Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gute Erklärung

Garfield, Friday, 26.10.2007, 22:30 (vor 6630 Tagen) @ Peter

Hallo Peter!

Dann wäre also das Ausmaß an Homophobie ein Gradmesser für die Macht der Frauen die öffentliche Meinung zu bestimmen?

Auf den ersten Blick betrachtet, ist das so. Interessanterweise konnten Männer vor 100 Jahren noch Dinge tun, die heute als absolut unmännlich und schwul gelten würden, ohne dafür gesellschaftlich geächtet zu werden. Beispielsweise konnten sich gute Freunde untereinander in Briefen mit "mein Liebster" anreden. Und ein General konnte auf einem offiziellen Fest in Anwesenheit des Kaisers und anderer hoher Würdenträger des Deutschen Reiches in einem Ballettkleidchen eine kleine Tanzeinlage zum Besten geben - und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. So könnte man annehmen, daß Frauen damals weniger Einfluß hatten, heute aber mehr, und daß sich deshalb Männer heute mit solchem Verhalten gesellschaftlich unmöglich machen können, damals aber nicht.

Es gibt aber etwas, was dagegen spricht:

Erst einmal war (männliche) Homosexualität vor 100 Jahren offiziell noch strafbar. Das entsprechende Gesetz wurde zwar nicht immer umgesetzt, aber Homosexualität war dennoch etwas, was tabusiert wurde, worüber man nicht redete und was man, wenn man selbst homosexuell war, lieber verbarg. Wenn man nämlich wirklich schwul war, konnte man durchaus z.B. ein hohes Amt verlieren. Es war also nicht so, daß schwule Männer allgemein akzeptiert wurden.

Außerdem sehe ich es so, daß der Einfluß der Frauen auf die öffentliche Meinung zu allen Zeiten sehr groß war. Sie erzogen die Kinder in ihrem Geiste, und sie hatten meist großen Einfluß auf ihre Ehemänner und Liebhaber.

Wieso also sollten sie heute mehr Druck auf die Männer ausüben als früher, wenn es um Homosexualität geht?

Vor 50 Jahren konnte ein Familienvater allein dadurch seine Männlichkeit beweisen, daß er das Geld für den Lebensunterhalt der Familie allein heranschaffte. Das reichte vielen Frauen also, solange sie Hausfrauen waren. Heute gibt es aber deutlich weniger Hausfrauen. Viele Frauen verdienen heute selbst Geld, und so erwarten sie von ihren Partnern, daß diese mindestens ebensoviel nach Hause bringen, idealerweise mehr. Das fällt vielen Männern aber durch Lohndrückerei, Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt auch durch "positive Diskriminierung" immer schwerer. Sie können den Frauen also allein durch Erwerbstätigkeit immer seltener ihre Männlichkeit beweisen. Deshalb müssen sie es auf anderen Gebieten umso mehr tun. Da steigen dann also die Erwartungen der Frauen entsprechend an, und der Druck auf Männer wird nun auf anderen Gebieten höher als in früheren Zeiten.

Deshalb darf eben heute kein Mann mehr im Ballettkleid öffentlich auftreten, ohne sich damit absolut lächerlich zu machen. Schon zu bunte Kleidung wird von den Frauen argwöhnisch betrachtet. So kommt es, daß heute die Masse der Männer in immer wieder denselben grauen oder schwarzen Einheits-Anzügen durch die Gegend trottet, während Männer sich in früheren Zeiten genau wie Frauen puderten und schminkten, bunte Kleidung mit Rüschenärmeln und Perücken trugen usw. Wenn Männer heute noch in irgendwelchen bunten oder knappen Kleidungsstücken herumlaufen, dann sind sie entweder sehr reich, sehr jung, gehören irgendeiner Randgruppe an - oder sie sind schwul. Der normale Hetero-Durchschnittsmann bekommt schon von seiner Partnerin gesagt, was er anzuziehen hat und was nicht. Wenn er schon nicht die dicke Kohle nach Hause bringt, dann soll er wenigstens so aussehen, als brächte er sie nach Hause. Und er soll bitteschön nicht schwul aussehen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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