Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Was die Männerbewegung will (@ Bruno)

Arne Hoffmann, Sunday, 18.04.2004, 17:54 (vor 7336 Tagen) @ Emmalein

Als Antwort auf: Re: Was die Männerbewegung will von Emmalein am 18. April 2004 11:05:46:

Hi Emmalein,

einige von deinen Antworten kann ich einfach so stehen lassen. Generell stelle ich übrigens fest, dass wir mit unseren Auffassungen nun wirklich nicht Lichtjahre auseinander sind. Die Männerbewegung, wie zumindest ich und viele andere sie verstehen, sollte ohnehin genausowenig vor Problemen vieler Frauen die Augen verschließen (Vergewaltigungsopfer, Alleinerziehende etc.) wie umgekehrt für viele Frauen die Berechtigung verschiedener Männeranliegen offenkundig sein müsste.

Hast Du im Übrigen Zahlen darüber, wie stark Männer vom Sterben an Prostatakrebs und Zahlen darüber, wie stark Frauen vom Tod an Brustkrebs betroffen sind? Absolute Zahlen, dass Männer eventuell stark von Prostatakrebs betroffen sind, sind weniger nützlich, als prozentuale Anteile. Wenn mehr Männer prozentual von Prostatakrebs betroffen sind, oder auch nur gleichviel wie Frauen von Brustkrebs, bestünde hier tatsächlich Handlungsbedarf. Wenn allerdings der Anteil der Männer, die an Prostatakrebs sterben, sehr viel geringer ist, als der Anteil der Frauen, die an Brustkrebs sterben, ist es durchaus gerechtfertig, mehr Geld für die Bekämpfung von Brustkrebs auszugeben als Geld für die Bekämpfung von Prostatakrebs.

Die Zahlen über einen Handlungsbedarf wegen prozentualer Verteilung müssten wir eigentlich vorliegen haben. In meinem Buch beziehe ich mich vor allem auf den Kölner Urologen Theodor Klotz. MEN´s HEALTH führt ein vergleichbares Missverhältnis an und hatte deshalb ja vor zwei Jahren auch die Gesundheitsministerin angeschrieben (vergeblich). Da ich aber gerade ziemlich am Rotieren bin, kann ich´s gerade nicht selbst raussuchen und verweise vielleicht an einen unserer Gesundheitsexperten: Bruno, hast du da Zahlen zur Hand? Wenn nicht, müsste ich doch selbst noch mal schauen.

Das Problem könnte dabei aber auch an den Männern selbst liegen; wenn Männer sich selbst Depressionen nicht eingestehen können, und deswegen nicht zum Arzt gehen, kann ein Arzt nicht tätig werden.

Wie so viele Probleme liegt auch dieses sicher auch an den Männern selbst. Männer, die unter Depressionen leiden, stoßen auch bei anderen Männern weniger auf gute Zuhörer und müssen sich stattdessen einfühlsame Frauen suchen. Wobei man jetzt argumentieren könnte: Dass Männer oft weniger einfühlsam sind, liegt ja auch an bestimmten sozialen Umständen, Rollenerwartungen etc.

Übrigens werden weniger Männer als Frauen "draussen", also nicht im Gefängnis vergewaltigt, sagt wenigstens die Statistik des BKA aus.

Dass "draussen" mehr Frauen als Männer vergewaltigt werden, glaube ich gerne. Nachdem ich inzwischen aber sowohl durch die Literatur als auch durch Bekannte von offenbar gar nicht so seltenen Männervergewaltigungen erfahren habe, finde ich es erschreckend, dass solche Gewalttaten fast gar nicht thematisiert werden. So wenig, dass für viele allein die Vorstellung eines vergewaltigten Mannes absurd erscheint.

- Insbesondere sei in diesem Zusammenhang auf die Bereiche häuslicher und sexueller Gewalt verwiesen. Was häusliche Gewalt angeht, wissen wir seit Jahren, dass dabei die Täter mindestens zur Hälfte weiblich sind. Es gibt bisher nur zwei Hilfsprojekte für männliche Opfer dieses Delikts (in Berlin und in Oldenburg), beide erhalten bislang keinerlei staatliche Unterstützung.

Welche Statistik sagt das aus? Woher hast Du diese Daten?

Okay, hier muss man ja mittlerweile auf ganze Datenbanken verweisen und es dem Einzelnen überlassen, sich entsprechend einzuarbeiten. Einige Übersichten, Zugriffe auf Studien und anderes Material bieten die folgenden Websites:
www.vix.com/menmag/fiebert.htm
http://www.maennerbuero-trier.de/seite7.htm
(siehe dort insbesondere den Link zum Bericht "Gewalt gegen Männer" des österreichischen Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen)
http://www.vafk.de/gewaltschutz, Rubrik "Schlüsseltexte" (siehe dort vor allem: http://www.vafk.de/gewaltschutz/Dokumente/Gemuenden.pdf)
http://www.dvmen.org
Als Literaturempfehlung wie immer Gemündens Doktorarbeit.

Das ist in der Tat ein Missstand, der mich wirklich empört; vor allem, dass staatlich geförderte Organisationen VERHEIMLICHEN müssen, dass sie für missbrauchte Jungen ebenfalls tätig werden, damit sie weiter Fördermittel erhalten! Das ist ein Zustand, der schnellestens abgeschafft gehört! (Susu kann Dir dazu mehr sagen, er/sie scheint sich auf diesem Gebiet verdammt gut auszukennen).

