Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Frauen in Guerilla-Bewegungen

Goddiejens, Friday, 22.05.2009, 02:13 (vor 6062 Tagen) @ Chato

Frauen haben bei revolutionären Aufständen nicht nur ihre Männer bekocht und im Verletzungsfall versorgt und gepflegt, sondern sie waren oft auch aktiv an Kampfhandlungen direkt an der Front beteiligt. Man nehme mal das Beispiel Deutschland:

Die Gründer der KPD, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, wurden Anfang 1919 ermordet. Die Kommunistin Ruth Werner leistete als Aufklärerin und Geheimagentin eine ganz enorme Arbeit, hochgefährlich wie Spionage ja nun mal ist. Auf "Tania la guerrillera" Tamara Bunke trifft dies ebenfalls zu. Deren Aufgaben konnte einfach kein Mann übernehmen. Auch eine Prostituierte ist dazu unfähig, denn bei ihr zählt Geld und nicht der gefestigte eigene Klassenstandpunkt mit der kommunistischen Weltanschauung. Und wer die Leistungen dieser Frauen unterschätzt, kennt einfach deren Biografien nicht.

Die Lateinamerikaner sind Machos, dem Machismus verfallen. Häufig ist in Lateinamerika Frauenüberschuß vorhanden. Dennoch kämpfen beispielsweise in der größten Guerrilla-Organisation dort, der kolumbianischen FARC-EP, viele Frauen. Bei kommunistisch geführten Guerrilla-Organisationen wie jener FARC-EP oder der NPA in den Philippinen sind Frauen zumindest in den Kampfkommandos mit dabei. Daß sie nicht die Mehrheit der Kämpfer stellen, ist erklärlich. Hier zwei wesentliche Gründe:

-1- Eine Mutter, die ihr Kind großzieht, wird nicht an die Front gehen und ihr Leben riskieren, solange das Kind nicht zumindest im jugendlichen Alter ist. Dies macht dann schon eher der Mann, der Familienvater, oder eben die Söhne und Töchter machen es. Fallen Männer im Guerrillakrieg, dann ist es so, daß entsprechend den Möglichkeiten der Guerrilla die hinterbliebenen Frauen mit den Kleinkindern unterstützt werden. Sei es durch gelegentliche Geldzuwendungen, sei es durch Naturalienhilfe.

-2- Nicht selten stammen die Guerilla-Kämpferinnen aus Hinterbliebenen grausamer militärischer Massaker. Die einfache junge Landarbeiterin, welche aus einem Versteck beobachten konnte, wie Regierungssoldaten ihre Schwestern und Freundinnen vergewaltigen, sexuell foltern und zum Schluß umbringen, bringt das notwendige Maß an Haß gegen die brutalen Bestien auf, um selbst in die Berge zu den Guerrilla-Einheiten zu gehen, sich ihnen anzuschließen und als Kämpferin in Kauf zu nehmen, im Fall der Gefangennahme von den gegnerischen Soldaten ebenfalls vergewaltigt, sexuell gefoltert und ermordet zu werden.
Natürlich droht festgenommenen Guerrilla-Kämpfern ebenfalls schwere Folter einschl. sexueller Folter sowie die Ermordung.
Anders ist es bei den Regierungssoldaten. Geraten sie in Gefangenschaft, wird ermittelt, inwiefern sie an Verbrechen am eigenen Volk beteiligt waren. (Ich weiß aus den Philippinen, daß die revolutionären Kräfte vor Ort da sehr genau dokumentieren, wer an Massakern und Kriegsverbrechen beteiligt gewesen ist. Zeugen werden befragt und festgehalten. Die Guerrilla-Einheit, welche Gefangene macht, fragt bei den übergeordneten Kommandostellen kurzerhand an, ob gegen die Gefangenen in jedem Einzelfall was vorliegt. Liegt was vor, dann kommt der Beschuldigte vor ein "Volksgericht" und wird mit Verwarnung oder Wiedergutmachung bei geringeren Vergehen und mit Todesstrafe bei schwerwiegenden Verbrechen bestraft. Gefoltert wird bei NPA und FARC-EP nicht, sondern Gefangene werden entspr. internationalen Konventionen behandelt. An welche sich die Gegenseite, die Streitkräfte der Philippinen, nicht halten. Der Terror der Regierenden richtet sich zumeist auch in Gestalt von Todesschwadronen gegen die Angehörigen von Guerrilleros, gugelt mal Rebelyn Pitao.)

Soviel zu diesen beiden Gründen.

