Von den Anfängen des Feminismus
Hallo Peter
Mächtig schade. Analysier doch mal das hier sachlich und
unvoreingenommen:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=19008#p19011
Wo genau kommt der Scheißdreck her? Das kann man doch nicht ernsthaft
leugnen wollen??
die Anfänge des "modernen" Feminismus sind in England zu finden und
wurzeln im Kampf gegen die geplante Ausweitung des "Contagious Disease
Act". Daraus und durch die damit verbundene Mobilisierung der Frauen aus
der gehobenen Mittelklasse und der Oberklasse heraus entstand der
Feminismus, der, so wie wir ihn kennen ein rein bürgerliches
Phänomen ist.
Allerdings haben die Anfaenge dieses 'modernen' Feminismus mit dem heutigen Feminismus gar nichts mehr zu tun. Insofern frage ich mich, ob diese Wurzel heute noch irgendwelche Relevanz besitzt. Der Sozialismus kann immerhin darauf verweisen, dass heute die sozialen Probleme gegenueber dem 19. Jhd. zwar erheblich entschaerft aber eben nicht wirklich beseitigt wurden. Aber Du kannst ja gerne die ideologischen Parallelen des heutigen Feminismus zu frueheren Varianten (z.B. Souffragettentum, die kleinbuergerlichen und stark von Frauen mitgetragenen Antialkoholiker- und Wohlfahrtsbewegungen Ende des 19. Jhds. oder eben den Widerstand gegen den Contagious Disease Act) darlegen. Bloss wirst Du da wenig ideologische Gemeinsamkeiten finden, das sich die damaligen Bewegungen zumeist gegen zeitgenoessische Missstaende richteten, die in den 60er und 70er Jahren des 20. Jhds. belanglos geworden waren.
Natuerlich wird der derzeitige Feminismus in erster Linie von Frauen aus buergerlichen Kreisen getragen. Analoges geschieht auch beim Sozialismus (egal, ob roter oder gruener Provenienz): die meisten von dessen massgebenden Anfuehrern stammen aus gutbuergerlichen Kreisen; die Arbeitnehmer sind lediglich die mobilisierte Masse, mittels der deren intellektuell-buergerlich gepraegten Anfuehrer politische Macht beanspruchen koennen. Die Vaeter des Sozialismus Marx und Engels entstammten bekanntlich ebenfalls buergerlichen Kreisen. Angehoerige der arbeitenden Klassen hatten damals weder die notwendige Bildung noch Musse, um eine solche (IMHO durchaus beeindruckende) ideologische Grundlage des Sozialismus hinstellen zu koennen.
Nihis Frage zielte aber wohl nicht so sehr darauf ab, von welchen sozialen Kreisen irgendeine Ideologie gepraegt und getragen wird. Es geht nihi wahrscheinlich eher darum zu erfahren, von welchem weltanschaulichen Hintergrund der Feminismus stammt, sofern eine solche Antwort ueberhaupt gegeben werden kann. Hier muss man wohl zwischen mehreren Feminismen unterscheiden, sowohl in Bezug auf historische Epochen (z.B. Souffragettentum in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg) als auch in Bezug auf philosophische Grundlagen. DEN Feminismus gibt es zumindest in weltanschaulicher Hinsicht nicht, es sei denn man wuerde den macchiavellistischen Drang zur (sexistischen) Vorteilsbeschaffung im Interesse und unter Ausnutzung von Frauen als philosophische Grundlage ansehen. Aber es gibt einen politisch dominierenden Feminismus und der hat IMHO durchaus eine klar umrissene ideologische Grundlage, die auf sozialistischer Wohlfahrts- und Umverteilungsideologie fusst und von einer kollektivistischen Denkweise (Mann-Frau-Gegensatz) getragen ist - letztere findet man als gemeinsames Element in praktisch allen Feminismen.
Die wichstigste ideologische Verwandtschaft des politisch derzeit dominanten Feminismus sehe ich zu der Neuen Linken (gemeinhin auch 68er genannt), die wiederum stark vom Existentialismus Sartres bzw. seiner Frau beeinflusst wurden. Die hatten mit dem Buergertum nun wirklich absolut nichts am Hut. Die Neue Linke richtete sich ja gerade gegen das etablierte Buergertum; dass die Anfuehrer der 68er sich in grosser Mehrheit ausgerechnet aus dem in der Nachkriegszeit stark expandierten Kleinbuergertum rekrutierten, macht ihren Fanatismus, mit dem sie sich gegen ihre eigenen Wurzeln wendeten, nur noch plausibler. Es war ja notwendig, jeden Verdacht, dass sie mit dem Establishment kooperierten von vornherein im Keim zu ersticken. Zumindest die Anfuehrer waren 'Ueberzeugungstaeter'. Der grosse Rest bestand aus tumben, spaetpubertierenden Mitlaeufern, die einfach gegen ihre Eltern revoltierten, was vor ihnen schon unzaehlige Generationen getan hatten.
