Arne Hoffmann: Der Fall Eva Herman
Hallo Maesi!
Aber diese Taktik ist bislang ja gar nicht erfolgreich. Du unterstellst somit den 'Konzernbesitzern', dass sie die Realitaet nicht zur Kenntnis nehmen. Die Ignoranz gegenueber der Wirklichkeit koennen sich vielleich staatsbedienstete Feministen erlauben aber nicht Unternehmer der freien Wirtschaft, die im Geschaeft bleiben wollen. Natuerlich ist dem Arbeitgeber daran gelegen, moeglichst billige Arbeitskraefte einzustellen; noch wichtiger ist ihm aber gerade bei technisch-akademischen Berufen die Qualitaet der Arbeitskraefte. Lieber einen technisch-versierten Arbeitnehmer einstellen und dafuer etwas mehr zahlen als eine inkompetente, dafuer aber billigere Arbeitskraft.
In der Theorie ist das so, da hast du völlig Recht. In der Praxis werden viele Branchen aber heute von Großkonzernen dominiert, und in diesen Großkonzernen bilden sich schnell behördenähnliche Strukturen heraus. Das können die Konzerne sich überall dort problemlos leisten, wo sie die Märkte nahezu 100%ig beherrschen und kleinere Unternehmen sich höchstens in Nischen dieser Märkte behaupten können.
Dann gibt es noch ein Problem: Die Zeiten, als die Besitzer großer Unternehmen selbst das Steuer in der Hand hatten, daß sie im Unternehmen ausgebildet wurden und es deshalb bestens kannten, sind längst vorbei. Heute werden die allermeisten großen Unternehmen von Managern geführt, die oft nur einige Jahre im Unternehmen sind und meist gar nicht wissen, was an der Basis abläuft. Die wissen somit tatsächlich gar nicht, was sie tun.
Dazu kommt noch eine unglaubliche Arroganz, die sie den "niederen" Mitarbeitern zwar nicht so gern direkt zeigen, die sich aber immer wieder in ihrem Handeln klar ausdrückt. Das wirkt sich auch auf die Ansprüche an die Qualifikation der produktiven Mitarbeiter aus. In der Software-Branche beispielswweise gibt es immer noch viele große Unternehmen, die ernsthaft glauben, mit indischen Progammierern bessere Gewinne zu machen. Deshalb findet man in Indien im Moment als Programmierer locker einen Job. Weil viele deutsche Konzerne aber auch in Indien keine hohen Löhne zahlen wollen, kriegen sie dort eben auch keine Spitzenkräfte. Das stört sie aber herzlich wenig. Die stellen lieber 3 inkompetente Inder ein als einen hoch qualifizierten deutschen Programmierer. Das ist wirklich so.
Außerdem gibt es ja gerade in der Mittelschicht genügend Frauen, die gute Hochschulabschlüsse haben. Die suchen sich dann üblicherweise auch Männer mit Hochschulabschluß und guten Jobs und werden deshalb nicht selten Hausfrauen. Das war übrigens auch in der DDR so, wo es mit der Zahl der Kindergarten- und Krippen-Plätze kein Problem gab. Und die Sache mit dem Elterngeld und mit den Kindertagesstätten hat letztlich nur den Zweck, diese Frauen ins Erwerbsleben zurück zu holen.
Ich sehe hier weniger eine Konkurrenz zwischen Mann und Frau sondern vielmehr eine Konkurrenz zwischen den traditionellen, hochtechnisierten Staaten mit ihrem hohen Lohnniveaus und den neuen, aufstrebenden Schwellenlaendern (Indien, China, Brasilien, Suedostasien), die sich anschicken hervorragende Leute auszubilden, die mit wesentlich weniger Lohn zufrieden sind.