Ansonsten, die NPA zwingt niemand zum bewaffneten Kampf. Sie besteht ausschließlich aus Freiwilligen. Der Großteil ihrer Kämpfer wird von den personell relativ kleinen Guerrilla-Einheiten vor Ort dann mobilisiert, wenn eine größere Offensive geplant ist und durchgeführt wird. Da werden Männer und Frauen gleichermaßen mobilisiert. Können die zierlichen Frauen die schweren Handfeuerwaffen nicht über mehrere Kilometer selbst tragen, nehmen ihnen körperlich stärkere Männer dies ab. Im Hinterhalt bekommen die zierlichen Frauen natürlich ihre Waffen zurück und sind dann genauso am Feuergefecht beteiligt wie die Männer.
Die medizinische Versorgung wird vorrangig von Frauen geleistet, denn Frauen sind zur Pflege nun mal besser geeignet. Sie sind häuslicher, hygienischer, umsorgender. Natürlich gibt es auch männliche Sanitäter und Ärzte in den Guerrilla-Organisationen.
Unter den ständigen NPA-Kämpfern sind auch Frauen. Gerade diese Frauen werden bei der politischen Arbeit in den Dörfern bevorzugt eingesetzt. Sympathisierende Landarbeiterfamilien erhalten im Untergrund an geheimen Orten im Gelände politische Schulungen. Da erzählen Guerrilleras, warum sie den Entschluß einst faßten, in die Berge zur NPA zu gehen und dort ständig als aktiver Kämpfer zu fungieren. (Auch die Regierungstruppen veranstalten politische Schulungen. Sie treiben die Dorfbevölkerung zusammen und präsentieren Lichtbilder: Hier der freie philippinische Bauer von heute, in voller Freiheit der freien Philippinen. Und da der philippinische Sklave drei Monate nach dem Sieg der NPA, im Kommunismus voller Unterdrückung für alle freien Filipinos. Diese Propaganda ist an Plumpheit kaum zu überbieten, denn "die freien philippinischen Bauern" sind als Landarbeiter zum Tagelöhnerdasein ohne jede soziale Absicherung verurteilt, hungern heutzutage oft und können jederzeit als NPA-Verdächtige zum Folter- und Mordopfer der Armee oder der Todesschwadronen werden ... ihre Angst vor dem angelbichen Schreckensregime der NPA hält sich sehr in Grenzen, zumal die NPA bei manchem Notfall sogar ihren Arzt für sie bereithält, der als einziger Arzt in der ganzen Gegend gratis was für sie leistet... .)

Wer bei Feuergefechten seitens der Guerrilla zum Einsatz kommt, wurde zuvor gut militärisch trainiert. Disziplin ist das A und O. Verkommt eine Guerrilla zur marodierenden Räuberbande, dann verliert sie im Volke jegliche Basis und ist rasch am Ende. Die NPA respektiert Frauen vollkommen und duldet in ihren Reihen keine sexuellen Übergriffe oder Vergewaltigungen. Die ihr angeschlossenen Kämpfer sind einem sehr strengen Verhaltenskodex unterworfen.

An der Spitze der Guerrilla-Kommandos der NPA stehen langjährig im bewaffneten Kampf aktive Mitglieder der KP der Philippinen. Sie stellen auch die Sprecher und die Mitglieder der Gebietskommandostrukturen. Die NPA nimmt Befehle der revolutionären Volksmachtorgane vor Ort und der Leitungen der KP der Philippinen vor Ort entgegen und führt sie aus. Ihre Verbände kümmern sich um die Guerrillafront, für die sie im Gebiet zuständig sind. Was den Vorteil hat, daß sie sich im Gelände bestens auskennen und auch ihren Gegner, das jeweilige Infanteriebataillon, bestens kennen. Und da sie überall im Volke rasch untertauchen können, gelingt das Aufspüren nur selten. Über die Ergebnisse ihrer Aktionen sind sie gegenüber den Leitungen der KP der Philippinen und den Volksmachtorganen rechenschaftspflichtig. (Die Volksmachtorgane gehören wie die KP der Philippinen und die NPA zum Untergrund. Mehr als jedes 4. Dorf der Philippinen verfügt derzeit über seine eigene Volksregierung, im Untergrund.)

Die NPA greift keine zivilen Ziele an. Feldlager der Regierungssoldaten befinden sich oft direkt neben Schulen, in die im Falle eines Angriffs geflüchtet wird (Kinder als menschliche Schutzschilde mißbrauchend). Unter den Regierungssoldaten ist Angst vor der NPA sehr verbreitet. Einige Informanten der NPA gehören zu den Regierungstruppen, denen es selten gelingt, eine NPA-Einheit aufzureiben oder gar eine ganze Guerrillafront zu zerschlagen. Seit 40 Jahren wachsen NPA und FARC-EP, wobei in Kolumbien die Drogenprobleme auch der FARC-EP zu schaffen machen und sie in den letzten Jahren etwas schwächten. Frauen haben daran ihren sehr nennenswerten und anzuerkennenden Anteil immer gehabt. Eine von ihnen kenne ich besonders gut... .


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