Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer - abhängig von Frauen? Frauen umgekehrt nicht?

Garfield, Wednesday, 05.12.2007, 16:20 (vor 6590 Tagen) @ Romulus

Hallo Romulus!

Kannst Du die evolutionshistorischen Gründe benennen?

Es gibt grob betrachtet zwei verschiedene Strategien für die Fortpflanzung. Die eine besteht darin, eine möglichst große Zahl von Nachkommen zu erzeugen und die dann sich selbst zu überlassen, mit der Gewißheit, daß die pure Anzahl das Überleben einiger weniger Exemplare sichern wird. Die andere Strategie besteht darin, wenige Nachkommen zu erzeugen und diese aber sorgfältig zu betreuen, bis sie allein in der Welt zurecht kommen.

Höher entwickelte Tiere sind üblicherweise gewzungen, die zweite Variante zu wählen, weil ihre Nachkommen schon bei der Geburt so komplex und groß sind, daß es gar nicht möglich ist, eine sehr große Zahl von ihnen zu erzeugen.

Bei Tieren, die in Gruppen leben und wo es deshalb möglich ist, daß andere Gruppenmitglieder die Betreuung der Nachkommen mit übernehmen können, ist aber durchaus auch eine abgeschwächte Variante der erste Strategie möglich.

Beim Menschen sieht das nun konkret so aus, daß es deshalb zwei Möglichkeiten gibt, die durchaus auch kombiniert werden können: Man kann einerseits als Paar in einer monogamen Beziehung gemeinsame Kinder aufziehen. So hat man eine eingeschränkte Zahl von Nachkommen, kann aber dafür sorgen, daß diese Nachkommen möglichst gute Bedingungen vorfinden. Oder man kann mit wechselnden Partnern immer wieder neue Nachkommen zeugen. Da kann man für die einzelnen Nachkommen weniger tun, kann aber auch sicher sein, daß durch die hohe Anzahl doch einige gut aufwachsen werden.

Diese Möglichkeiten haben Frauen aber nur eingeschränkt. Erstens sorgen bei vielen Frauen die Mutterinstinkte dafür, daß sie sich stark auf ein Kind konzentrieren und dann auch kein Interesse daran haben, das Kind wegzugeben und so schnell wie möglich das nächste zur Welt zu bringen. Zweitens dauert ja allein eine Schwangerschaft schon 9 Monate. Und drittens sind nicht immer geeignete Personen da, die ein Kind übernehmen könnten.

Für Männer sieht das ganz anders aus. Ein Mann kann es sich durchaus leisten, mit divseren Frauen ein Kind nach dem anderen zu zeugen. Die Frauen haben dann das Problem, daß sie die Kinder irgendwie aufziehen oder loswerden müssen.

Dieses Problem muß die Frau lösen, indem sie sich davon überzeugt, daß ein potenzieller Partner a) den Willen hat, ein Kind gemeinsam mit ihr aufzuziehen und daß er b) auch dazu in der Lage ist, die dazu nötigen Ressourcen heran zu schaffen. Und zwar bevor ein gemeinsames Kind gezeugt wird. Außerdem will sie natürlich auch den bestmöglichen Partner, also nicht etwa den Nächstbesten.

Deshalb muß die Frau sorgfältig auswählen, während der Mann das so nicht unbedingt nötig hat. Ein Mann kann durchaus die Erstbeste nehmen, mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß er sich ja bald wieder vom Acker machen kann. Deshalb will die Frau sich davon überzeugen, daß sie für ihn nicht die Nächstbeste, sondern die Eine und Einzige ist, weshalb der Mann ihr dies mit Geschenken und Worten immer wieder zeigen muß.

Sind die Ansprüch heute nicht dennoch überzogen und zeitgeistbedingt?

Ja, das will ich nicht bestreiten.

Waren Frauen sooo wählerisch in den 50ern oder im 19. Jahrhundert?

