Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Welt im Netz

Jolanda, Monday, 18.02.2002, 12:50 (vor 8694 Tagen)

Hallo zusammen

Oh man, ich hatte gestern ja einiges zu lesen...schmunzelt. Ich war drei Tage weg und habe mich dem realen Leben gewidmet, in vollen Zügen.

Vielleicht sollten wir nicht vergessen, das von Zeit zu Zeit sehr ausgiebig zu tun. Denn ist es nicht so, dass wir im realen Leben auf mehr Verständnis stossen und mehr lachen können und dass die Welt nicht so trotslos ist, wie man hier im Netz manchmal den Eindruck bekommt!?

Bei dieser Fülle von Informationen kann es sehr wohl passieren, dass wir abgleiten und in uns viel Groll aufbauen, den wir dann mit einem Rundumschlag wieder austeilen.

Es gibt überall Extreme, es werden Frauen zu Tode geprügelt und es werden Männer verlacht oder ausgenutzt.

Ich denke nicht, dass es bessere Menschen gibt. Die Entwicklung der letzten Jahre hat einige falsche Signale gesetzt, gegen die man ankämpfen muss. Nur ist es nicht so, dass nun alle Frauen das Gefühl haben, sie wären die einzigen, die zuwenig Rechte haben.

Im realen Leben mache ich immer wieder die Erfahrung, dass kein Geschlecht über alle Zweifel erhoben ist, es ist ein menschliches Problem.

Was ich nicht gut finde, das ist der Einfluss der Medien, dort passiert viel was uns so weit gebracht hat wie wir heute sind. Nur fangen die Männer nun ja auch an dieses Medium für sich zu nutzen. Im moment vor allem für Aufklärungsarbeit, obwohl Werbung immer noch auf beide Seiten sexistisch ist. Entweder verkaufe ich ein Produkt besser, indem ich Reihenweise halbnackte Frauen zeige oder indem ich geschmacklose Witze über Männer mache. Beides ist nicht förderlich!

Es ist oft schwer, die richtige Distanz zu wahren und zwar nicht weil wir Männer oder Frauen sind, sondern weil wir Menschen sind, Menschem mit Gefühlen und Träumen.

Hier ist es leichter jemanden anzugreifen, ihn zu verlachen, ich muss ihm ja nicht in die Augen sehen, ich kann mich hinter einem Nick verstecken und wenn ich zu weit gegangen bin, dann kann ich mich in Notfall einfach verstecken.

Ich lese, das Arnes Buch bei vielen Männern Krisen auslöst. Ich frage mich dann, warum erst das Buch diese Krise auslöst? Warum sind es nicht persönliche Erfahrungen, die mich veranlassen zu hinterfragen, warum ist es ein Buch? Mir hat das Buch auch in einigen Punkten die Augen geöffnet, aber ich sehe es nicht so extrem wie das wohl einige Männer tun. Es ist ungesund, sich nun mit all diesen Negativbeispielen vollzusaugen und den Blick für die Realität zu verlieren.

Wenn hier nicht so viele Frauen sind, die die Männer verteidigen, dann hat das auch damit zu tun, dass viele Frauen wollen, dass ihre Familie glücklich ist und damit sie das ist, muss man im realen Leben was tun.

Was denkt ihr denn, denkt ihr dass Kinder haben etwas wertvolles ist, denkt ihr dass Kinder unsere Zukunft sind oder denkt ihr Kinder müsst ihr nicht haben?

Wenn ihr denkt, dass Kinder wertvoll sind und dass sie alle Liebe der Welt verdient haben, dann helft ihr ihnen auch nicht, indem ihr Frauen als Uebel abtut. Genauso wenig wie wir ihnen helfen, wenn wir Männer als Uebel abtun. Kinder brauchen Vater und Mutter.

