Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Deutschland ist für Franzosen inzwischen krankes Wunderkind

Garfield, Friday, 29.04.2005, 19:34 (vor 7533 Tagen) @ Paul

Als Antwort auf: Re: Deutschland ist für Franzosen inzwischen krankes Wunderkind von Paul am 29. April 2005 13:43:

Hallo Paul!

"Es bleibt beide Male unberücksichtigt, dass Ökonomie nicht aus einer "Momentaufnahme" besteht, sondern aus einem dynamischen Prozess, der sich entlang der Zeitachse entwickelt."

Theoretisch mag das ja so sein. Praktisch funktioniert Marktforschung aber so, daß man vom jetzigen Zustand des Marktes eine Momentaufnahme macht, oder bestenfalls versucht man eine Momentaufnahme von einem zukünftigen Zustand zu machen. Dabei macht man sich üblicherweise nicht die Illusion, daß die potenziellen Kunden plötzlich allesamt im Lotto gewinnen.

Und nach dieser Momentaufnahme oder nach dieser prognostizierten Momentaufnahme richten sich die Unternehmen. Und wenn sie das nicht von sich aus tun, sorgen die Banken oft dafür, daß sie es tun müssen, weil sie sonst keine Kredite bekommen.

"Denn die Phase der Kindheit ist eben nur ein Moment - zum tatsächlichen Verständnis ist es aber wichtig, den gesamten ökonomischen Prozess zu sehen."

Und der ist dadurch gekennzeichnet, daß die Kaufkraft sinkt. Folglich sinkt auch der Absatz und damit auch die Produktion. Somit finden die Kinder dann später als Jugendliche mit noch höherer Wahrscheinlichkeit keine Jobs, können also immer noch nicht produktiv werden. Wenn sie aber nicht produktiv sein können, dann können sie den Markt nicht stärken, und so wird dann weiter nicht mehr produziert. Da beißt sich die Katze dann in den Schwanz.

Aber viele Menschen müssen ja auch nicht mehr produktiv sein, denn das tun ja schon diverse Maschinen für sie. Nur leider stärkt Maschinenarbeit die allgemeine Kaufkraft allenfalls durch Preissenkungen, die aber durch die mit der zunehmenden Automatisierung der Produktion einhergehende Steigerung der Erwerbslosenzahl und Lohndrückerei wieder mehr als ausgeglichen werden.

"...so dass in diesem Fall jederzeit genügend Erwachsene da sind, die mit ihrer Produktivät sowohl Alte als auch Kinder versorgen können."

Nicht, wenn sie durch Maschinen (und zeitweise auch noch durch ausländische Billiglohn-Arbeiter) wegrationalisiert werden. Es gibt heute schon Fabrikhallen, in denen man keinen Menschen mehr sieht. Auch im Dienstleistungssektor wird mittlerweile zunehmend automatisiert. Die Entwicklung läuft unweigerlich auf den Punkt hinaus, an dem kein Mensch mehr für Produktion und Dienstleistungen benötigt wird. Wie soll dann noch jemand für seinen Lebensunterhalt arbeiten?

"Das Problem in Deutschland ist aber nur teilweise das der Schrumpfung der Bevölkerung. Prinzipiell könnte diese Schrumpfung durch den entsprechenden Zuwachs an Produktivät ausgeglichen werden. Damit dies funktioniert, müssen die Arbeitnehmer aber entsprechend an diesem Produktivätszuwachs partizipieren. Dies ist aber nicht der Fall. Tatsache ist, dass die Lohnquote - und damit die Kaufkraft in Relation zu Produktivität - seit Jahren sinkt."

Ja, das ist ein wesentlicher Punkt, weil es einen Weg aus dem Teufelskreis zeigt. Allerdings muß dazu ein deutliches Umdenken stattfinden, was momentan leider nicht in Sicht ist.

Freundliche Grüße
von Garfield


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