Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Familienwerte"

Beelzebub, Thursday, 31.05.2007, 01:28 (vor 6777 Tagen) @ Nihilator

Tach Nihi,

So merkwürdig ist das nicht, denn selbst dieses Terrorregime hat die
Familie hochgehalten. So weit wie die Kommis sind die Nazis
(diesbeztüglich) nie gegangen.

Du scheinst nicht zu wissen, wie weit die Nazis gegangen sind und vor allem gegangen wären, hätten sie den Krieg gewonnen.

Was das "Hochhalten" der Familie betrifft: die gab's nur für "arische" Ehen. "Mischehen" hingegen wurden von Anfang an terrorisiert. Und nicht jeder reagierte darauf so nobel, wie ein Berliner Rechtsanwalt, dem die Naziführung nahegelegt hatte, sich von seiner jüdischen Frau wegen "unüberwindlicher Abneigung" scheiden zu lassen und der darauf antwortete, dass er das nicht tun werde und zwar wegen "unüberwindlicher Zuneigung" (die Anekdote findet sich in Erich Kästners "Notabene '45").

Für nach dem Krieg sah sich die Naziführung mit dem Problem konfrontiert, dass angesichts zahlreicher gefallener Männer womöglich viele Frauen unverheiratet und kinderlos bleiben müßten. Um dies zu verhindern war geplant, die Mehrehe zuzulassen. Weitere Überlegungen der SS-Führungsspitze gingen dahin, alle nach fünf Jahren kinderlosen Ehen zwangsweise zu scheiden und darüberhinaus alle Frauen - auch verheiratete - soweit sie mit 35 noch keine vier Kinder hatten, zu verpflichten, mit "rassisch einwandfreien Männern" vier Kinder zu zeugen. Jede Familie, die bereits vier Kinder hatte, sollte verpflichtet werden, den Mann für diese Aktion "freizugeben". (Alles mit weiteren Nachweisen nachzulesen in der Hitler-Biografie von Joachim C. Fest, S. 937)

Soviel zum "hochhalten" der Familie im 3. Reich.

Nicht dass ich den Kommunismus verharmlosen möchte, aber von kommunistischen Bestrebungen, Menschen zum Zuchtvieh herabzuwürdigen, habe ich noch nie gehört.

> > Der Anteil der "68er" an der "Zerstörung" (die größtenteils keine

Zerstörung war, sondern eher eine Umgestaltung) der Familie bestand
allenfalls darin, das Umfallen eines morschen alten Baums mit einem

Tritt

um eine Winzigkeit beschleunigt zu haben.


Es ist schwer, Dir hier zu widersprechen, Du hast im Grunde recht.
Marxistische Familienzerstörung hat freilich nicht bei den 68ern
angefangen, die war schon lange vor den Nazis da.

Als Ossi hast du doch sicher - wenn auch nicht freiwillig - Karl Marx gelesen. Nenne mir doch bitte mal die Textstelle, wo der sich für die Zerstörung der Institution Familie ausgesprochen hat.

Ich kann als Gegenbeispiel nur auf meinen Urgroßvater verweisen. Ein engagierter Gewerkschafter, SPD'ler (noch bevor die im Zusammenhang mit Kriegskrediten nationalistisch wurde) und glühender Marxist. Bei jedem Streik in vorderster Front dabei, was im Kaiserreich einige Courage erforderte. Und dennoch hat er es geschafft, jedem seiner 12 Kinder einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung zu ermöglichen - und zwar den Jungen und den Mädchen. Insoweit war er, wenn du so willst, Feminist und gewissen Schreibern dieses Forums weit voraus, die Frauen am liebsten jede Arbeit außerhalb des Haushalts verbieten wollen

Die Nazis dürften auch
darauf eine Reaktion dargestellt haben, wenn auch leider eine falsche und
weit überzogene. Gegen menschenverachtende Ideologie noch mehr
menschenverachtende Ideologie -den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben-,
da konnte niemals etwas Gutes bei rauskommen.

Das alte Märchen "Hitler hat uns vor dem Kommunismus gerettet". Wirklich, es schmerzt, von einem, der zwar rechts, aber doch kein Dummkopf ist, einen solchen Schmarrn lesen zu müssen.

Deines allerdings schon, wie es aussieht, wenn Du die gesellschaftlichen
Verbrechen der 68er als Dummejungenstreiche verharmlost.

Welche "gesellschaftlichen Verbrechen" denn? Das bißchen Kreuz- und Querpoppen etwa? Als ob es das - in aller Heimlichkeit - nicht schon vorher gegeben hätte.

Ist doch immer so, daß Ideologien bis zur vollen Entfaltung und bis zu dem
Punkt, daß offenbar wird, was sie bewirkt haben und weiter bewirken wollen,
ein paar Jahre bis Jahrzehnte brauchen. Die 68er haben gemacht, was Du
machst und was im öffentlichen Diskurs bis heute gemacht wird, sie haben
einen antogonistischen Gegensatz aufgebaut: entweder WIR - oder die Nazis.

Ich, der ich diese Zeit, wenn auch als Kind, erlebt habe, habe da ganz andere Erinnerungen.

Ich erinnere mich, wie es war, als sich einige endlich trauten, in einem völlig vermieften Zimmer die Fenster aufzumachen. War zwar teilweise ein recht frischer Luftzug, aber sehr wohltuend, vor allem im Vergleich mit dem bis dahin herrschenden Mief.

Versuch einfach mal, dich so unvoreingenommen es geht, über diese Zeit sachkundig zu machen.

Greets

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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