Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wieczorek-Zeul ruft zum Kampf gegen Beschneidung von Frauen auf

susu, Saturday, 16.04.2005, 04:42 (vor 7547 Tagen) @ Eugen Prinz

Als Antwort auf: Re: Wieczorek-Zeul ruft zum Kampf gegen Beschneidung von Frauen auf von Eugen Prinz am 16. April 2005 00:32:53:

Erbarmen! Kannst du es vielleicht verständlicher rüberbringen?

Unter meinem Link gibt es dazu eine Erklärung. Genitalverstümmelungen werden je nach Grad der Beeinträchtigung in 4 Klassen unterteilt. Bei den höheren Stufen gibt es eine annäherden Gleichverteilung, bei der niedrigsten überwiegen Männer. In Benin geht es um Genitalverstümmelungen der 2. Stufe, sowohl bei Männern als auch Frauen. Und hier einfach den Faktor 6 reizuwerfen ist einfach eine zu undifferenzierte Betrachtung.

Das ist natürlich Unsinn, bzw. das könnte nur gelten, wenn wir in einer Welt leben würden, in der die Interessen von Jungs und Mädchen gleiche öffentliche Aufmerksamkeit genießen würden. Was aber nicht der Fall ist und was genau deswegen von Franklin zu Recht kritisiert wird.

Das ist eine Argumentation, die mit bekannt vorkommt... Woher nur? Ach ja:
„Die Öffnung der Bundeswehr für Frauen als Zeit- und Berufssoldaten ändere nichts an den guten Argumenten für den Beibehalt der Wehrpflicht für Männer... Solange die Erziehung von Kindern und Pflegeleistungen in der Familie fast ausschließlich von Frauen erbracht werden und solange die bestehenden Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft nicht abgebaut sind, geht eine Gleichstellungsdebatte hier an der Sache vorbei.“ (Hildegard Müller, CDU)

Ich würde dem so entgegnen: Solange wir stets nur einseitig Lobbyarbeit betreiben, wird sich in den Köpfen keine Gleichbetrachtung einstellen. Und solange das so ist, werden wir in einer Welt leben in der es keine Gleichbehandlung gibt.

Wenn wir uns hinstellen und ausschließlich von Genitalverstümmelung bei Männern reden, dann haben die, die sich gegen FGM einsetzen guten Grund zu der Annahme, daß das Problem damit beiseite geschoben werden soll. Unser Ziel ist es, auf die Problematik von MGM hinzuweisen, das erreichen wir nicht, indem wir FGM kleinreden, sondern Zusammenhänge erkennen, klarstellen, kooperieren. Was sind die Alternativen? a) Wir kloppen uns mit den Organisationen, die gegen FGM vorgehen um Redezeit und b) Wir öffnen uns dem Austausch und der Kooperation um gegen Genitalverstümmelungen vorzugehen. NOCIRC, die in der verlinkten PDF von Frank genannt werden, beteiligen sich an der Organisation, die ich verlinkt habe (members), genau wie z.B. Terre des Femmes, etc.

Muss er eben nicht. Irgend jemand muss sich ja auch zum Sprachrohr der Jungs machen, und wenn es nur eine private(!) Initiative wie der VAfK ist. Du unterschlägst völlig, dass die (feministische) Gegenseite überhaupt nichts von deiner Ausgewogenheit hält.

Gerade in diesem Bereich eben doch. Nur dringt das nicht unbedingt in dem Maße an die Öffentlichkeit, wie es wünschenswert wäre. "Mothers against Circumcision" setzt sich geschlechtsneutral für die Abschaffung von Genitalverstümmelungen ein, ich selbst habe auf einer Veranstaltung eines Frauen/Lesbenrefereates zum Thema Genitalverstümmelungen an Jungen geredet. Ergebnis war keineswegs Ablehnung sondern Interesse an Möglichkeiten zur Hilfe und die Frage nach weiteren Informationen. Meine persönliche Erfahrung sagt mir, daß vor allem Wissensmangel für die einseitige Behandlung des Themas verantwortlich ist und das der nicht behoben wird, wenn man die Leute gegen sich aufbringt, sondern nur, indem man dieses Wissen vermittelt.

Deine Einschätzung wo die Gegenseite ist, ist meines Erachtens nach schlicht und ergreifend falsch: Die Gegenseite besteht aus jenen Leuten, die Kinder genitalverstümmeln (lassen).
Natürlich hat der VafK das Recht das zu handhaben, wie er das für richtig hält. Aber: Er ist dafür genauso zu kritisieren, wie Wieczorek-Zeul und er dient seiner Sache damit nicht. Denn besser kann man es nicht schaffen MGM aus der Öffentlichen Diskussion zu halten, als zu sagen: Laßt uns mal darüber zu reden, anstatt über FGM.

susu


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