Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ehe und Familie im Wandel

katja, Saturday, 16.09.2006, 23:11 (vor 7021 Tagen) @ katja

Nicht die Emanzipation von der Tyrannei traditioneller Konventionen, sondern eine tiefer liegende Angst vor langfristigen Verpflichtungen sei die Ursache für die Bindungsmüdigkeit, so Bristow. Für sie reflektiert die als Trend zu beobachtende Abkehr von festen Bindungen eine tiefer liegende Skepsis der Menschen, sich überhaupt für etwas einzusetzen. Wer sich heute noch engagiert und persönlich einsetzt (z.B. für politische Ideen, Ideale, die Wissenschaft), gilt häufig als töricht, irregeleitet oder sogar gefährlich. Übervorsichtigkeit, Risikomüdigkeit und Angst machen auch vor intimen Beziehungen nicht halt, und dies wirft Fragen über unsere zunehmend atomisierte Gesellschaft auf.
Bolz sieht dagegen im engstirnigen, kurzsichtigen Selbstverwirklichungsdrang einer durch Oberflächlichkeit geprägten Spaßgesellschaft die Ursache für das Phänomen Bindungsangst. Die Ehe habe für die meisten Menschen keinen anderen Sinn als die Verwirklichung ihres Selbst, schreibt er, und weiter: ?Das Problem liegt nun darin, dass die Individuen ihre Überzeugungen überleben. Es gibt nur noch temporäre Gewissheiten, die als Trends zwar Kultstatus bekommen, aber eben nicht mehr zum Rückgrat des Lebens werden können.?(2) Vor allem jedoch ? und hier treffen sich Bristow und Bolz ? gehen die neuen Trends bei der Eheschließung einher mit einem sich wandelnden Verständnis über das, was wir als private und öffentliche Sphäre bezeichnen. Während die Institution Ehe an Bedeutung verliert, nimmt der Staat immer mehr Einfluss auf die intimsten Bereiche unseres Lebens.

Also irgendwie stösst mir da immer auf, dass eine mangelnde und dauerhafte Bindung zu einer Person gleichgesetzt wird mit einem mangelnden Interessen an der Gesellschaft oder an anderen Menschen innerhalb der Gesellschaft. Das widerspricht ganz grundlegend meinen Erfahrungen. Familie beansprucht Zeit, Engagement, Ressourcen in jeglicher Form. Was ja auch richtig ist und sinnvoll. Aber die Leute, die sich für Arbeitskollegen, Freunde oder Job einsetzen, sind eher nicht die Familienväter oder -mütter. Das sind Singles oder Kinderlose.

Grüsse

katja


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