Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Wieczorek-Zeul ruft zum Kampf gegen Beschneidung von Frauen auf

susu, Saturday, 16.04.2005, 17:55 (vor 7548 Tagen) @ Eugen Prinz

Als Antwort auf: Re: Wieczorek-Zeul ruft zum Kampf gegen Beschneidung von Frauen auf von Eugen Prinz am 16. April 2005 12:43:28:

Also da weiß ich ja gar nicht ob ich lachen oder weinen soll. "Solange wir stets nur einseitig Lobbyarbeit betreiben..." Wen meinst du mit "wir"? Und wo wird für exklusive Männerbelange überhaupt und stets nur einseitig Lobbyarbeit betrieben?
Es gibt eine mit gigantischem finanziellem und personellem Aufwand betriebene Lobbyarbeit exklusiv für Frauenbelange. Dagegen sind alle die privaten Initiativen, wie z.B. der VAfK, Manndat, Majuze ... weniger als nichts.

Mit wir meine ich mal ganz grob "die in der Männerbewegung aktiven". Und natürlich ist mir klar, daß so ein "wir" widersprüchlich ist. Es ist in dem Zusammenhang als Appell zu verstehen. Für mich geht es darum, schon im Ansatz die Probleme zu vermeiden, die dazu geführt haben, daß Teile der Frauenbewegung - insbesondere da, wo sie staatliche Institution geworden sind - in zentralen Fragen am Thema vorbeigehen.

Zitat aus SFBM, Seite 590:
"Hätten wir also die letzten dreißig Jahre statt der feministischen eine maskulistische Bewegung gehabt, die nur das Leiden der Männer [..] im Auge gehabt und das der Frauen vernachlässigt hätte, dann wäre diese ebenso als sexistisch abzulehnen wie die feministische. [..] Im Endeffekt wäre natürlich eine Gender-Politik wünschenswert, die beiden Geschlechtern gerecht wird."

Ziel kann es nicht sein, eine reine Gegenstrategie zu formulieren. Das Ziel muß immer sein, daß eine solche, auf die Problemme aller Betroffenen Gruppen gerichtete, Gender-Politik zu Stande kommt.

Wir - damit meine ich MANNdat - haben eine Devise: Männliche Benachteiligungen bekannt machen und beseitigen! Damit werden weibliche Benachteiligungen keineswegs geleugnet. Aber wir bezahlen unser ganzes Engagement aus der eigenen Tasche, und die Steuerzahler unter uns finanzieren auch noch den Feminismus mit. Da sollten wir uns schon ohne schlechtes Gewissen eine gewisse Parteilichkeit erlauben dürfen.

Ab jetzt habe ich wieder Zeit mich da persönlich einzubringen. Ich halte MANNdat für die Gruppe, die das, was ich meine recht konkret integriert hat. Ich mache das mal an Zitaten aus dem offenen Brief an den DGB fest:

"Dabei bräuchten alle Jugendliche, Jungen wie Mädchen, neue Zukunftsperspektiven."
"Was, fragen wir Sie, würde es den Mädchen nehmen bei ihrem Blick in männerdominierte Berufe, wenn sich gleichzeitig Jungen in frauendominierten Berufen, wie z.B. im pädagogischen, sozialen oder erzieherischen Bereich umsehen würden?"
"So positiv wir Ihr Engagement für die Zukunftsperspektiven von Mädchen finden, so negativ finden wir Ihre Untätigkeit für die Zukunftsperspektiven von Jungen."

Und das rennt, zumindest bei den Feministinnen, die ich kenne offene Türen ein. Ich gebe dir ein Beispiel für den Unterschied zwischen der staatlichen Vereinnahmung des Begriffs "feministisch" und dem was an der Basis passiert:

Wildwasser ist ein Verein, der Hilfe für sexuell mißbrauchte Mädchen anbietet. Wenn du dir die Website ansiehst, oder das Info-Material findest du durchgehend nur Mädchen. Wenn du dagegen die (nicht auf der Website verlinkten) Jahresberichte betrachtest, findest du heraus, daß ca. 10% der betreuten Personen, sexuell mißbrauchte Jungen sind. Der Grund dafür ist: Das zuständige Landesministerium erklärte klipp und klar: Wenn Jungen als Zielgruppe auch erwähnt werden, werden die Fördergelder gestrichen.

Wenn der Kampf gegen Genitalverstümmlung dein Anliegen ist, dann ist das natürlich deine Gegenseite. Wer will dir das bestreiten? Unsere Gegenseite - das sind beispielsweise FeministInnen in Politik und Verbänden, die den Jungs hierzulande keinen Boys-Day zugestehen wollen.

Es gilt gerade hier zu differenzieren. Weil es da zum einen die gibt, die blockieren und die, die einen Boys-Day wollen. Beides gibt es als feministische Position, aber auch davon unabhängig (xx will offenbar auch keinen Boys-Day).

Das ist keine Herzlosigkeit. Aber wir können nicht die ganze Last der Probleme auf unseren Schultern tragen. Viele Probleme, wie auch die Genitalverstümmlung, werden erst durch die parteiliche Einflussnahme feministischer Politikerinnen zu Problemen für uns.
Arbeitslosigkeit z.B. ist eigentlich ein Wirtschaftsthema. Aber wenn PolitikerInnen nur Frauen fördern und Männerarbeitslosigkeit ignorieren, dann ist das unser Problem. Kannst du diesen Ansatz verstehen und womöglich sogar billigen?

Ich verstehe diesen Ansatz und stimme dem was MANNdat macht zum allergrößten Teil zu. Als meine persönliche Aufgabe sehe ich die Schaffung von etwas an, daß GPAC ähnelt. Also die Vernetzung von Gender-Politischen Gruppen mit Zielen, die nah genug beieinander liegen um Kooperation zu ermöglichen.

Für mich ist Aktivismus in der Männerbewegung vereinbar mit feministischem Aktivismus, queerem Aktivismus, etc. solange sich die jeweiligen Positionen vereinbaren lassen. Und das bedeutet eine Auswahl zu treffen, in jedem dieser Bereiche.

susu


gesamter Thread:

 

powered by my little forum