Nein, ich denke nicht. Aber auch damals nahmen sie nicht jeden. Wie kann eine Frau entscheiden, ob ein Mann genügend Ressourcen heran schafft? Es gibt ja dafür keine allgemeingültige Skala. Also orientiert sie sich einfach an sich selbst. Das bedeutet, daß der Mann mindestens soviel heranschaffen muß, daß sie sich auf keinen Fall verschlechtert. Vor 50 Jahren, als viele Frauen Hausfrauen waren, war das noch relativ einfach. Heute dagegen, wo viele Frauen ebenfalls berufstätig sind, ist das schwieriger.

Warum haben es Frauen so viel leichter?

Weil sie mehr Auswahl haben. Für sie kommen nämlich alle Männer im Altersbereich über ihnen als potenzielle Partner in Frage. Ein junger Mann dagegen kann vielleicht mal mit einer älteren Frau Sex haben - als festen Partner wird sie ihn aber kaum sehen. Der junge Mann hat also de facto nur junge Mädels unter seinem Altersbereich als potenzielle Partnerinnen - und das sind viel weniger. Die Tatsache, daß manche junge Frau vielleicht auch mal einen Partner akzeptiert, der ein Jahr jünger ist, ändert daran auch nicht viel.

Dann kommt in Deutschland noch dazu, daß die Geburtenraten sinken. Das bedeutet, daß sich die Auswahl an potenziellen Partnern in den jüngeren Generationen noch zusätzlich verringert.

Und warum reicht bei ihnen ein einigermaßen gutes Aussehen? Schließlich bedeutet "einigermaßen gutes Aussehen" schlicht und ergreifend nur den Lieschen Müller Verschnitt.

Genau.

Mir ist das viel zu wenig. Und ich hoffe auch den meisten anderen Männern.

Es gibt genügend Männer so im Alter um die 40 oder 50, die sofort mit fast jeder 18jährigen ins Bett steigen würden.

Ist etwa auch die Anspruchslosigkeit der Männer eher dem Zeitgeist geschuldet? Auf Deine Erklärung bin ich gespannt!

Scheinbar hängt das auch mit dem Zeitgeist zusammen. Denn der Zeitgeist sorgt dafür, daß Männer sich heute manchmal gar nicht mehr trauen, zuzugeben, daß sie bei Frauen auch auf das Aussehen achten.

Das bedeutet aber nicht, daß sie tatsächlich geringere Ansprüche stellen. Wenn sie aber - zumindest in jungen Jahren - weniger Auswahl haben, dann können sie sich keine hohen Ansprüche leisten. Sicher gibt es da auch Unterschiede - sehr attraktive junge Männer haben bessere Chancen als weniger attraktive. Die werden dann auch höhere Ansprüche entwickeln.

Ältere Männer, die junge Frauen wollen, haben es doch am ehesten nötig, oder?

Es gibt durchaus nicht wenige junge Mädels, die ältere Männer durchaus nicht unattraktiv finden. Wenn also ein älterer Mann nicht ungepflegt aussieht, und wenn einen guten Job und gute Umgangsformen hat, die die Mädels beeindrucken, dann hat er durchaus gute Chancen.

Aber vor allem kehrt sich das alles mit zunehmendem Alter um. Frauen werden äußerlich allmählich unattraktiver, bei Männern dagegen wirken sich die altersbedingren körperlichen Veränderungen nicht unbedingt so negativ aus. Weil sie Frauen noch mit anderen Dingen beeindrucken können, z.B. mit einem guten Einkommen, mit ihren Auftreten, mit ihrer Lebenserfahrung, die den Frauen eine gewisse Überlegenheut suggeriert...

Aber vor allem ist es eben so, daß ein älterer Mann nun unter vielen jüngeren Frauen wählen kann, während die ältere Frau meist nur ältere Männer akzeptiert, von denen es aber mit zunehmendem Alter immer weniger gibt.

Freundliche Grüße
von Garfield


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