Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Familienfreundlichkeit zahlt sich aus

Realist, Thursday, 07.06.2007, 01:56 (vor 6771 Tagen) @ Garfield

Wieder mal ein guter Beitrag von Garfield, man lernt doch immer wieder dazu.
Die Erfahrung des Großvaters kann ich bestätigen, auch mir wurden früher Arbeitsplätze angeboten für die ich nach meiner Einschätzung gar nicht richtig qualifiziert war. Die Firmen boten damals noch umfangreiche Einarbeitung an.

MfG
Realist

Hallo Zeitgenosse!


Was meinst du mit Keynesianismus?

In kurzen Zeitspannen denken diejenigen, die meinen, man könne die
Profitspannen durch mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt auf Kosten der
Steuerzahler erhöhen. Die Probleme gehen wesentlich auch von denjenigen
aus, die den Beschäftigten die Löhne immer weiter runterdrücken, um sich
dann darüber zu wundern, wieso sie immer weniger Kunden für ihre Produkte
finden.

Mit Kindern hat das erst einmal gar nichts zu tun.

Du hast das Thema "Sorge um die Zukunft der Kinder" erwähnt. Das ist ein
wesentlicher Grund für die sinkenden Geburtenzahlen. Interessant ist
nämlich, daß dort, wo es akzeptable Erwerbsmöglichkeiten gibt, die
Geburtenzahlen überdurchschnittlich hoch sind.

Dort, wo die Erwerbsmöglichkeiten fehlen, gibt es zwar den Effekt, daß vor
allem junge Mädels und auch einige ältere Paare Kinder in die Welt setzen,
um über die finanziellen Leistungen für diese Kinder alimentiert zu
werden. Das gleicht dort aber die fehlenden Geburten im restlichen Teil
der Bevölkerung nicht aus. Und ein wesentlicher Grund dafür besteht eben
darin, daß potenzielle Eltern heute sehen, wie schwer es Jugendliche beim
Einstieg ins Berufsleben haben und sich so leicht ausrechnen können, wie
schlecht die Chancen ihrer Kinder später sein würden. Oft bleiben
Jugendlichen in solchen Regionen nur zwei Möglichkeiten: Hartz IV oder
Abwanderung in andere Regionen oder ins Ausland.

Was meinst du mit "inflexiblen Arbeitsmärkten"?

Viele Arbeitssuchende wären sehr wohl bereit, sich z.B. auch außerhalb
ihres vorherigen Berufs zu bewerben, das Problem besteht nur darin, daß
sie dann niemand einstellt.

Der Großvater meiner Frau ist in den 1950er aus dem Osten in den Westen
eingewandert. Er fand schnell einen Job und war dann auch bald
Vorarbeiter. Dann hatte er Lust, etwas anderes zu machen. In einem
Bewerbungsgespräch fragte man ihn, ob er zeichnen könne. Er zuckte mit den
Schultern, und sein Gesprächspartner schob ihm einfach einen Stift und
einen Zettel hin und forderte ihn auf, etwas zu zeichnen. Er zeichnete
also etwas darauf, der Personalchef sah sich das an, meinte, er hätte
Talent, und schon hatte er einen Job als technischer Zeichner. Die Firma
finanzierte ihm eine Umschulung, und er arbeitete dann dort bis zur
Rente.

Dazu waren Unternehmen damals noch bereit, weil es tatsächlich
Arbeitskräftemangel gab. Deshalb zeigten sie sich flexibel und waren
bereit, auch Bewerber einzustellen, die noch nicht die nötige
Qualifikation hatten. Heute gibt es schon lange keinen Arbeitskräftemangel
mehr, und so haben die meisten Unternehmen ihre Anforderungen an Bewerber
eben entsprechend hoch geschraubt. Heute kommt niemand mehr einfach so mit
einer Bleistiftzeichnung zu einem Job als Technischer Zeichner. Heute muß
er dafür bereits ein IHK-Zeugnis vorweisen, er muß natürlich auch das
gerade benutzte CAD-Programm perfekt kennen usw. Da ist kaum noch jemand
bereit, einen neuen Mitarbeiter lange einzuarbeiten oder ihm gar eine
Umschulung zu finanzieren.

Die Unternehmen sind unflexibel geworden, nicht der Arbeitsmarkt. Mit
irgendeinem Keynesianismus hat das nichts zu tun. Das ist das reale Leben,
und das hat sich kein Keynes ausgedacht.

Freundliche Grüße
von Garfield


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