Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Dass die CDU/CSU/FDP Fehler gemacht hat, ist klar.

Norbert, Friday, 07.10.2005, 14:57 (vor 7366 Tagen) @ Magnus

Als Antwort auf: Re: Dass die CDU/CSU/FDP Fehler gemacht hat, ist klar. von Magnus am 07. Oktober 2005 03:59:48:

Hi Magnus

Ist diese aber mit den Ölpreisschocks der '70 vergleichbar?
Und die darauf folgende weltweite Rezession?[/i]

Ja, das war sicherlich ein Problem aber nicht die alleinige Schuld für die steigenden Staatskosten.

Aber ein Grund für steigende Arbeitslosigkeit.
Manche Wirtschaftbereiche waren nicht mehr konkurenzfähig.
Nämlich die, die viel Energie benötigen, Herstellung von Stahl oder Aluminium z.B..
<hr>

Fakt ist nämlich, daß trotz Rezession die Gewerkschaften, auch für den öffentlichen Dienst, enorme Forderungen stellten und zum ersten mal in der Nachkriegsgeschichte enorme und viele Streiks entstanden, in denen Schmidt nicht standhaft genug war. Viele Änderungen wurden gemacht und Sozialsysteme in der Rezession unnötig und extrem belastet. Das war ein Fehler, der auch Arbeitsplätze gekostet hat.

Jede Gehaltserhöhung kostet erst einmal Wettbewerbsfähigkeit.
Ob es schlußendlich Arbeitsplätze kostet ist nicht so leicht zu beantworten, da einige Wechselwirkungen zum tragen kommen.
Die Ruinierung der Sozialsysteme erfolgte jedoch zweifelsfrei durch H. Kohl.
Der diese für die Zwecke der Wiedervereinigung plündern ließ.
Entwicklung der Abeitslosenzahlen: siehe hier
Kohl hat es erst 1990 geschafft die Arbeitslosenzahlen wieder in Größenordnung von Schmidt 1982 zu bringen.
Es gab in dieser Zeit keine neuen Belastungen durch den Energiesektor.
Also nach 8 Jahren den Ausgangszustand gerade so wieder erreicht, trotz guter Konjunkturdaten.
Davor gab es noch keine Wiedervereinigung. Scheidet als Grund also aus.
Diese Konzepte sollen nun heute helfen?
Obwohl sie davor auch nicht wirkten?
Ist leider wenig plausibel.
<hr>

Anfang der '80 war diese dann überwunden, oder nicht?

Auch wenn die Russen mit ihrem Afghanistanabenteuer anfingen.
Wirtschaftlich war dieses aber für uns erst einmal unbedeutend.
Der Scheckbuch-Tourismus unserer damaligen Politiker hat uns diese immense Verschuldung eingebrockt.
Und diese übergroße Verschuldung engte dann schon vor 1998 die politischen Spielräume erheblich ein.[/i]

Die Verschuldung war nicht anders zu machen.

?
Die Überschuldung so gut wie möglich zu vermeiden, wäre aber notwendig gewesen.
Und damit die Belastungen möglichst auf alle gesellschaftlichen Schichten zu verteilen, und nicht die Profiteure davon zu verschonen.
<hr>

Kohl hatte ein Ziel vor Augen: die schnellst mögliche Anpassung der Lebensverhältnisse von Ost und West. Daß man nun aber 40 Jahre Sozialismus und eine heruntergekommene Infrastruktur nicht in wenigen Jahren wieder aufbauen kann, hat er nicht begriffen. ALlein Straßenbau, Kanalisationen, Kläranlagen etc. haben schon Milliarden an Unsummen verschlungen, das kann sich keiner vorstellen.

Klar, für kleine Dörfer mußten Kläranlagen für Großstädte her.
Daß die Infrastruktur aufgebaut werden mußte, war zweifellos eine Notwendigkeit.
Aber hier setzte Kohl's Versagen doch schon ein.
Die DDR-Behörden waren nicht in der Lage den Bedarf zu ermitteln, und wurden allein gelassen, statt die notwendige Beratung durch die diesbezüglich erfahrenen Beamten zwingend vorzuschreiben.
Und dieses wurde doch eigentlich schnell klar.

