Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Familienfreundlichkeit zahlt sich aus

Garfield, Tuesday, 05.06.2007, 17:16 (vor 6772 Tagen) @ Christine

Hallo Christine!

Eine nachhaltige Familienpolitik kann das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozentpunkte steigern...

Zwischen Theorie und Praxis klafft da leider wieder einmal eine Lücke.

Eine höhere Geburtenrate mildert das Älterwerden der Gesellschaft ab, weil sie zu mehr Erwerbspotenzial führt.

Das ist genau der wesentliche Punkt. Es geht um mehr Erwerbspotenzial, um mehr Arbeitssuchende auf dem Arbeitsmarkt. Und zwar nicht erst in ferner Zukunft, sondern heute durch die Mütter, die durch die neuen Maßnahmen freiwillig oder unfreiwillig auf den Arbeitsmarkt drängen sollen.

Das wird hier sogar nochmal betont:

Wenn Familie und Beruf besser vereinbar sind, wird der Arbeitsmarkt gestärkt. Davon profitieren Unternehmen, weil sie besser qualifizierte Arbeitskräfte bekommen. Beschäftige erhalten höhere Einkünfte, der Staat mehr Steuereinnahmen.

Frau von der Leyen kennt offenbar auch das simple Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht. Das sorgt nämlich dafür, daß bei steigendem Angebot auf dem Arbeitsmarkt die Löhne sinken und nicht steigen, wie es hier angedeutet wird. Genau das ist ja auch wesentlicher Sinn und Zweck der Aktion. Damit sinkt dann auch die gezahlte Lohnsteuer. Und neue Arbeitsplätze entstehen nicht durch neue Arbeitssuchende, eher im Gegenteil.

Die Einführung des Kindergeldes und der Ausbau der Kinderbetreuung fördert die Erwerbstätigkeit von Müttern in Deutschland.

Nur leider fehlen die Erwerbsmöglichkeiten dafür.

Die Debatte um Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen
[quote]wollen, habe noch Zeit, sagte die Ministerin.
[/quote]

Klar, das hat noch Zeit bis zum Sankt Nimmerleinstag. Hauptsache, man kann auf dem Papier möglichst ohne Mehrkosten genügend Betreuungsmöglichkeiten nachweisen und so noch mehr Eltern auf den überfüllten Arbeitsmarkt schieben.

Im kommenden Jahr werde die EU-Förderung für Beschäftigung erstmals die Subventionen für die Landwirtschaft übersteigen, erläuterte Verheugen.

Ja, in der Praxis sieht das dann so aus wie z.B. mit den Fördermitteln für die Firma Müller: Damit wurde ein neues Werk im Osten gebaut, um dafür dann ein altes Werk im Westen zu schließen. Unterm Strich sind dabei mehr Erwerbsmöglichkeiten vernichtet als neu geschaffen worden. Der Herr Müller bekam also letztendlich eine Prämie von mehreren Millionen Euro für die von ihm auf die Straße gesetzten ehemaligen Beschäftigten. Obendrein wird so auch die Verlagerung der Produktion in EU-Billiglohnländer massiv gefördert. Diese "EU-Förderung für Beschäftigung" dürfte also insgesamt genauso "sinnvoll" sein wie die Agrarsubventionen.

Angesichts des baldigen Mangels an Fachkräften könne es sich Europa nicht leisten, dass nur 56 Prozent der Frauen berufstätig seien.

Es gibt keinen Mangel an Fachkräften. Es gibt aber oft mangelnde Bereitschaft der Unternehmen, Fachkräfte auszubilden oder weiterzuqualifizieren. Man sucht heute oft den bereits fertigen, idealen Experten. So finden Jugendliche nach wie vor nur schwer Ausbildungsplätze und weil so zunehmend der Nachwuchs fehlt, stellen mittlerweile schon immer mehr Unternehmen den Jugendwahn in Frage. Sie stellen nun zähneknirschend manchmal wieder ältere Bewerber ein, weil jüngere die erwarteten Qualifikationen nicht haben. Dieses Problem will man nun lösen, indem man gut qualifizierte Frauen mit Kindern auf den Arbeitsmarkt lockt oder nötigenfalls auch drängt. Das kann natürlich auch nur eine kurzzeitige Lösung sein, denn langfristig bleibt das Problem, daß es jungen Menschen immer schwerer gemacht wird, ins Berufsleben einzusteigen und die erwarteten Qualifikationen und Erfahrungen zu erwerben.

Freundliche Grüße
von Garfield


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