lieber Maesi
Erst mal finde ich es schön, dass du dir die Zeit genommen hast so ausführlich auf meinen Beitrag einzugehen.
In Wirklichkeit ist die Welt noch viel trostloser. *fg*
Nun ja..lächelt...ich war echt froh um dieses freche grinsen am Schluss der Bemerkung....mein reales Leben ist nicht trostloser. Aber ich denke, bei einigen ist es wohl genauso trostlos, was natürlich schon viel Frustration und Wut auslösen kann.
Diese Gefahr besteht zweifellos. Deshalb ist wichtig, immer mal wieder ein paar Schritte zurueckzutreten und so die Proportionen richtig wahrzunehmen.
Ich weiss....muss ich auch immer wieder tun.
Ja es kommen mehr Männer durch Gewalteinwirkung ums Leben aber das sind auch die Gewalteinwirkungen von Männern an Männern dabei. Und ja in vielen Köpfen ist eine Ohrfeige die eine Frau an einen Mann austeilt ja keine Gewalt, man neigt dazu schnell mal zu sagen, der hat das bestimmt verdient. Hier sehe ich schon die Manifestierung von dem Vorurteil, Frauen schlagen doch nicht ohne Grund. Nur was ist denn ein Grund jemanden zu schlagen? Bestimmt nicht ein verbaler Angriff, aber deswegen wird auch geschlagen.
Ich schiebe nicht die Schuld alleine auf die Medien. Aber ich habe Kinder und ich denke, es ist für mich als Mutter viel schwerer Einfluss zu nehmen, wenn die Werbung Frauen glorifiziert, die Männer schlagen oder sie verlachen. Ich müsste ja immer neben meinen Töchtern sitzen um ihnen zu erklären, dass das weder witzig ist noch der richtige Umgang mit dem anderen Geschlecht. Das macht mir Angst, verstehst du.
Arnes Buch hat mir da eben insofern die Augen geöffnet, dass ich für mich so dachte, oh man, hast du nicht auch schon gelacht, wenn in einem Film eine Frau einem Mann eine geknallt hat, ich dachte mir, hey du bist ja auch ignorant, warum ist dir soviel nie wirklich aufgefallen. Und wenn mir das als erwachsene Frau nicht auffällt, wie ist es dann für Kinder, junge Menschen, wenn sie sehen, dass das ja durchaus ok ist. Wenn meine Kinder im realen Leben in Situationen kommen, wo sie andere verlachen oder wo Gewaltverherrlichung statt findet, dann kann ich versuchen einzugreifen, versuchen ihnen zu erklären, warum das nicht gut ist, aber ich frage mich oft, wieviel dringt bereits im Unterbewusstsein durch Werbung oder Filme in sie ein. Kannst du nachvollziehen, warum die Medien mir da Angst machen?
Klar wenn keiner die Werbung anschaut, dann läuft sie nicht mehr lange, nur was realisieren wir denn noch wirklich, wo erkennen wir Unrecht, wir stumpfen ab, immer mehr!
Die richtige Distanz zu wahren, kann man ueben.
Ja...das kann man, aber es ist nicht immer einfach, vor allem für Menschen, die verletzt wurden.
Ja das vieles triggert kann ich verstehen, aber ist es dann nicht so, dass Arnes Buch nur der Auslöser ist, aber nicht die Ursache. Ist es vielleicht, weil die Männer erkennen, das vieles dass sie erlebt haben nicht richtig war, dass sie erkennen, dass auch Mann sich eingestehen muss, wenn er verletzt und ausgenutzt wurde, dass es zwar unpopulär aber ehrlich ist einzugestehen, dass man leidet.
Weisst du, klar kann es passieren, dass ich Phasen habe, wo ich ein "Aus" brauche, eben um diese Distanz wieder zu schaffen, aber das kann mir auch in Foren geschehen wo es um Frauenanliegen geht. Zudem finde ich schon, dass das Themen sind, mit denen sich Frauen auch auseinandersetzen sollten. Männer sind Väter, Männer sind Menschen, warum sollten ihre Anliegen mich als Frau nicht berühren?!
