Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Familie durch Gewalt erzwungen?

Intelligenz, Thursday, 12.04.2012, 23:12 (vor 5001 Tagen) @ Rainer

"Das Bewährte" ist dabei meist das Ergebnis einer
Geschichtsklitterung.

Familie als "Geschichtsklitterung"? Meinst du das Ernst?

Selbstverständlich. Habe das zwar nicht speziell auf "Familie" bezogen gemeint, sondern auf anderes sogenanntes "Bewährtes".

Aber auch das jeweilige Familien(Bild) oder die Vorstellung davon was eine Familie ist oder sein soll ist meistens hochgradig konstruiert und dann halt auch immer wieder von Geschichtsklitterungen durchsetzt.

Es gibt keinen feststehenden Begriff von Familie. Familie ist sehr abhängig davon, wo zu welcher Zeit, unter welchen ökonomischen Bedingungen, wer darüber seine Vorstellungen entwickelt. Eine schlesische Weberfamilie war ziemlich anders als eine nordenglische Fabrikantenfamilie oder eine Ruhrpott-Malocher-Familie oder eine bayrische Großbauernfamilie anders als eine preußische Schnitterfamilie.

Vieles der modernen Kleinfamilie wurde durch Rechte, Konservative mit Gewalt geschaffen und ist nicht naturwüchsig. Zu Beginn der industriellen Revolution(sic!) haben die Industriebarone mit Hilfe des Militärs in England die meist handwerklichen und bäuerlichen Familien zerstört und die Männer mit Gewalt in die Fabriken getrieben. Es wurden Felder niedergebrannt und "Arbeitshäuser" (=Zwangsarbeit) zur Abschreckung geschaffen, um den brav malochenden "Proletarier" erst herzustellen. Und damit auch die Arbeitsteilung zwischen vollzeitarbeitenden (bis zu 16 Stunden) Männern und zuhause bleibenden Frauen. Die Grundlage für die angeblich "bewährte Arbeitsteilung" der Industriegesellschaft.

Da wundern sich manche, warum die heutige Durchschnittsfrau ihr Anspruchsdenken, am Status der "Fabrikanten-Gattin des Manchester-Kapitalismus" orientiert und nicht am treppenputzenden Hausmädchen.

Noch viel deutlicher wird die rechte Verlogenheit an bestimmten Volksgruppen, die ein eigentlich ziemlich "konservatives" Familienverständnis haben. Z.B. den englischen Travellers und Tinkers. http://en.wikipedia.org/wiki/Irish_Travellers Dort werden immer noch Mädchen früh verheiratet, zwischen 16-21 Jahren, innerhalb der Gruppe, fast immer kirchlich, streng religiös. Mädchen leben bis zur Heirat bei den Eltern, dann beim Ehemann. Discobesuche, Rauchen, Trinken sind tabu für Jugendliche, kein Sex vor der Ehe, usw. Übrigens mit einer der höchsten Geburtenrate in Europa.

Alle die dort bezüglich Familie geltenden Normen könnte man sogar hier sicher übereinstimmend als "strikt konservativ" bezeichnen. Trotzdem ist diese Volksgruppe immer wieder sowohl Opfer von Übergriffen und Rechtsverstößen durch rechte Hooligans, durch strammkonservative Politiker, pseudoliberale Grundbesitzer, als auch durch linke Sozialtechnologen und Gutmenschenerziehern.

Gerade für die Vergangenheit gibt es genügend Beispiele, wie Rechte diese Familien zerstören wollten, z.B. (nicht nur) in der Schweiz, wo jahrzehntelang systematisch Kindesentziehungen aus solchen Familien stattfanden:

Das "Hilfswerk Kinder der Landstrasse" betrieb die Kindesentziehungen zugleich „als Mittel für aus ihrer Sicht übergeordnete gesellschafts- und ordnungspolitische Zwecke“

Klingt voll nach Utopie, oder?

„Wer die Landfahrerei wirksam bekämpfen will, muss versuchen, die Gemeinschaft der Fahrenden zu sprengen. Auch wenn das hart klingen mag – er muss der familiären Gemeinschaft ein Ende setzen. Eine andere Lösung gibt es nicht“, schrieb Dr. Alfred Siegfried, der das „Hilfswerk“ von der Gründung 1926 bis zu seiner Pensionierung 1959 leitete.[73] Sowohl in den streng geführten und häufig religiös ausgerichteten Heimen als auch in den Pflegefamilien waren die Kinder häufig Mißhandlungen und wirtschaftlicher Ausbeutung ausgesetzt." http://de.wikipedia.org/wiki/Jenische

Das sind doch stramm konservative rechte Familienzerstörer! Oder autoritär-fundamentalistische Weltverbesserer? Jedenfalls dürfte sich kein einziger der daran leitend oder helfend beteiligten Schwestern und Brüder auf einer Liste von linken Dogmatikern und Utopisten wiederfinden lassen.

Also, rechte Familienzerstörer wollen den anderen ihre Familien-Normen überprügeln, bis niemand mehr übrig ist, den man bevormunden könnte.

Das tun sie auch bei strikt konservativen Familienverbänden, die in einem anderen Merkmal (hier Sesshaftigkeit, das nix mit Familie zu tun hat), ihren rechten Wahnvorstellungen nicht entsprechen.


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