Liebe, ihr Fehlen usw.
Guten Tag, Nick!
Eines vorweg:
Wenn Dein Posting, auf das ich hier antworte, ein Beispiel für ein "böses" Posting ist, dann möchte ich von nun an nur noch böse Postings bekommen ... *schmunzel*
Eines gilt es m.E. hier festzuhalten. Wer liebt, zahlt nie für diese
Liebe, was er nicht zu zahlen bereit wäre, aber er erhält, wenn es
wechselseitig geschieht, mehr zurück, als er "investiert" hat. Und zwar
jede der beiden Seiten. Und zwar auch dann - ja ausgesprochen nur
dann - wenn er gar nicht darüber nachdenkt. Liebe "bekommt" man nicht,
sondern man gibt sie, ohne über die "Gegenleistungen" nachzudenken.
Das ist das Wesen der Liebe! Wenn es wechselseitig geschieht, kommt nicht
nur keiner zu kurz, sondern jeder erhält unendlich viel mehr, als er auf
andere Weise je erwerben könnte. Liebe ist ein echtes Geheimnis, d.h. es
läßt sich nicht ganz verstehen oder "knacken" wie ein Rätsel. Ein irreales
Ideal? Nicht für die, die es leben und seine Wahrheit erfahren. Wer es
nicht kennt, wird es freilich bestimmt als verrückt bezeichnen.
Zustimmung - nur:
Das, was Du hier beschreibst, ist ein "Zahlen" mit gänzlich immateriellen Werten.
Ich kriege es, ehrlich gesagt, nicht ganz auf die Reihe, daß Du einerseits (in Deinem Ausgangsposting) die Ökonomisierung auch der zwischenmenschlichen Beziehungen beklagst, dann aber meinst, Ehe und Liebe hätten nur bedingt miteinander zu tun und - am frappierendsten für mich! - der ökonomische Aspekt sei durchaus nicht anrüchig.
In nicht-ökonomischer Hinsicht - das will ich noch einmal stark unterstreichen - stimme ich Dir vorbehaltlos zu.
Man muß jedoch meiner Meinung nach die Differenzierung noch weiter
treiben: Die
wenigsten Menschen mit einer totalen Unfähigkeit zu Liebe und Hingabe
geboren.
Tatsache ist jedoch, daß viele Menschen auch in der Liebe
Zurückweisungen und
Niederlagen erleben. Glücklich diejenigen, in deren Leben dann
irgendwann einmal
ein Mensch tritt, der zu ihnen hält und die Wunden der Zurückweisungen
und
Niederlagen heilt[/b]. Eben dies jedoch ist bei einer heute bereits
erschreckend großen und
allem Anschein nach immer noch zunehmenden Zahl der Menschen nicht der
Fall: Sie
leben und sterben mit (und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen.
Mit anderen Worten: Es ist durchaus möglich, daß ein Mensch, der auf
seiner Suche nach
einem Menschen, von dem er geliebt wird und den er wiederliebt, zu lange
und/oder zu
heftige Enttäuschungen erlebt, sich in seiner Persönlichkeit ändert.
Diese Änderung
geschieht kaum jemals von heute auf morgen, vielmehr handelt es sich um
einen
schleichenden Verlust von Liebes- und Bindungsfähigkeit und -willigkeit.
Und
manche dieser Menschen mögen tatsächlich irgendwann bei einer zynischen
Lebenshaltung anlangen.
Ich gehe direkt auf das Zentrum des Problems los und drehe den
fettgedruckten Satz um, verbunden mit der Frage, welche Konsequenzen es
wohl hätte - für die anderen und für dich selbst - wenn du ihn lebtest /
leben könntest: "Glücklich diejenigen, in deren Leben ich, Ekki,
irgendwann einmal trete, zu denen ich unverbrüchlich halte und deren
Wunden und Zurückweisungen ich heile!" Fasse es jetzt bitte nicht als
Kritik an deiner Person auf, sondern mache dir nur ganz ruhig klar, welche
Bedeutung es hätte, wenn du es so sähest - für andere und für dich selbst.
Es wird unmittelbar klar, nicht wahr, daß dies der erste Schritt der
Lösung wäre? Und auch, weshalb dies alles "bei einer zunehmenden Zahl der
Menschen nicht der Fall ist" und warum "immer mehr Menschen leben und mit
(und an) ihren unerfüllten Liebeshoffnungen sterben"...
Ich verstehe Dich hier sehr gut und habe das Obige keinesfalls als Kritik an meiner Person empfunden.
Und in diesem Kontext kann ich Dich nur bitten, mir zu glauben, daß diese Bereitschaft, auf Menschen vorbehaltlos zuzugehen, bei mir lange Zeit sehr ausgeprägt war - nur eben kaum jemals auf ein Echo traf.
Bei allem Willen zum Annehmen anderer Menschen:
Die Liebe in dem Sinne, in dem wir hier von ihr Reden - also diejenige Liebe, die zwei Menschen dazu bringt, heiraten zu wollen, wird nie reine Nächstenliebe sein. Sie hat immer auch einen "egoistischen" Aspekt - den nämlich, daß ich mich zunächst einmal zu einem Menschen hingezogen fühle, und dann hoffe, daß er gleich empfindet. So falsch es ist, reine äußere Anziehung zum alleinigen Kriterium für die Partnerwahl zu machen - sie zu ignorieren oder gar (ich überspitze bewußt) zu postulieren, daß man eine Person heiraten sollte, zu der man sich emotional und physisch nicht hingezogen fühlt, wäre ein anderes Extrem und genauso falsch.