Ja dies ist ein Punkt der mir sehr oft sauer aufstösst, wenn bei Trennung die Kinder als Druckmittel benutzt werden oder Männer möglichst bis auf die Unterhose abgezockt werden, weil ich in meinem Umfeld auch schon erlebt habe, wie Vätern die Kinder entzogen wurden, da packt mich schon die Wut. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder den Vater genauso brauchen wie die Mutter, zudem sind Kinder kein Eigentum, sie gehören niemandem ausser sich selbst. Es ist grausam einem Vater seine Kinder weg zu nehmen, es ist etwas vom schlimmsten, dass eine Frau einem Mann und den Kindern antun kann. Ich werde auch nie verstehen, wie man aus Rachsucht oder gekränktem Stolz oder warum auch immer, den Kindern den Umgang mit ihrem Vater verbietet, das kann man doch nicht tun und dann immer noch behaupten man liebe seine Kinder.
Wenn ich als potentieller Vater solche Lippenbekenntnisse von Politikern hoere aber gleichzeitig die vaeterfeindliche Familienrechtsprechnung sehe, dann richte ich mich nach den realen Verhaeltnissen und nicht nach den proklamierten Idealzustaenden. Das ist einfach eine Frage der praktischen Vernunft.
Nun ja umso trauriger, wenn es nur Lippenbekenntnisse sind, denn ist es nicht so, dass die Kinder nie gefragt werden, wir verfügen über sie, wir reden von Liebe zu unseren Kindern und leben puren Egoismus. Frauen die sagen, ich brauche für ein Kind keinen Vater, nun ja...ob die Kinder da wohl auch so denken, das interessiert die doch nicht. Selbstverwirklichung, sich selbst beweisen, dass man alles alleine schafft, das ist ja soweit ok, aber muss das auf dem Rücken von Kindern geschehen?
Mag sein, dass es für Männer keinen nennenswerten Vorteil gibt für eine dauerhafte Partnerschaft, nur wo führt uns das hin. Ich denke, dass auch Männer sich Kinder wünschen, wenn aber aus lauter Angst ausgebootet und abgezockt zu werden, keiner mehr bereit dazu ist, wohin führt uns das denn? Für mich ist keine Karriere, keine Freiheit so viel Wert, wie das Lachen meiner Kinder und viele Männer sehen das genau so. Klar können wir uns heute stolz brüsten Unabhängig zu sein. Aber sind wir nicht auch oft einsam, was kann man dagegen tun. Wie schaffen wir wieder eine Ebene auf der Mann und Frau sich vertrauensvoll aufeinander einlassen können. Denkst du, das ist mit Gesetzten machbar? Ist es nicht so, dass jeder Mensch Liebe braucht, einen Menschen der mit ihm lacht und weint?
Eine freie und offene Gesellschaft mittels gezielter Aufklaerungsarbeit zu sensibilisieren, ist das eine; zu glauben, dass sie sich dann auch in der gewuenschten Art und Weise veraendert, ist eine Illusion.
Warum hat sich denn die Gesellschaft verändert in Bezug auf Frauen, wenn wir nicht daran geglaubt hätten, dass wir irgendwann etwas erreichen, dann wären wir doch immer noch dort wo wir vor 30 Jahren standen.
Der Unterschied zwischen Nah- und Fernsicht in Bezug auf andere Menschen hat Arne in seinem Buch ebenfalls abgehandelt. Dass gemaess Umfragen bei Frauen eine groessere Diskrepanz zwischen Nah- und Fernbild von Maennern festgestellt wurde als bei Maennern von Frauen ist interessant, wenn auch nicht besonders ueberraschend.
Und warum ist das nicht überraschend, kläre mich bitte auf?
Eine wenig beneidenswerte Zukunft, zugegeben. Allerdings wird in unserer Welt das gesunde Misstrauen bis zur Paranoia emporstilisiert. Es ist sehr schwer, sich dem zu entziehen. Auch die Maennerbewegung ist der Gefahr ausgesetzt, die Frauen zu daemonisieren. Es ist deshalb immer wieder wichtig, die eigenen Aengste auf ihre reale Grundlage hin zu pruefen.