Die Frage, ob Marx/Engels auf den publizistischen Zug aufgesprungen sind
und die Frauenfrage in ihr Denkmodell verwurstet haben, oder ob sie
unabhängig davon der Frau ihre Zeilen gewidmet haben, ist aus meiner Sicht
müßig. Das Proletariat hatte im übrigen auch damals schon ganz andere,
überlebenswichtigere Probleme, die Frauenfrage war da ein reines
Luxusproblem.
Logisch. Deshalb gibt es einen politisch relevanten Feminismus auch erst seit den 70er Jahren. Und hier diskutieren wir in erster Linie exakt ueber diesen Feminismus und seine Auswirkungen. Ob vor ueber 140 Jahren irgendwelche Prostituierte oder zu Unrecht der Prostitution beschuldigte Frauen zwangsweise dem Gynaekologen zugefuehrt wurden zwecks Feststellung, ob sie Geschlechtskrankheiten verbreiten, ist heute doch voellig Banane. Ebenso, ob Engels damals bei der feministischen Avantgarde abgekupfert hat in der Hoffnung, daraus politisches Kapital bei den Frauen schlagen zu koennen.
Man kann den Feminismus und vor allem seine Erfolge in der westlichen Welt
nur verstehen, wenn man ihn einerseits als bürgerliches Dekandenzphänomen
und andererseits als Begleiterscheinung des ökonomischen Umbaus von der
stofflichen (Das "Sein" ist wichtig) Industriegesellschaft zur
Dienstleistungsgesellschaft (der "Anschein" ist wichtig) begreift.
Nein, Peter. Zwei wesentliche Faktoren hast Du vergessen: der eine ist der Wohlfahrtsstaat; die soziale Wohlfahrt, welche durch den Staat garantiert wird, ist ein geradezu klassisch sozialistisches Phaenomen. Und ein stark ausgebauter Wohlfahrtsstaat benoetigt zwingend eine umfangreiche Administration, sonst funktioniert er nicht. Das ist in Bezug auf das Verstehen des politischen Feminismus v.a. auch deshalb so wichtig, weil dieser nur im Biotop der ausufernden Buerokratie eines Wohlfahrtsstaates seine politische Potenz entwickeln konnte. Gleichstellungsbeauftragte sind im klassischen buergerlichen Staat (egal, ob liberaler oder konservativer Praegung) ganz einfach ein Fremdkoerper, deshalb gab es sie dort auch nie. Im aufgeblasenen sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat, im sozialistischbuerokratischen Bevormundungsstaat sind graue Eminenzen und politische Kommissare, welche keinerlei demokratische Legitimation durch den Souveraen besitzen, hingegen nicht bloss moeglich sondern geradezu unausweichlich. Bei uns haben Feministen diese buerokratischen Stellen in erheblichem Ausmass okkupiert und dadurch buerokratische Macht akkumuliert; in sozialistischen Staaten waren es linientreue Parteifunktionaere - ideologisch unterschiedlich ausgerichtete Apparatschiks hueben und drueben, gewiss, aber da wie dort dasselbe strukturbedingte, sozialismusbedingte Phaenomen. Weit interessanter als die ideologische Herkunft des Feminismus ist fuer mich also die Frage, auf welchem Naehrboden er gedeiht. Und das ist erkennbar der moderne Umverteilungsstaat (vulgo Wohlfahrtsstaat), den traditionell die Sozialdemokraten/Sozialisten anstreben und auch seit jeher ideologisch begruenden. Dies ist die eine Beruehrungsflaeche zwischen Feminismus und Sozialismus.
