Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die Hochschulen als versuchtes Gender-Umfeld!

Fragezeichen, Monday, 13.06.2005, 08:58 (vor 7484 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Die Hochschulen als versuchtes Gender-Umfeld! von Markus am 11. Juni 2005 17:11:59:

Hallo Markus,

sicher kann man nun einfach hergehen und den männlichen Anteil der Professoren im Bereich Geisteswissenschaften kritisieren. Das ist durchaus berechtigt. Falsch wäre es aber daraus eine Bevorteilung des Mannes in der heutigen Zeit abzuleiten. Denn diese Profs von heute, haben die Grundsteine für ihre Karriere zu einer Zeit gelegt, als die Uni's noch Männerbastionen waren.

Was hat sich in dem Punkt heute verändert? Gibt es so viel mehr Dozentinnen, die den Grundstein legen könnten, ist die Uni eine Frauenbastion?

Hinzu kommt, dass viele Frauen auch Mütter werden wollen und von den wenigen Studentinnen vor 30 Jahren die wenigsten die Lust hatten ihre Habilitation zu schreiben. Die Professur selbst bedingt aber eine solche Habil und als angehende Wissenschaftlerin solltest du nun nicht pauschal anfangen darauf zu wettern.

Kann die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf bei Doktorandinnen nicht auch noch heute ein Problem sein, weil viele Partner eben nicht, wie viele Partnerinnen, bereit sind, sich in derselben Weise einzubringen (mit finanzieller, emotionaler und Kinder betreuender Unterstützung), und die staatliche Unterstützung sehr viel geringer ausfällt, als behauptet (das Recht auf einen Kindergartenplatz, der ja nur von 9 bis 12 geht, ist nur nominell vorhanden, wer einen Platz in einer Kindertagesstätte sucht, muss alleinerziehend und berufstätig(und das Doktoranden-Dasein zählt da nicht) sein, und viele Studentinnen leben nicht an ihrem Heimatort, sondern mussten für das Studieren umziehen, so dass Großeltern als Hilfestellung wegfallen?)

Hier läge es nahe den Anteil der Hochschulabsolventinnen in diesem Zeitraum zu betrachten und dann auch zu schauen, wer nach dem Studium überhaupt weiter machen wollte.

Liegt es nicht zum Teil auch am Weitermachen-Können? Renate Schmidt hat zugegeben, dass wir in D bei den öffentlichen Betreuungseinrichtungen für Kinder nicht einmal den europäischen Durchschnitt erreicht haben (NDS, April-Ausgabe).

Dann stellst du eine Studie an, die genau diese Werte im Heute und Jetzt misst und du kannst daraus einen wunderbaren Trend prognostizieren, der dir dann anzeigt, wie sich das Verhältnis in 30 Jahren verändern wird.

Wenn sich das mit den Betreuungseinrichtungen nicht wirklich weiterentwickelt (was angesichts der Finanzlage und der Prioritäten der Regierung, auch der künftigen, eher nicht der Fall sein wird) glaube ich, dass sich in vielen Punkten eher wenig ändern wird. Heute haben die meisten Doktorandinnen, die ich kenne, keine Kinder - und wer Kinder will als Frau, macht keine Karriere, er hat höchstens einen Beruf. Ist Dir eigentlich schon aufgefallen, wie schnell auch hier in diesem Forum negative Urteile über außerhäusliche Betreuungseinrichtungen für bare Münze genommen werden? Da wird Kindern in der DDR eine höhere Störungsanfälligkeit unterstellt, da werden dubiose Studien über französische Kinder angestellt usw., und fast keiner scheint sie in Zweifel zu ziehen. Ist das bei uns Deutschen am Ende eine Mentalitätsfrage, vor allem bei den deutschen Männern?

Dass Geisteswissenschaften stiefmütterlich behandelt werden, liegt in der Natur dieser Wissenschaft. Wenn ein Psychiater eine neue Behandlungsmethode für "Borderline"-Patienten entwickelt, dann kommt dieses Wissen der Gesellschaft zu gute - wobei hier nie absolute Heilungschancen garantiert werden können.
Wenn hingegen ein Physiker einen Brennstoffmotor entwickelt, dann finktioniert dieser selbst in der Massenproduktion. Mit diesem Produkt wird Geld verdient, werden Arbeitsplätze geschaffen und das alles wiederum ermöglicht "unserer Gesellschaft" erst wieder, dass diese Geisteswissenschaften eine finanzielle Grundlage haben.

Es ist nun einfach mal so, dass eine Psychologin, eine Psychiaterin oder eine Sozialpädagogin/Streetworkerin sich über ihr Studium nicht die Grundlagen erarbeiten, nun die Deutsche Bank führen zu können. Darum wird dieser Posten wohl immer den Leuten vorbehalten sein, die Finanzen zum Schwerpunkt ihres Studiums machen.
Nur ist das wirklich falsch?

Ich würde nicht behaupten, dass es falsch ist. Aber selbst in den angeblich von Frauen dominierten Wissenschaften und Bereichen sind bei den verantwortlichen Positionen mehr Männer am Start. Kann das nicht auch daran liegen, dass die Kinderbetreuung eben in unsrer Gesellschaft Frauensache ist und selbst das außerhäusige Betreuen in Deutschland einen Hauch von "Rabenmutter" (nicht von Rabenvater!) hat?

Fragezeichen


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