Weiß ich doch. :-) Susu und ich ziehen da völlig an einem Strang.

Es ist in der Tat ein schwieriges und sensibles Thema. Einerseits sind die Folgen der Falschbeschuldigung meist für die Betroffenen schrecklich, andererseits gehört für die meisten Frauen auch eine enorme Überwindung dazu, so etwas überhaupt zur Anzeige zu bringen; die Befragungen in dieser Hinsicht sind teilweise ebenfalls sehr peinlich, weil sie darauf abzielen MÜESSEN, herauszufinden, ob auch ein Missverständnis der Situation vorliegen gekonnt haben könnte und ein Verhalten als freiwillig interpretiert werden könnte, was nicht freiwillig war. Eine Lösung für das Dilemma habe ich auch nicht wirklich.

Zustimmung.

- Frauen dürfen zur Bundeswehr, Männer müssen dorthin. Das ist mit dem Gleichheitsgrundsatz der Verfassung nicht zu vereinbaren.

Hat das Bundesverfassungsgericht vor kurzem aber anders gesehen.

Bei allem Respekt vor dem Bundesverfassungsgericht, aber in diesem Fall bin ich anderer Meinung. Der Fall ist mir natürlich bekannt; ich hatte seinerzeit auch darüber berichtet.

Wundert mich allerdings auch; für Grundschullehrer sollte z. B. irgendeine Förderung eingeführt werden.

Wobei ich keine Ahnung habe, ob das tatsächlich etwas bringen würde.

Oder man schafft, was ich besser fände,das gesamte Förderungssystem ab. Dann bräuchte keine Frau auch mehr Angst haben vor dem Vorwurf,einen Job nur wegen der Quote bekommen zu haben. Das wäre mir zumindest ausserordentlich unangenehm.

Wenn ich eine Frau wäre, ginge es mir vermutlich ähnlich.

Man hat an unserer Uni mal versucht, Frauencomputerräume einzurichten. Der RCDS hat sich dagegen gewehrt. War das einzige Mal, dass ich RCDS gewählt uab, obwohl ich sonst von dem Verein nichts halte.

Dito. Das ist auch der einzige Punkt, wo ICH den RCDS unterstütze. Wobei die in Mainz außer verhaltenem Meckern ja nicht wirklich gegen die Frauenbib angehen. Völliger Schwachsinn, Literatur zur Genderdebatte Männern bewusst schwerer zugänglich zu machen.

Hast Du da Studien, die sich speziell auf den Englischunterricht beziehen? Mein Problem ist, dass ich gehört habe, dass Jungen gerade im Fremdsprachenunterricht eher schlechte Ergebnisse erzielen, aber von unterrichtlichen Projekten, die einen "jungengerechteren" Unterricht möglich machen, weiss ich bis jetzt nichts.

Hab ich noch nicht vorliegen. Ich beziehe mich vor allem auf Zeitungsmeldungen, Aktionen/Statements von Elternverbänden und Politikern und der Aussage einer befreundeten Lehrerin. Mir sind aber keine konkreten Projekte bekannt, sorry.

zumal mein Vater einer der ersten sogenannten "neuen Väter" war, dem es nichts ausmachte, mit Kinderwagen, Babywindeln und fläschchengebend gesehen zu werden.

Das war bei meinem genauso. Und hier draußen auf dem Land war das damals erst recht ein Unding.

Mein Vater hat auch sowohl mich, als auch meine Schwester gebadet. Heute wäre das schon fast nicht mehr möglich! Manche von meinen männlichen Freunden trauen sich das schon gar nicht mehr, ihre Töchter zu baden, weil sie Angst vor dem Vorwurf der Pädophilie haben. Traurig, oder?

Ja, klar. Das sind ja solche Entwicklungen, die mir Sorgen machen.

Na ja, mich nervt das Ganze schon bei den Frauen total. Ich bin nicht gerade ein Fan der sogenannten "political correctness".

Ja, es ist schwierig, da das richtige Maß zu wahren. Dauerbeleidigte Maskulisten als Gegenstück zu den Feministinnen brauchen wir sicher nicht, aber in vielem muss ja überhaupt erst Sensibilität geschaffen werden.

Nun ja, ich weiss nicht genau, ob es ähnliche Folgen für die Fruchtbarkeit und das Wasserlassen bei bestimmten Formen der Beschneidung für Jungen gibt wie bei Frauen (die Schwangerschaft kann erschwert werden, es kann extrem schmerzhaft werden, Wasser zu lassen, vor allem bei der pharaonischen Beschneidung, die es in Ägypten immer noch gibt). Soweit ich weiss, werden die medizinischen Folgen für Jungen als weniger gravierend beurteilt(meine Schwester,damals eine Krankenschwester, hat mir vor Jahren dazu mal einen Zeitungsartikel gegeben. Ich könnte sie, wenn es Dich interessiert, danach noch mal fragen).

Immer gern. Auch hier müsste sich wieder susu gut auskennen. Es gibt auch ein paar gute Websites zur Genitalverstümmelung bei beiden Geschlechtern, z. B. www.circumstitions.com.

Herzlicher Gruß

Arne


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