Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Antwort II/ Garfield

Garfield, Wednesday, 27.04.2005, 18:32 (vor 7535 Tagen) @ Faima

Als Antwort auf: Re: Antwort II/ Garfield von Faima am 27. April 2005 07:05:

Hallo Faima!

"Weil sie im Krisenfall. z.B bei einer Scheidung nicht mit der
gleichen gesellschaftlichen (und noch schlimmer) gesetzlichen
Unterstützung rechnen können, wie es die Männer für sich beanspruchen.
Heißt nicht, daß sie die Opferrolle übernehmen, sie haben es
aber im genannten Fall um einiges schwerer."

Das erinnert mich an einen Bericht über eine Reportage, den mal vor längerer Zeit jemand hier im Forum geschrieben hat. In dieser Reportage wurden u.a. auch Aufnahmen von einem Scheidungsprozeß im Iran gezeigt. Die dominierende Person dabei war die Noch-Ehefrau, die da alle - auch den Richter - niederkeifte. Sehr unterdrückt soll sie dabei nicht gewirkt haben...

Ich kann mir - nicht nur aufgrund eigener Erfahrungen - jedenfalls nicht vorstellen, daß es in islamischen Ländern soviel anders zugeht als in früheren Zeiten hierzulande. Es mag ja Ausnahmen geben, wie beispielsweise in Saudi-Arabien, wo sich radikale Islamisten durch Unzufriedenheit in der Bevölkerung massiv ausbreiten können und die oberen 10.000 Unmengen von Öl-Geldern an diese Islamisten zahlen, um sich so deren Schweigen zu ihrem Lebensstil zu erkaufen, der oft keineswegs dem Koran und schon gar nicht den dort herrschenden strengen Glaubensregeln entspricht. Leider sorgt die Politik der USA noch zusätzlich dafür, daß sich der radikale Islamismus auf immer mehr islamische Länder ausbreitet. (Auch das Taliban-Regime in Afghanistan wäre bekanntlich ohne Unterstützung der USA und ohne saudisches Geld nie an die Macht gekommen.) Das ist aber kein Produkt einer natürlichen Entwicklung, sondern lediglich Ausdruck einer Fehlentwicklung in diesem Teil der Welt, der so nur durch rücksichtslose Einflußnahme einer dominierenden Supermacht möglich geworden ist.

Im Koran sind viele Regeln zum Schutz der Frauen enthalten, und es hat auch in früheren Zeiten schon spezielle Gerichte gegeben, die nur dafür da waren, auf die Durchsetzung dieser Regeln zu achten.

Ich weiß es nicht genau, vermute aber stark, daß es Regeln nur zum Schutz für Männer im Koran wohl kaum geben wird. In Europa war das früher genauso. Feministinnen betonen heute gern, daß Männer in früheren Zeiten das Recht hatten, ihre Frauen körperlich zu bestrafen und daß es sogar Gesetze gab, die festlegten, womit sie ihre Frauen schlagen durften. Das wird natürlich als Beweis für die Unterdrückung der Frauen gewertet. Tatsächlich waren diese Gesetze zum Schutz der Frauen gedacht. Und umgekehrt gab es überhaupt kein Gesetz zum Schutz der Männer vor ihren Frauen. Wenn ein Mann mit einem zu dicken Knüppel auf seine Frau einschlug, konnte sie ihn also verklagen. Sie dagegen konnte umgekehrt auch mit einem dicken Feldstein auf ihn einprügeln. Solange sie ihn dabei nicht tot schlug, interessierte das niemanden. Und wenn ein Mann sich beklagte, weil seine Frau ihn geschlagen hatte, dann konnte es ihm sogar passieren, daß er dafür bestraft wurde. Z.B. indem man ihn verkehrt herum auf einen Esel band und ihn so zum Gespött seiner Mitmenschen durch den Ort führte.

Frauen wurde zu allen Zeiten viel mehr Hilfe und Verständnis zuteil als Männern. Und sie haben das immer gern in Anspruch genommen. Da war keine Rede von Emanzipation, und auch heute haben viele Frauen gar keine Skrupel, wenn es darum geht, ihre Vorrechte wahrzunehmen und Mitleid, Verständnis und Hilfe von ihrer Umwelt einzufordern.

Wenn es trotzdem in früheren Zeiten und auch heute noch in armen Ländern vielen Frauen schlecht geht, dann liegt das einfach daran, daß es wenig zu verteilen gab bzw. gibt. In den westlichen Ländern ist der Lebensstandard in den vergangenen Jahrzehnten aber stark gestiegen, und am meisten haben wie immer die Frauen davon profitiert. Das schlägt sich u.a. in ihrer höheren Lebenserwartung wieder.

Diejenigen Frauen in islamischen Ländern, die für die Konservierung der bestehenden Verhältnisse eintreten, wissen jedenfalls genau, wieso sie das tun. Ihnen ist sehr wohl bewußt, daß diese Verhältnisse ihnen diverse Vorteile (vor allem die Freiheit von der Pflicht, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu arbeiten) bescheren, und die damit verbundenen Nachteile nehmen sie dafür gern in Kauf.

Freundliche Grüße
von Garfield



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