Der zweite Faktor und eine weitere ideologische Gemeinsamkeit zwischen Sozialismus und Feminismus ist die kollektivistische Denkweise, die sich sozialistischerseits als Klassenkampf manifestiert und feministischerseits als Geschlechterkampf. Der Konservativismus hat zwar ebenfalls gewisse kollektivistische Elemente (insbesondere auch in Bezug auf das Geschlecht), interpretiert aber gerade die geschlechtlichen Unterschiede ganz anders als der Feminismus, was frueher zur erbitterten Frontstellung beider Ideologien fuehrte. V.a. sah der Konservativismus in den unterschiedlichen Geschlechtern keinen Gegensatz sondern sich gegenseitig, in der institutionellen Form einer Ehe ergaenzende Teile, die wiederum Kinder hervorbrachte und damit die Basis zu stabilen Familien legte. In dieser Beziehung hat IMHO der Konservativismus à la CDU die groesste Veraenderung durchgemacht und sich zumindest auf politischer Ebene ins komplette Gegenteil verkehrt: die Geschlechter werden inzwischen ganz im feministischen Sinne als kollektivistische Gegensaetze verstanden, die der Staat zu nivellieren habe und nicht mehr als unterschiedliche aber perfekt zueinanderpassende Teile, die sich zu einem groesseren Ganzen zusammenfuegen. Die Familie wird als blosse Gebaerinstitution begriffen, von der die Kinder moeglichst fruehzeitig entfernt und in staatliche Aufzuchtstationen verbracht werden sollen. Auch hier begegnen wir wieder dem kollektivistischen Grundgedanken: alle Kinder sollen einheitlich in Aufzuchtanstalten erzogen und betreut werden; die dafuer notwendigen Erzieher/Betreuer werden wohl in ebenfalls staatlichen Ausbildungsstationen einheitlich geschult und indoktriniert. Bischof Mixa hatte vollkommen Recht. Frauen werden zu blossen Gebaermaschinen degradiert, die moeglichst schnell nach der Niederkunft wieder in den Wirtschaftsprozess eingeschleust werden sollen, wo sie im Sinne der Wirtschaft zu funktionieren haben.
Anders als der Konservativismus leugnet der Liberalismus jeglichen Kollektivismus und sieht ausschliesslich das Individuum; was ihn eigentlich zum erbitterten Gegner sowohl des sozialistischen als auch des feministischen Kollektivismus macht. Leider ist gerade in Deutschland von den Liberalen wenig zu erwarten. In Deutschland war der Liberalismus nie eine nennenswerte eigenstaendige Bewegung (im Gegensatz etwa zur Schweiz), was die wenigen Liberalen aus machtpolitisch-pragmatischen Gruenden schon frueh zur Anbiederung an die anderen beiden grossen Weltanschuungen Konservativismus und Sozialismus zwang. Das ist auch der Grund, weshalb die Liberalen seinerzeit dem kollektivistischen Scheidungs- und Unterhaltsrecht zustimmten. Denn aus liberaler Sicht war der darin innewohnende tumbe Unterhalts-Automatismus und die staatliche Arroganz, diesen Automatismus in eigener Kompetenz summarisch und ohne jegliche Ruecksicht auf die individuellen Verhaeltnisse zu regeln eigentlich eine genauso grosse Katastrophe, wie die damit einhergehenden Verheerungen in den traditionellen Familienstrukturen fuer die Konservativen. Aber dem Machterhalt zuliebe, hat man das halt geschluckt. Ein Verrat am liberalen Gedankengut
Was nicht ausschließt, dass sich Feministinnen ihrerseits sowohl
marxistisch-leninistischer Agitationsmittel bedienen, als auch "linke
Oganisationen" benutzen, wenn es ihren Zielen nutzt.
Ja klar tun sie das. Es sind halt politische Opportunisten. Wer die Wende in den sozialistischen Staaten beobachtet hat, dem fielen die zahlreichen Wendehaelse auf. Alles Opportunisten, die vormals 'treu' dem Sozialismus dienten und hernach dem Kapitalismus. Solange die alte Ideologie ihnen nuetzte, vertraten sie sie; und als sie sich als hinderlich erwies aufgrund geaenderter aeusserer Umstaende, warfen sie sie bedenkenlos ueber Bord, um genau so 'inbruenstig' einer neuen Ideologie zu huldigen. Ich gebe mich keinerlei Illusionen darueber hin, dass in allen politischen Parteien ein aehnlich hoher Prozentsatz an solchen Opportunisten existiert.
Sie benutzen aber auch die CDU, den bayerischen Landfrauenverband oder die
norwegischen Ultrakonservativen wenns passt...weiblicher Pragmatismus
halt.
Zustimmung. Aber die CDU kann nur benutzt werden, wenn sie bestimmte Bedingungen erfuellt. Die klassisch konservative CDU war aus Sicht des Feminismus ungeeignet, da sie eben den massiven Interventionismus des ausufernden Wohlfahrtsstaates sowie den Geschlechtergegensatz ablehnte. Die CDU hat jedoch unter dem dicken Kanzler und unter Oppositionsfuehrerin Merkel in dieser Beziehung eine folgenschwere Transformation durchgemacht und wurde erst dadurch fuer das feministische Establishment nutzungsfaehig und -wuerdig. Die SPD und die Gruenen waren hingegen schon immer staatsinterventionistisch, deshalb waren diese Parteien auch das logische Primaerziel fuer die Politfeministen. Erst die Abkehr der CDU vom konservativen Staatsmodell mit massvoller Umverteilung und deren Hinwendung zum exzessiven sozialistischen Umverteilungsstaat sowie die sukzessive Uebernahme des feministisch-kollektivistischen Geschlechterkonkurrenzmodells machte sie fuer die Feministen wirklich attraktiv - letzteres wurde wohl nicht unwesentlich von den sich seit Mitte der 80er Jahre kontinuierlich einnistenden feministischen CDU-Parteikadern, die sich an die neu geschaffenen buerokratischen Machtschaltstellen setzten, gefoerdert. Anfangs noch ein machtpolitisches Bauernopfer von Kohl, um bestimmte (weibliche) Waehlerschichten bei SPD und Gruenen abzugraben, entpuppten sich diese feministisch-buerokratischen Machtschaltstellen als zersetzend fuer die CDU und trugen neben den wohlfahrtsstaatlichen Konzessionen zum ideologischen Niedergang der konservativen Kultur dieser Partei bei.