So wurden dann kleinen Gemeinden teure Dinge aufgeschwatzt, die völlig überdimensioniert waren, und die wir alle nun bezahlen müssen.
<hr>

Ich habe in der DDR gelebt und weiß in welchem Zustand sie war. Im Grunde war die DDR Entwicklungsland, dennoch musste die Einheit des Deutschen Volkes vollzogen werden. Diesen Spagat hinzubekommen ist eigentlich praktisch unmöglich, aber es gab auch keine andere Alternative, naja es gab sie, nämlich das Zweistaatenmodell mit Zuwanderungsbeschränkung, aber das ist mit dem GG natürlich untragbar gewesen und auch nicht der Wille des Volkes gewesen.
Die Fehlfinanzierung der deutschen Einheit, die Plünderung der Sozialkassen dafür, die zu späte Geltendmachung der damit verbundenen Aufwände bei der EU, die Reduzierung der Forschungsgelder, wer ist dafür verantwortlich zu machen? Und diejenigen, die aus der Wiedervereinigung die Profite schlagen durften, sind nicht mit denen identisch, die diese bezahlen sollen.
Klar wurden Fehler gemacht - unbestritten. Sogar Kohl sagt das, daß er heute vieles anders mit der Finanzierung und der Privatisierung der Firmen gemacht hätte, bei der sich ja viele durch die Subventionen viele bereichert haben und dann die Firma fallen ließen, ja sogar gar kein interesse hatten, aus diese Firma was zu machen, auch wenn es noch eventuell möglich war.

Ja, und die Gelder sind weg, bestehen als einengende Verpfichtungen bis heute fort.
Kann man SPD/Grüne eben nicht vorwerfen, da sie diesen Zustand so vorgefunden hatten.
<hr>

Große Schulden anhäufen geht mit einem Fingerschnippen, das Abbauen leider nicht.[/i]

Und der Zusammenbruch der Sowjetunion hätte der DDR ohnehin die Freiheit geschenkt. Die Wiedervereinigung wäre damit auch gekommen.
Vielleicht hat die Wiedervereinigung der DDR den Zusammenbruch der Sowjetunion beschleunigt? Man weiß es nicht.

Sorry, die DDR war dafür vielleicht doch etwas zu winzig und unbedeutend.
Der Zusammenbruch des gesamten Warschauer Paktes wäre vielleicht gerade so mal ein kleiner Faktor dafür.
<hr>

Kohl hatte trotzdem machtpolitisch richtig gehandelt, da dieses nicht zu erahnen war.

Nur hat er anschließend mit seinen 'Freunden' wirtschaftlich alles vermasselt.
Und diese 'Freunde' waren und sind das Problem, doch nicht die Marionette Kohl.[/i]

Kohl hat viels richtig gemacht, Gorbatschow auch. Eigentlich zwei große Männer, die Europa in jetzige Form ermöglichten - mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Dennoch glaube ich, daß die Ölkrise der 70er Jahre nicht mit der Wiedervereinigung zu vergleichen ist. Die Ölkrise war relativ schnell vorbei

Nein, und die Auswirkungen bestehen sogar noch heute.
Die Energiepreise sind immer noch wesentlich höher als in den '70.
Nur hat man sich darauf inzwischen besser eingestellt.
Trotzdem belastet es den Binnenmarkt weiter, und ist ein dauernder Abfluß von Geld ins Ausland.
<hr>

und mit der Wiedervereinigung und dem Aufbau Ost müssen wir uns noch die nächsten 20-30 Jahre rumschlagen. Das DDR-Experiment reißt uns im Nachhinein ziemlich runter und das streben nach gleichen Lebensverhältnissen in Ost und West tut sein übriges. Bis jetzt wurden über 1.5 Billion Euro in den Aufbau Ost investiert.... Und was Umwelt und Infrastruktur angeht, so hat sich vieles getan. Nur leider wurde das, was getan werden muß, gewaltig unterschätzt.

Trotzdem sparst du diesen Aspekt bei deiner Kritik an SPD/Grüne immer wieder aus?
Und, sicher kein Freund von mir, H. Lafontaine war so 'dumm' obiges als seine Beurteilung der Situation vor einer Bundestagswahl(1990) zu sagen.
Die er dann auch prompt verloren hat.

Aber er hat damit Recht behalten, Kohl nicht.
Letzterer wurde aber wiedergewählt.
Und wurschtelte munter und erfolglos weiter.

Sieh dir mal die Kennzahlen Verschuldung und Arbeitslose für die Regierung Kohl an.
Zeitraum 1982 bis 1990, also vor der Wiedervereinigung.
Es wird keine Erfolgsstory daraus.
Ähnlicher Zeitraum bei Schröder, nicht wesentlich anders.

Auch die Machtverhältnisse Bundestag/Bundesrat sind so verschieden nicht.
<hr>

Magnus

Somit, ich teile deine Einschätzung nicht, daß CxU/FDP heute so erfolgreicher wären, als sie es davor waren.
Sie sind den Beweis immer schuldig geblieben.
Sie würden m.E. die Spaltung innerhalb der Bevölkerung nur noch weiter verschärfen.

Gruß
Norbert


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