Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Patriarchat als Mythos

Dalai, Tuesday, 08.01.2008, 16:24 (vor 6557 Tagen)

Manchmal glaube ich, dass ich zum falschen Zeitpunkt auf die Welt gekommen bin. Angeblich gab es früher einmal eine Zeit in der Mann, Frauen so richtig ausbeuten durfte. Eine Zeit der sexuellen Erfüllung und des Müßiggangs für Männer, zwecks allzeit verfügbarer weiblicher Sklavinnen. Fast bin ich geneigt den alten Zeiten wie ein Großgrundbesitzer der Südstaaten nachzutrauern. Heute dagegen bin ich umzingelt von aufrechten, wagemutigen Frauen, die mir meinen Arbeitsplatz streitig machen und mir mein männliches Selbstbewusstsein in Trümmern legen. Starke Frauen, die Männer mit den falschen Einstellungen aus ihren Betten kicken, auf sie scheißen, oder gleich aus politischer Überzeugung zu Lesben werden. Der Mann als Auslaufmodell. Dabei war ich doch mal Krone der Schöpfung.

Soviel zur klischeehaften Diskussion und zur neuen Legendenbildung.
Der ganze Hass auf das Patriarchat (natürlich nicht auf alle Männer, denn etwas zu differenzieren haben wir gelernt) benötigt natürlich einer Legitimierung. Und da bietet sich doch eine seit Jahrtausenden anhaltende Unterdrückungsstory bestens an. Letztendlich stehen Frauen in einer Reihe mit Juden, Schwarzen und allen anderen Opfern dieser Welt. Und beim Täter können wir uns auch schnell einigen: Der weiße, heterosexuelle Mann.

Meine Wahrnehmung der Realität ist eine andere. Ich bin sehr froh in unserer heutigen Zeit leben zu dürfen. Obwohl ich angeblich meiner historischen Privilegien beraubt wurde.
Eine Antwort auf dieses scheinbare Paradox findet sich bei den alten Baumeistern des neuen Europas. Diese alte kriegserfahrene Männergeneration hatte einen Traum: Nie mehr sollte ein Deutscher in einen Krieg gegen einen Italiener oder Franzosen ziehen müssen. Diese Politiker hatten noch die Erfahrung Krieg, als das Grundübel der Menschen zu erkennen.

Ja, ich bin dankbar zu einer Generation von Männern zu gehören, die Krieg nur aus dem Fernsehen kennen. Meine Generation hatte auch das Glück, dass unsere Väter zu jung waren um gebrochen aus den Kriegen zurückzukehren. ?Die Gnade der späten Geburt?.
Ich bin dankbar für Menschenrechte, Rechtsstaat, Wohlfahrtstaat und Bildungschancen. Für humane Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz. Für eine noch vorbildliche medizinische Versorgung und freien Zugang zu Kunst und Literatur.
Im vergleich zu früheren Zeiten, kann da kein noch so patriarchales System mithalten. Und ausgerechnet in diesen ?golden Zeiten? haben Frauen denselben Zugang, zu all den aufgelisteten Privilegien.

Ich bin definitiv nicht der Meinung, dass es Männer heute schwerer haben, als zu früheren angeblich privilegierten Zeiten. Nur werden wir (Männer wie Frauen) dies erst zu schätzen wissen, wenn es schon wieder zu spät sein wird.

Dieser Mythos der systematischen Frauenunterdrückung ist unangebracht. Er wird nur deshalb benützt um die eigene Position zu legitimieren. Frauen waren Opfer und haben daher das Recht Forderungen zu stellen und ihre Position moralisch zu festigen. Männer haben bei dieser Opferdiskussion den Mund zu halten. Nennt mir ein Patriarchatskonzept, dass männliche Opfererfahrungen mitberücksichtigt.

Auch diese Diskussion um Sexualität und Patriarchat ist doch ein Beleg hierfür. Was genau haben sexuelle Fantasien mit meiner realen Situation zu tun? Nach der patriarchalen Theorie dürfte es den masochistischen Mann oder die devote, beruflich aber erfolgreiche Frau nicht geben. Wie genau verhält sich ein patriarchaler Mann im Bett? Vielleicht darf ich als Mann einmal darauf hinweisen, dass es innerhalb einer Liebesbeziehung auch bei Männern nicht um Dominanz, sondern um Einheit geht. Und wenn man das Feld des Blümchensex verlässt, dann sind Dominanz und Unterwerfung doch immer eine Seite derselben Medaille. Wenn ich heute dominant bin kann ich morgen meine devoten Wünsche ausleben. Das ist sexuelle Freiheit. Das Gefühl des Kontrollverlusts gibt es bei Männern ebenso wie bei Frauen. Frauen die sich zudem rein passiv verhalten und von denen keine ?Gegenwehr? kommt, also dem patriarchalen Klischee entsprechen, finden die meisten Männer doch eher langweilig. Mich erinnert diese Diskussion etwas an die Debatte, ob sich die Frau beim Oralverkehr erniedrigt, da sie eine gebückte Haltung einnimmt? Wenn ich Sexualität, so symbolisch auflade und feministisch interpretieren will, dann muss es zu Komplexen bei Männern aber auch Frauen führen.
Aber all dies entspringt eben dieser Patriarchatsgläubigkeit. Vergewaltiger sind das Ergebnis eines Patriarchats unterstützt von Pornographie und Penetration ist an sich ein Gewaltakt. Da ist er doch wieder der schwarzerische Feminismus.

Letztendlich geht es doch immer um die Frage, glaube ich an ein Patriarchat oder nicht. Ich glaube nicht daran, weil mir dieses Konzept noch nie schlüssig belegt wurde. Nennt mir z.B. eine feministische Theorie, die kriminelles Verhalten schlüssig erklären kann? Ich kenne keine.
Und selbst wenn man an Patriarchatstheorien glaubt, sollte man sich vergegenwärtigen, dass dies immer nur eine mögliche Perspektive auf gesellschaftliche Strukturen darstellt.

Und zum Abschluss meines Monologs noch eine Anmerkung zu Feminismus/Maskulinismus:

Der Feminismus sah sich selbst als Gegenentwurf zu einer patriarchalen Gesellschaft. Wenn ich alle von Männern besetzten Machtpositionen einem Patriarchat zuordnen will, stellt der Feminismus nur eine kleine ?Gegenmacht? dar.
Wie verhält es sich aber zwischen Feminismus/Maskulinismus?
Der Feminismus ist doch eigentlich eine seit Jahrzehnten bestehende, global recht erfolgreiche Bewegung. Mit zahlreichen Institutionalisierungen auf politischer, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene. In jeder Bibliothek lassen sich Regalweise feministische Literatur finden. Wie viele Professorenstellen gibt es für Frauenforschung? Wie viele Gleichstellungsbeauftragte? Wie viele Anlaufstellen für Frauen als Gewaltopfer? Unendliche viele!
Im Vergleich hierzu ist der Maskulinismus doch völlig unbedeutend. Bis jetzt besteht er aus einer handvoll Autoren und Internetforen. Es gibt bis jetzt Maskulinismus weder als wissenschaftliche noch als soziale Bewegung. Er ist weit davon entfernt sich zu institutionalisieren. Eine maskulinistische Zeitung mit 50,000 Lesern oder ein nationaler Männerrat mit 11 Millionen Mitgliedern ist doch weit und breit nicht erkennbar.

meint der Dalai


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