Hätte z.B. die NPD irgendeine Bedeutung (ausser als Spielwiese für
Geheimdienste), dann würde es nicht lange dauern und auch dort würden
explizit feministische Positionen vertreten werden.
Die NPD hat sowieso massive staatsinterventionistische Tendenzen, im wohlfahrtsstaatlichen Bereich sogar durchaus vergleichbarer Art wie bei linksradikalen Parteien. Sie ist somit zweifellos ein potentieller Partner fuer Feministen. Solange sie aber keinerlei nennenswerte politische Macht besitzt, ist sie fuer feministische Machtstrategen uninteressant, denn die haben immer nur Schluesselstellen in bestehenden Parteien okkupiert anstatt eine eigene politische Hausmacht aufzubauen. Folgerichtig sind Feministische Parteien in saemtlichen westlich gepraegten Laendern bedeutungslos, weil die politisch wirklich erfolgreichen Feministen die etablierten Parteien korrumpiert haben - so aehnlich wie Viren, die gesunde Zellen infiltrieren, ihre eigene DNS im Zellkern plazieren und so die befallene Zelle anweisen, neue Viren zu produzieren anstatt ihre eigentliche Aufgabe zu erfuellen.
Germania
gäbe eine hervorragend geeignete Symbolfigur für eine deutschnationale
Frauenbewegung ab. "Die deutsche Frau, mit Schwert und Schild gerüstet,
Trägerin des Lebensborns der arischen Rasse".Man braucht wahrlich nicht viel Phantasie um sich solche Sprüche
auszudenken... *gg*
Nein, die braucht man nicht. Und ich bin ueberzeugt davon, dass so mancher feministische Opportunist in saemtlichen etablierten Parteien keinerlei Probleme haette, solche Sprueche nachzuplappern, wenn die NPD die Macht ergreifen koennte und den Zeitgeist bestimmte. Die Spreu wuerde sich dann vom Weizen trennen, was wohl zu nicht wenigen belaemmerten Gesichtern unter den Chefideologen in diversen Parteien fuehren wuerde, wenn erhebliche Teile ihrer eigenen Femi-Klientel der parteilich vorgeschriebenen Ideologie nicht mehr folgten, weil sie anderswo (bei der NPD) noch bessere Bedingungen vorfaenden.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- Gleichberechtigung nach norwegischer Art -
Jörg,
09.12.2007, 21:47
- Seid wann liegt Stockholm in Norwegen? -
Klaus Brause GW,
09.12.2007, 22:12
- Seit wann kann man in Stockholm keinen Artikel über Norwegen schreiben? - Ralf, 09.12.2007, 22:54
- Na dann gute Nacht... - Studentt, 09.12.2007, 23:06
- Gleichberechtigung nach norwegischer Art - Nihilator, 10.12.2007, 09:06
- Ob das wohl Aufsichtsräte ähnlich dem deutschen Recht sind? - Peter, 10.12.2007, 11:49
- Gleichberechtigung nach meiner Art - reinecke54, 10.12.2007, 12:33
- Ein rechtskonservativer Kommunist? -
Beelzebub,
11.12.2007, 02:40
- Nö, -
Peter,
12.12.2007, 13:25
- Nö, -
Nihilator,
12.12.2007, 14:18
- Von den Anfängen des Feminismus -
Peter,
12.12.2007, 17:19
- Von den Anfängen des Feminismus - Maesi, 18.12.2007, 00:26
- Von den Anfängen des Feminismus -
Peter,
12.12.2007, 17:19
- Nö, -
Nihilator,
12.12.2007, 14:18
- Ein rechtskonservativer Kommunist? - Maesi, 18.12.2007, 00:21
- Nö, -
Peter,
12.12.2007, 13:25
- Seid wann liegt Stockholm in Norwegen? -
Klaus Brause GW,
09.12.2007, 22:12