Die reine Nächstenliebe hat natürlich auch ihren Wert, als (alleinige) Grundlage für eine Ehe taugt sie jedenfalls m.E. nicht.
Das Prinzip Liebe funktioniert nicht mehr, weil niemand mehr liebt
- und nicht primär deshalb, weil keiner mehr geliebt wird, denn das
letztere ist sekundär, weil abhängig vom ersteren. Die Lösung? Man müßte
selbst damit anfangen und gewissermaßen lieben, ohne selbst geliebt
zu werden. Bloß, wer schafft das und bringt das fertig? Tja, und damit sind
wir notgedrungen bei dem Thema, das ich hier nicht mehr diskutiere, sondern
nur noch im Blauen Forum.
Siehe oben! Nirgendwo steht geschrieben, daß Liebe erwidert werden muß - und häufige Nichterwiderung läßt den Menschen nicht unberührt.
Sind diese Menschen jetzt ...
... lupenreine Täter?
... lupenreine Opfer?
Mir scheint - keines von beiden.
Mir scheint - beides. Und zwar v.a. Opfer ihrer selbst und
Täter an sich selbst. Aber das ist nur meine persönliche Meinung - will
heißen: ich werde keinen argumentativen Aufwand betreiben, einen Menschen,
der anderer Meinung ist, von seiner Meinung abzubringen.
Hier sehe ich keinen Dissenz. Ich hatte ja in meine beiden Fragen das Wort "lupenrein" aufgenommen. Und wenn ich sage, daß die Menschen weder lupenreine Täter noch lupenreine Opfer sind, so ist das zumindest nicht weit entfernt von der Aussage, daß die Menschen sowohl Täter als auch Opfer seien.
Dazu ist die Sache
erstens zu intim und zu persönlich. Und zweitens ist meine Fähigkeit und
Bereitschaft, die Abwehr anderer Leute wegzustecken, noch dazu coram
publico (und welches Publikum!) eine limitierte Größe.
Das ist - vom aktuellen Thema ganz abgesehen - etwas, woran Du m.E. arbeiten solltest.
Und aus diesem Grunde halte ich Absätze wie den folgenden für
unhaltbar:
"Wie die Sache ausgeht? Die kranken Irren rotten sich selbst aus (eine
empirische Tatsache) - und die anderen bleiben übrig und entfalten sich
hernach weiter zu Menschen. An die tollwütigen und an die apathischen,
gottlosen Irren, die sich ausgerottet haben, wird dann keiner mehr
denken.
Man wird einfach vergessen haben, daß es sie überhaupt jemals gegeben
hat.
Fröhliche Höllenfahrt!
Gruß vom
Nick
(grimmig!)"
Sie sind auch unhaltbar. Aber weißt du, Ekki, ich bin Arzt. Ein appes Bein
ist nichts Schönes, keine Frage. Aber ein Bein, das dran bleibt und den
Menschen umbringt, ist erst recht nicht schön. Also greife ich manchmal
zur Säge...
Übertreibung zum Zwecke der Veranschaulichung ... Ein uraltes rhetorisches Mittel, bei dessen Gebrauch man jedoch stets in der Gefahr schwebt, sich durch zu krasse Übertreibung selbst um die Wirkung der eigenen Argumente zu bringen.
Ich sage lediglich mit ganz drastischen, vielleicht schmerzenden und
empörenden Worten dasselbe, das auch du sagst, wenn du formulierst: "Es
handelt es sich um einen schleichenden Verlust von Liebes- und
Bindungsfähigkeit und -willigkeit. Und manche dieser Menschen mögen
tatsächlich irgendwann bei einer zynischen Lebenshaltung anlangen."
Falls ich etwa dazu beigetragen haben sollte, dich mit meinen Worten ein
bißchen wacher zu bekommen - war es dann den Einsatz nicht wert? Wir
müssen da nicht eines Sinnes sein, wahrscheinlich lehnst du es einfach ab.
Andererseits kann man mich halt nicht dafür verhaften...
Das würde ich auch nicht wollen - selbst, wenn ich die Macht dazu hätte. Ich will niemandem den Mund stopfen!
Es ist noch nicht ausgemacht, ob wirklich alle Menschen bei einer "solchen
Lebenshaltung" anlangen.
Da erlaube ich mir eine kleine Prophetie:
Es ist ausgemacht, daß niemals alle Menschen bei ein und derselben Haltung - irgendwelcher Art![/u] - anlangen werden.
Das sehe ich auch so. Und weil das so ist, rede ich in solchen Foren
vergleichsweise marginal darüber. Die Orte meiner Hauptaktivitäten liegen
woanders.Gruß vom
grundbösen Nick
Gar nicht bösen Gruß von
Ekki
--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.
gesamter Thread:
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
Ekki,
06.01.2007, 20:54
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
Chato,
07.01.2007, 08:38
- Liebe, ihr Fehlen usw. - Ekki, 07.01.2007, 16:43
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
Lecithin,
07.01.2007, 17:35
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
susu,
07.01.2007, 20:16
- Liebe, ihr Fehlen usw. - Nihilator, 08.01.2007, 18:40
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
Lecithin,
08.01.2007, 19:57
- Liebe, ihr Fehlen usw. - susu, 12.01.2007, 22:21
- Liebe, ihr Fehlen usw. - Ekki, 08.01.2007, 12:57
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
susu,
07.01.2007, 20:16
- Liebe, ihr Fehlen usw. -
Chato,
07.01.2007, 08:38
