Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Patriarchat als Mythos

Gatina, Wednesday, 09.01.2008, 00:16 (vor 6556 Tagen) @ Dalai

Manchmal glaube ich, dass ich zum falschen Zeitpunkt auf die Welt gekommen
bin. Angeblich gab es früher einmal eine Zeit in der Mann, Frauen so
richtig ausbeuten durfte. Eine Zeit der sexuellen Erfüllung und des
Müßiggangs für Männer, zwecks allzeit verfügbarer weiblicher Sklavinnen.
Fast bin ich geneigt den alten Zeiten wie ein Großgrundbesitzer der
Südstaaten nachzutrauern. Heute dagegen bin ich umzingelt von aufrechten,
wagemutigen Frauen, die mir meinen Arbeitsplatz streitig machen und mir
mein männliches Selbstbewusstsein in Trümmern legen. Starke Frauen, die
Männer mit den falschen Einstellungen aus ihren Betten kicken, auf sie
scheißen, oder gleich aus politischer Überzeugung zu Lesben werden. Der
Mann als Auslaufmodell. Dabei war ich doch mal Krone der Schöpfung.

Soviel zur klischeehaften Diskussion und zur neuen Legendenbildung.
Der ganze Hass auf das Patriarchat (natürlich nicht auf alle Männer, denn
etwas zu differenzieren haben wir gelernt) benötigt natürlich einer
Legitimierung. Und da bietet sich doch eine seit Jahrtausenden anhaltende
Unterdrückungsstory bestens an. Letztendlich stehen Frauen in einer Reihe
mit Juden, Schwarzen und allen anderen Opfern dieser Welt. Und beim Täter
können wir uns auch schnell einigen: Der weiße, heterosexuelle Mann.

Das Patriarchat ist ein Gesellschaftssystem, das von der Hierarchie lebt und -auch- für Männer brutale Auswirkungen hat. Das Patriarchat begründet die traditionellen Geschlechterrollen, legt die Definition Mann=Täter/aktiv und Frau=Opfer/passiv fest. Das Patriarchat leitet daraus ab, daß nur Männer Soldaten sein können, kämpfen können, potentielle Mörder und Vergewaltiger sind. Und daß nur Frauen Kinder versorgen, friedlich und wehrlose Gewaltopfer sein können.

Das sind nicht die Feministinnen, die dieses System geschaffen haben, sie haben es nur benannt.

Angegriffen werden nur diejenigen (Männer UND Frauen), die dieses System verinnerlicht haben und verteidigen, denn sie verteidigen ein Unterdrückersystem.

Meine Wahrnehmung der Realität ist eine andere. Ich bin sehr froh in
unserer heutigen Zeit leben zu dürfen. Obwohl ich angeblich meiner
historischen Privilegien beraubt wurde.
Eine Antwort auf dieses scheinbare Paradox findet sich bei den alten
Baumeistern des neuen Europas. Diese alte kriegserfahrene Männergeneration
hatte einen Traum: Nie mehr sollte ein Deutscher in einen Krieg gegen einen
Italiener oder Franzosen ziehen müssen. Diese Politiker hatten noch die
Erfahrung Krieg, als das Grundübel der Menschen zu erkennen.

Ja, aber das ist für dich auch nur eine Scheinruhe, denn im Falle eines Krieges reaktivieren sich die patriarchalen Strukturen und du wirst nichts anderes sein als Kanonenfutter. Genau wie mein Sohn, den ich sicherlich nicht dafür geboren habe, daß er sich für irgendwelche alten Männer mit Kommunikationsdefiziten und Potenzproblemen töten läßt.

Ich bin dankbar für Menschenrechte, Rechtsstaat, Wohlfahrtstaat und
Bildungschancen. Für humane Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz. Für
eine noch vorbildliche medizinische Versorgung und freien Zugang zu Kunst
und Literatur.
Im vergleich zu früheren Zeiten, kann da kein noch so patriarchales System
mithalten. Und ausgerechnet in diesen ?golden Zeiten? haben Frauen
denselben Zugang, zu all den aufgelisteten Privilegien.

Also sollen sie die Klappe halten? Auch in den Bereichen, in denen es noch sehr hapert?

Ich bin definitiv nicht der Meinung, dass es Männer heute schwerer haben,
als zu früheren angeblich privilegierten Zeiten. Nur werden wir (Männer
wie Frauen) dies erst zu schätzen wissen, wenn es schon wieder zu spät
sein wird.

Vielleicht darf ich als Mann einmal
darauf hinweisen, dass es innerhalb einer Liebesbeziehung auch bei Männern
nicht um Dominanz, sondern um Einheit geht.

Du verallgemeinerst in umgekehrte Richtung. Mit wievielen Männern warst du denn schon liiert bzw. im Bett, als daß du das so genau beurteilen könntest?
Niemand bezweifelt, daß es -auch- Männer gibt, die Einheit statt Penetration anstreben, das kannst du gern auch nochmal im entsprechenden Thread nachlesen. Aber wohl jede hat auch schon leidige Erfahrungen mit -dem anderen- gemacht. Und Penetration ist nunmal sehr diffizil.

Letztendlich geht es doch immer um die Frage, glaube ich an ein
Patriarchat oder nicht. Ich glaube nicht daran, weil mir dieses Konzept
noch nie schlüssig belegt wurde. Nennt mir z.B. eine feministische
Theorie, die kriminelles Verhalten schlüssig erklären kann? Ich kenne
keine.

Da gibt es zig, nicht nur von Feministinnen, die eben auf die patriarchale Rollenzuschreibung des Mannes abstellen.

Und selbst wenn man an Patriarchatstheorien glaubt, sollte man sich
vergegenwärtigen, dass dies immer nur eine mögliche Perspektive auf
gesellschaftliche Strukturen darstellt.

Und zum Abschluss meines Monologs noch eine Anmerkung zu
Feminismus/Maskulinismus:

Nicht alle Männer, sondern (fast) alle Menschen. Nicht nur Männer haben das Patriarchat verinnerlicht.
"Den Feminismus" gibt es nicht, da solltest du konkreter werden, welche Richtung du meinst. und dann erläutern, wieso du andere feministische Richtungen ausklammerst.

Gatina


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