Ja ich denke, das wäre schon viel Wert, ja Aengste auf ihre reale Grundlage hin zu prüfen.
Da hast Du viel Wahres geschrieben. Solange Menschen einander brauchen, bleiben sie zusammen. Freiheit und Unabhaengigkeit foerdern auch die Vereinzelung und Vereinsamung, dies ist die Kehrseite der Medaille. Ob mir diese Welt gefaellt oder nicht, ist unerheblich, sie ist einfach so.
Nun ja...sie ist einfach so, ich weiss nicht, wenn wir alle so denken, sie ist einfach so, klar dann spielt es irgendwann wohl keine Rolle mehr, aber ist das nicht Resignation, ich werde nicht resignieren und du?
Letzte Woche war ich krank: es war nur eine starke Erkaeltung. Aber so habe ich die Gesundheit wieder einmal zu schaetzen gelernt.
Hier sprichst du mir aus dem Herzen. Ich sage immer kein Lachen ohne Weinen, keine Freude ohne Trauer, usw. Ja oftmals lernen wir Dinge erst wieder zu schätzen, wenn sie nicht mehr da sind oder nicht mehr so funktionieren, wie wir uns wünschen.
Bei der Werbung um das Weibchen haben solche Gefuehle keinen Platz; weder im Tierreich noch bei den Menschen *fg*. Auch hier im Forum wird man(n) mit solchen Gefuehlen nicht weit kommen, sie sind nicht zielfuehrend. Sachliche Argumente sind angesagt.
Nun ja, hier im Forum magst du bestimmt Recht haben und es besteht noch in vielen Köpfen das Bild vom starken Mann, der niemals weint und und wenn, dann hat er das bitte sehr heimlich zu tun. Nur denkst du nicht, das würde sich ändern, wenn Männer es einfach tun würden, wenn ihnen danach zumute ist, wem müsst ihr denn etwas beweisen? Und ja ich weiss, dass männliche Opfer von Frauengewalt oft nicht ernst genommen werden oder verlacht und das wiederum auch von vielen Männern!
Klar sind Wut und Hass auch Gefühle und ich bin auch der Meinung, dass Wut Energie freisetzen kann, ich darf mich aber nicht von der Wut leiten lassen, ich muss die Wut so umsetzen, dass ich die Energie positiv nutzen kann. Wut kann Befreiung sein, Wut kann der Grund sein, dass Mensch endlich aufschreit und sagt:"Schluss nun, nicht mehr mit mir!" Es ist nicht leicht Wut zu kanalisieren und ich gestehe jedem Menschen ein Wut auch mal einfach nur hinauszuschreien, aber auf die Dauer ist sie bestimmt kein guter Wegweiser, sie kann einen Menschen innerlich zerfressen und dann schadet sie mehr als sie hilft! Ich fand das Posting von Thomas zu diesem Thema auch sehr gut, hat mich beeindruckt, er sprach von kühler Distanz und hat sich von der Gossensprache distanziert. Es heisst nicht wenn ich mit Wut angegangen werde, dass ich dann auch mit Wut reagieren muss. Zudem gibt es verschiedene Arten Wut auszudrücken und nicht jede muss persönlich verletzen oder persönlich angreifen!
Vielleicht wollen wir manchmal einfach zuviel. Vielleicht sollten wir uns einfach ueber die vielen Kleinigkeiten freuen, die uns tagtaeglich passieren.
Ja, vielleicht wollen wir wirklich zu viel, wir haben verlernt uns an Kleinigkeiten zu erfreuen, wir erkennen doch manchmal gar nicht mehr, dass da jemand positiv auf uns zukommt. Ja ein kurzes Lächeln im Vorbeigehen, eine kurze Begegnung, sich in die Augen schauen, das kann das Herz erwärmen. Ich erlebe das immer wieder und ich versuche mir das zu bewahren.
