Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kausalität ist starke Korrelation

Borat Sagdijev, Thursday, 22.01.2009, 20:05 (vor 6180 Tagen) @ Isegrim

Jetzt verstehe ich erst, was Du mit Deinem obign Post überhaupt sagen
wolltest.
Was Deine Kritik am Begriff der Kausalität damit zu tun hat, ob Tigressa
einen "erfolgreichen Mann" abbekommt oder nicht ist mir hingegen immernoch
schleierhaft.

Der Glaube an Kausalität und die Suche nach Kausalzusammenhängen scheint
dem Menschen angeboren zu sein. Selbst Kleinkinder suchen schon nach der
Ursache von Sinneseindrücken: es ist zutiefst menschlich (und nicht allein
"westlich"). Ich glaube an Kausalzusammenhänge, ich glaube an einen
unabänderlichen Satz von Naturgesetzen, welche jeden Vorgang im Universum

Und Glauben ist nicht Wissen.

bestimmen. Unsere Beschreibungen der Welt sind Annäherungen an diese
Gesetze. Vielleicht haben einige dieser Gesetze selbst einen eingebauten
Wahrscheinlichkeitsbegriff, sind also nicht vollständig deterministisch
(Quantentheorie), aber das ändert kaum etwas. Das Gesetz der großen Zahl
reduziert den Einfluß dieser Unsicherheiten dementsprechend, daß sie zu
vernachlässigen sind, sobald man eine gewisse Größenordnung erreicht hat.
Im Grunde geht es ja darum, Vorraussagen über die Zukunft zu machen, und
gerade die Physik kann dies ausgesprochen gut. Wir kennen die Gesetze der
Himmelsmechanik und können sehr genau die Aufgangszeiten von Planeten
vorherberechenen, die Umlaufbahnen von Sateliten etc.

Deswegen soll ich die suggestion/implikation von Kausalitäten nicht in Frage stellen?

Natürlich basieren diese gesetze auf beobachteten Korrelationen, aber in
einem anderen Setting, als bei dieser Studie:
In einem Experiment, welches wiederholbar ist, ist der Ereignis
"Ursache" sehr stark korreliert mit dem Ereignis "Wirkung". Wir können dann
sagen, daß die Ursache die Wirkung auslöst (der Aufbau eines starken
elektischen Potentials zwischen zwei Metallplatten sorgt ab einer gewissen
Schwelle dafür, daß eine Entladung stattfindet, die mit Lichtemission
verbunden ist, Schallwellen entstehen, Ozon wird gebildet usw.. Ob wir den
Vorgang dann bis ins kleinste Detail verstanden haben (Deine Frgen: Was ist
ein Elektron, warum bewegt es sich) ist völlig unerheblich. Ich weiß: lege
ich eine Spannung an, so gibt es ab einer gewissen Schwelle eine Entladung,
die Blitz und Donner produziert).

Nein. Du Glaubst, wie du schon gesagt hat.
Denn die „Schwelle“ versiehst du mit einem Sicherheitsabstand, dass du dir deines Glaubens sicher genug sein kannst.

Das ist etwas völlig anderes, als wenn in einer Feldstudie herausgefunden

Ja, das Szenario ist wesentlich komplexer. Aber sonst?

wird, daß zwei Merkmale gehäuft gemainsam auftreten. Zum Beispiel starker
Bartwuchs und das Vorhandensein von Hoden und Penis sind beim Menschen
sicherlich stark korreliert. Aber es besteht kein Kausalzusammenhang
zwischen diesen Größen.

Und sind die Hoden weg geht auch der Bartwuchs. Nennt man das nicht einen Kausalzusammenhang?

Es gibt auch Kausalzusammenhänge in den Sozialwissenschaften, der
Psychologie und ähnlichen Bereichen. Nur dort ist die Korrelation zwischen
Ursache und Wirkung nicht mehr ganz so stark: die Systeme sind zu komplex,
so daß wir die Ursache-Wirkung-Zusammenhänge noch nicht wirklich verstanden

Das sind die „einfachen“ Systeme mit für dich eindeutiger Kausalität auch, weil du deren Komplexität noch nicht erkannt hast.

Und Zufall fängt da an wo das Gehirn aufhört.

haben. Dennoch ist es bisweilen so, daß eine distinkte Ursache
offensichtlich derart bestimmend im Ursache-Wirkungs-Geflecht ist, daß in
den meisten Fällen das Vorhanden sein der Ursache hinreichend für die
Wirkung ist, und auf das Herstellen der Ursache die erwartete Wirkung
folgt.
Wenn man ein Kind seine ganze Kindheit hindurch lieblos behandelt und
grundlos schwer mißhandelt, so wird es als Erwachsener eine psychische
Störung entwickeln und kein normales Leben führen können. Das trifft in den
meisten Fällen zu - aber es gibt auch immer wieder Kinder, die unter extrem
negativen Sozialisationsbedingungen aufwuchsen, und dennoch normale
Zeitgenossen sind.

Ist also "Kausalität und Implikation Selbstreferenz von
Gedankenkonstrukten"?
Nein, ist es nicht. Es gibt tatsächlich Kausalbeziehungen in der Welt, wir
benutzen nur sprachliche Symbole um sie zu beschreiben. Diese sprachlichen

Und es gibt tatsächlich einen Gott?

Symbole besitzen eine gewisse Unschärfe - diese ist aber minimierbar. Zudem
ist sie derart klein, daß Kommunikation möglich ist, und auf Basis von
sprachlich/symbolischer übermittlung von Iformationen Konzepte vermittelt
werden können, die es ermöglichen, sehr präzise die Zukunft vorherzusagen -
all das wäre nicht möglich, wenn es "da draußen" keine Kausalität gebe,
sondern sie nur auf der Ebene unserer Gedankenkonstrucke exisiterte.
Das ist ein Glaube: morgen könnten sich alle uns bekannten Naturgesetze
auf den Kopf stellen. Aber die Evidenzen für diesen Glauben sind
überwältigent.

Deine Argumentation erninnert mich fatal an dieses
postmodern-dekonstrukivistische Geschwurbel einiger Philosophen - die viele
dicke Bücher darüber schreiben, daß es nichts gibt, worüber man Bücher
schreiben kann....

Weil ich an deinem Kausalitätsbegriff kratze?
Weil ich erkläre dass Kausalität unsere Strategie mit verlustbehafteter Informationsreduktion ist aber nichts Absolutes?

War Schopenhauer eigentlich auch schon so ein postmoderner philosophischer Schwurbler, weil er die Welt als Wille und als Vorstellung beschrieb?


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