Klar, das ist schon lange das zweite Standbein der Lohndrückerei-Kampagne. Früher gab es das Problem, daß man im Ausland in manchen Branchen gar kein qualifiziertes Personal fand. Mittlerweile hat sich das geändert - aber weil die deutschen Netto-Löhne im Vergleich zu diversen anderen Ländern heute eher niedrig sind, wollen viele hochqualifizierte Ausländer gar nicht mehr nach Deutschland kommen.
In Indien machen viele Programmierer, die gerade erst in den Beruf einsteigen, folgendes: Die bewerben sich bei westlichen Software-Häusern, die in Indien Leute suchen. Dabei geben sie einfach an, alles zu können, was in der Stellenausschreibung gefragt ist. Egal, ob sie es können oder nicht. Die haben auch kein Problem damit, sich selbst Führungszeugnisse zu schreiben. Die deutschen Firmen suchen oft händeringend Personal und stellen in Indien deshalb wirklich jeden ein. Wenn so ein Inder dann einen Job gefunden hat, sucht er sich noch mindestens einen zweiten Job, den er dann nebenbei in der offiziellen Arbeitszeit seines ersten Jobs erledigt. Sein Beitrag in seinem ersten Job fällt dann natürlich entsprechend mager aus. Das können die Inder sich locker leisten, weil sie bei vielen deutschen Großunternehmen absolute Narrenfreiheit haben. Ein deutscher Programmierer würde mit derselben Arbeitsleistung niemals die Probezeit überstehen - bei einem Inder stört das keinen. Viele deutsche Firmen wollen mit den Indern auch vor allem werben. Die geben dann immer stolz an, wieviele indische Mitarbeiter sie bereits haben und wieviele Stunden die im Jahr schon erbringen. In wievielen dieser Stunden wirklich produktiv gearbeitet wurde, interessiert in den Führungsetagen niemanden. Klingt komisch, ist aber so.
Verglichen mit letzteren sind westliche Akademikerinnen geradezu ueberbezahlt...
Ja, aber sie haben einen Vorteil: Sie sind durch ihre Familien oft ortsgebunden. Ein hochqualifizierter Ausländer, der bereit ist, nach Deutschland zu kommen, ist auch bereit, woanders hin zu gehen, wenn es dort mehr Geld gibt. Und es gibt heute viele Länder, in denen man besser verdient als in Deutschland. Man kalkuliert, daß verheiratete Akademikerinnen mit Kindern nicht bereit sind, umzuziehen und deshalb lieber einen schlecht bezahlten Job in der Nähe annehmen als einen gut bezahlten in großer Entfernung.
Nicht alle Jobs lassen sich so einfach nach Indien oder China verlagern - das haben mittlerweile auch schon manche Führungskräfte begriffen.
Was Staatsfeministen betreiben, nennt man Marketing. Sie heben die tatsaechlichen und eingebildeten Vorteile von (staatsgefoerderten) Frauen hervor und wollen die Privatwirtschaft damit animieren, auf diese zurueckzugreifen.
Das tun manche Firmen mittlerweile sogar schon freiwilig. Ein Kollege von mir kennt jemanden, der in einer Bank arbeitet und dort bereits den Job einer Quotenfrau erledigen muß. Da wurde eine Führungsposition frei, und aus der Konzernzentrale kam die Anweisung, die mit einer Frau zu besetzen. Da der Geschäftsführer keine kompetente Frau fand, die in der Lage und auch bereit war, den Job zu übernehmen, mußte er diese Quotenfrau einstellen und ihre Arbeit an diesen männlichen Mitarbeiter weiter delegieren. Klingt auch komisch, ist aber so.
Viele Unternehmen tun sowas, weil sie davon ausgehen, daß ihnen das ein besseres Image einbringt. Wenn man schon durch Lohndrückerei und Verlagerung von Jobs ins Ausland schlechte Schlagzeilen bekommt, dann möchte man wenigstens für "Frauenförderung" gelobt werden.
Freundliche Grüße
von Garfield
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Christine,
01.12.2007, 11:23
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Maesi,
04.12.2007, 00:01
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Rüdiger,
01.12.2007, 16:55