Ueber Sinn und Unsinn von Kriegen wurde schon vieles geschrieben. Kriege loesen zwar keine Probleme. Manchmal schaffen sie aber neue Situationen, die dann eine Problemloesung erst ermoeglichen; und wenn es nur so ist, dass alle Kriegsparteien die Aussichtslosigkeit weiterer kriegerischer Handlungen einsehen.
Ja das habe ich auch schon erlebt, dass man dem Mann gegenüber so negativ eingestellt ist, dass man nicht mehr unterscheiden kann, man lehnt einfach alles ab. Auch die Feministinnen sind meisten nicht in der Lage zu differnzieren, wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Ich sage ja immer, die Extreme existieren auf beiden Seiten. Die Frauenbewegung hat einige Jahre Vorsprung, das ist nun mal so und es war doch auch so, dass diese Frauen gerade von andern Frauen oft Unverständnis ernteten, euch geht es nun doch auch so, dass Frauen oftmals stänkern wenn ihr mit euren Anliegen kommt, was aber noch schlimmer ist in meinen Augen, das ist, dass viele Männer auch noch fest daran glauben, dass Frau immer sanft und immer versöhnlich ist und nie mit Absicht was Schlimmes tut. Ein Klischee eben, aber solange es Männer gibt die davon überzeugt sind, dass Gewalt männlich ist, solange werdet ihr es sehr schwer haben.
Viele Menschen, viele Schicksale, viele Blickwinkel, im Einzelfall immer subjektiv, oftmals sehr vorbelastet. Ein weiter Weg ...aber kein Grund zur Resignation. Und nicht nur das Problem von Männern, ich kann mir nicht vorstellen ohne Männer zu leben, mir ist es nicht egal, was Männer denken und fühlen, wenn sie verletzt sind und man sie ungerecht behandelt. Ich kann unmöglich die einzige Frau sein, die so denkt....schmunzelt...nein im ernst, ich glaube immer noch an die Kraft von euch Männern etwas verändern zu können wenn ihr es wollt.
Keiner sagt, dass es leicht sein wird oder dass es von heute auf morgen geschehen wird, es ist nie leicht und es geschieht selten schnell...alles hat seine Zeit. Aufjedenfall wünsche ich mir viele Männer, die sich wehren, die sich durchsetzen und die hier unter uns für Veränderung und Verbesserung kämpfen. Es wäre schlimm, wenn alle die Lösung darin sehen würden, wegzulaufen, sich zu verweigern und ins Ausland zu reisen um dort Sex zu haben, weil diese Frauen einen Mann noch verwöhnen. Ich finde solche Aussagen schrecklich, weil ich viel gereist bin, viele Kulturen kennengelernt habe und mit vielen Frauen in Thailand, auf den Philippinen, usw. gerdet habe und weil ich weiss, was diese Frauen durchmachen und wie sehr sich die Männer täuschen, wenn sie glauben, diese Frauen würden aus lauter Freude unterwürfig handeln.
Aber das ist ein ganz anderes Thema, ich wollte einfach sagen, ich wünsche mir Männer, die versuchen, etwas zu verändern und zwar hier, hier wo wir leben.
Ein lieber Gruss
Jolanda
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Jolanda,
18.02.2002, 12:50
- Liebe Jolanda, ich stimme Dir 100%ig zu! :-)))) - Beatrix, 18.02.2002, 19:09
- Re: Die Welt im Netz -
Maesi,
18.02.2002, 22:15
- Re: Die Welt im Netz -
Jolanda,
19.02.2002, 01:24
- Re: Die Welt im Netz -
Maesi,
19.02.2002, 23:34
- Re: Die Welt im Netz -
Jolanda,
20.02.2002, 22:16
- Re: Die Welt im Netz -
Maesi,
21.02.2002, 22:21
- Re: Die Welt im Netz - Jolanda, 03.03.2002, 02:56
- Re: Die Welt im Netz -
Maesi,
21.02.2002, 22:21
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Jolanda,
20.02.2002, 22:16
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Maesi,
19.02.2002, 23:34
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Jolanda,
19.02.2002, 01:24
- Re: Die Welt im Netz - Norbert, 19.02.2002, 00:04