Meine Tochter kam vor ein paar Tagen zu mir und sagte: "Du Mama, kann man auch Kinder bekommen, wenn man Sex macht und Kinder bekommt und die Frau sich dann vom Mann trennt?" Ich erwiderte:"Ja mein Schatz, das kann man!"
Sie meinte dann:"Das ist aber nicht fair gegenüber den Männern". Worauf ich ihr antwortete:"Richtig mein Schatz, wenn eine Frau, dem Mann das Kind einfach entzieht, wenn er es nicht mehr sehen darf, dann ist das total unfair". Meine jümgere Tochter ist fünf Jahre alt!

Kinder haben noch ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, aber wenn sie nun von allen Seiten zu hören bekommen, Frauen sind egoistisch und falsch und Männer sind brutal und gefühlslos, wie sollen sie denn noch an die Zukunft glauben.

Wir sind doch alle so darauf fixiert an uns selbst zu denken und nur uns zu sehen, dass wir ganz vergessen, dass diese Welt nur existiert, weil Mann und Frau eine Gemeinschaft bilden und zusammenhalten.

Klar funktioniert das oftmals nicht, aber gerade daran müssen wir doch arbeiten. Ich sehe in Aufkärungsarbeit sehr wohl einen Sinn, Menschen sensibilisieren, auf Vorurteile aufmerksam machen. Nur artet es auf beiden Seiten aus, zu persönlichen Machtkämpfen, bei vielen habe ich das Gefühl, es geht nicht mehr um die Sache, es geht darum Schuldige zu finden für das ganz persönliche Unglück. Keiner ist mehr bereit bei sich selbst anzusetzen, denn egal was ihr alles schreibt, egal was uns im Leben passiert ist, wir haben auch viel Schuld daran, entweder weil wir vor lauter Bequemlickeit nie was geändert haben oder weil wir uns nicht gewehrt haben, wenn man uns verletzt hat.

Ich kenne viele Frauen, die sich sehr um Ausgleich bemühen, ich kenne viele Männer die tun genau das selbe.

Diese Welt der Extreme, sie ist nicht das Mass aller Dinge, nicht für mich. Ich glaube auch nicht daran, dass uns das zueinander führt...nein, die Gräben werden immer tiefer und wir verlezten uns gegenseitig so sehr, dass es immer schwieriger wird im positiven etwas zu verändern.

Und wenn nun Frauen und Männer dafür plädieren, dass wir doch gut ohne das andere Geschlecht leben, dann denke ich...oh mein Gott, das soll also die Zukunft sein. Wir hüpfen zusammen ins Bett, natürlich mit dem angebrachten Misstrauen und dann verziehen wir uns wieder, jeder für sich in seine düstere Welt, die ja so gemein ist und so kalt.

Klar ist sie kalt, wir streben ja nach Freiheit und Unabhängigkeit. Wir brauchen einander ja nicht mehr. Ich finde mich in dieser Welt nicht. Tut ihr das?

Und noch was...was ich euch sagen wollte, Gefühl zu zeigen, heisst für mich, verletzlich zu werden, kein Hoch ohne Tief. Lebe emotionslos im Mittelmass, dann ist die Gefahr verletzt zu werden klein. Aber ich finde Menschen die lachen und weinen können, die sich freuen und die leiden, die leben...die leben...versteht ihr?

Und ein Mann der Geühle zeigen kann und der auch mal weint oder tief getroffen ist, der hat mehr Charakter und ist mehr Mann als jeder distanziert gegen aussen souverän wirkende.

Mir ist noch nie so viel Verbitterung und Hass und Wut und Agression begegnet wie auf all diesen Foren, wo es das Ziel von manchen Postern ist, einfach nur anzuklagen und Recht zu haben.

Ich lasse mich da nicht so weit reinziehen. Dafür liebe ich das Leben und die Menschen zu sehr. Wir sind doch schon recht überheblich geworden, unser persönliches Glück geht vor, vor allem anderen.

Respekt und Toleranz und zuhören und versuchen zu verstehen, das ist doch bei vielen verpönt. Ich will Gleichgesinnte um mich scharren, die mich bestätigen, die mir das Gefühl geben, dass mein Krieg der richtige ist, als wenn je ein Krieg richtig gewesen wäre!?

Ein lieber Gruss
Jolanda


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