Re: ganz klar nein, zu unrecht!
Als Antwort auf: ganz klar nein, zu unrecht! von goprojekt am 04. März 2002 14:06:44:
Hallo goprojekt
was mich im zusammenhang der geschlechterparität in politischen und wirtschaftlichen prozessen schon länger beschäftigt, ist die grundannahme einer geschlechterspezifischen konstante, wie offenbar von gender-mainstreamern unterstellt. es müsste demnach ein merkmal sein, das einem geschlecht und nur diesem zuzuordnen ist und das vom anderen geschlecht nicht durch ausbildung oder einem anderen vehikel erworben werden kann. wenn ich dieses unique merkmal nicht unterstelle, dann ist geschlechterparität unsinn. denn dann könnte jede entscheidung durch einen willensbildungsprozess zustande kommen. unabhängig davon, welches geschlecht diejenigen haben, die entscheiden.
Voellige Zustimmung. Das Emporstilisieren der Geschlechtszugehoerigkeit zum einzigen oder wenigstens wichtigsten Kriterium des menschlichen Handelns hat IMHO laengst jegliches vernuenftige Mass ueberschritten.
In der Schweiz wird beispielsweise von Politikerinnen (v.a. linker Provenienz) schon lange eine Frauensolidaritaet quer ueber alle Parteigrenzen hinweg gefordert. Ich waehle jedoch einen Politiker in erster Linie aus sachpolitischen Gruenden; er soll ja (annaehernd) meine politischen Vorstellungen in den Parlamenten und Regierungen vertreten. Und da hilft eine Parteizugehoerigkeit deutlich mehr bei meiner Evaluation als das Geschlecht.
Politikerinnen, die sich in erster Linie anderen Frauen gegenueber solidarisch fuehlen, vertreten mich als Mann, gemaess deren eigener Darstellung, nicht oder hoechstens in zweiter Prioritaet. Logische Konsequenz: ich waehle sie nicht.
nur was hat eine z.b. amerikanische farbige bomberpilotin mit, sagen wir, einer deutschen arbeitslosen psychologin gemeinsam, das so unique ist, dass sie gleich entscheiden würden in wechselnden zusammenhängen? nun? gar nichts. weil es eben die behauptete anthropologische konstante nicht gibt.
Allerdings. Es handelt sich um ein menschliches (feministisches) Konstrukt. Es wird der Eindruck erweckt, die Geschlechtszugehoerigkeit allein zwinge den Menschen zu bestimmten Handlungsmustern.
gender mainstreaming ist letztendlich der triviale versuch kalter enteignung mit den mitteln struktureller gewalt. dieser versuch wird so lange fortgesetzt werden, bis der mitteleinsatz für eine kalte enteignung geringer ist, als der mitteleinsatz für die schaffung neuer eigener strukturen.
Mir ist nicht ganz klar, was Du mit 'kalter Enteignung' meinst.
der ideologische überbau ist so dünn wie armselig. es soll um gleichheit gehen. neben der freiheit dürfte die gleichheit eine der am meisten vergewaltigten ideen über die jahrhunderte überhaupt sein.
Das ist allerdings wahr. Vielleicht sollten sich viele wieder einmal die Geschichte der franzoesischen Revolution ins Gedaechtnis rufen. Die Jakobiner (bzw. der von ihnen unter Robespierre beherrschte Wohlfahrtsausschuss) rissen die Deutungshoheit darueber, was Gleichheit in Frankreich zu sein hat, an sich. Dadurch war es ihnen moeglich, die beiden anderen revolutionaeren Ideale (Freiheit und Bruederlichkeit) auszuschalten und ihre pervetierten Vorstellungen von Gleichheit der Buerger ueber alles andere zu stellen.
Desweiteren massten sie sich an (insbesondere Robespierre), ausschliesslich den wahren Willen des Volkes ergruenden und deuten zu koennen. Robespierre bereicherte sich nie persoenlich an der Revolution (im Gegensatz zu anderen Revolutionaeren); er war ein typischer Ueberzeugungstaeter, der von einer fast religioes anmutenden Ueberzeugung beseelt war. Nicht zuletzt deshalb war er, obwohl eine eher unnahbare, kalte Persoenlichkeit, weit ueber die Jakobinerpartei hinaus populaer.
Wir sollten insbesondere Versprechungen, Gleichheit herbeizufuehren, indem bestimmte Gruppen (z.B. Frauen) gefoerdert oder gar privilegiert werden, aeusserst misstrauisch gegenueberstehen. Gleichheit zu erzeugen, indem Ungleichheit institutionalisiert wird, hat IMHO noch nie zum erwuenschten Erfolg gefuehrt. Dasselbe gilt fuer Gesetze, Quoten, die Installation moralischer Imperative (z.B. Political Correctness) oder die Patentrezepte irgendwelcher Heilsbringer die sozusagen automatisch die Gleichheit der Menschen mittels deren Umerziehung versprechen.
Gleichzeitig muessen wir zur Kenntnis nehmen, dass absolute Gleichheit zwischen Menschen nie erreicht werden kann und auch gar nicht wuenschenswert ist. Die jeweiligen Neigungen, Eigenschaften, Fertigkeiten, Begabungen, Sympathien, Antipathien, etc. von Menschen unterscheiden sich teilweise erheblich und verunmoeglichen eine absolute Gleichheit der einzelnen Individuen untereinander. Das faengt bereits damit an, dass wohl jeder einzelne von uns verschiedene Menschen unterschiedlich (also ungleich) behandelt, je nachdem, ob es sich (mal sehr grob unterteilt) um einen Freund, einen Feind oder einen Fremden handelt.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- CSU-Frauen fangen schon an zu jammern -
Ferdi,
04.03.2002, 00:47
- zu Recht! -
Beatrix,
04.03.2002, 01:46
- Re: zu Recht! -
Jörg,
04.03.2002, 02:05
- Re: zu Recht! -
Beatrix,
04.03.2002, 02:45
- Re: zu Recht! -
XRay,
04.03.2002, 11:16
- Re: zu Recht! - Norbert, 08.03.2002, 01:11
- Re: zu Recht! - Ferdi, 04.03.2002, 13:02
- Re: zu Recht! - Maxo, 07.03.2002, 04:20
- Dann geh erstmal zum Wehr/Zivildienst, Alle Rechte und keine Pflichten wollen -
tom,
10.03.2002, 23:12
- Re: und außerdem - frankie, 10.03.2002, 23:40
- Re: zu Recht! -
XRay,
04.03.2002, 11:16
- Re: zu Recht! -
Beatrix,
04.03.2002, 02:45
- Re: Die Hälfte der Menschheit... - XRay, 04.03.2002, 11:06
- ganz klar nein, zu unrecht! -
goprojekt,
04.03.2002, 16:06
- Re: ganz klar nein, zu unrecht! -
Maesi,
10.03.2002, 13:55
- Re: ganz klar nein, zu unrecht! -
goprojekt,
11.03.2002, 19:26
- Re: Vielen Dank fuer die Erklaerung (n/t) - Maesi, 13.03.2002, 23:44
- Re: ganz klar nein, zu unrecht! -
goprojekt,
11.03.2002, 19:26
- Re: ganz klar nein, zu unrecht! -
Maesi,
10.03.2002, 13:55
- Die frauen könnens halt nicht! -
werner,
10.03.2002, 23:10
- Re: Die Männer aber auch nicht - frankie, 10.03.2002, 23:38
- Re: zu Recht! -
Jörg,
04.03.2002, 02:05
- zu Recht! -
Beatrix,
04.03.2002, 01:46