Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Deutschland ist für Franzosen inzwischen krankes Wunderkind

Garfield, Friday, 29.04.2005, 12:15 (vor 7533 Tagen) @ Paul

Als Antwort auf: Re: Deutschland ist für Franzosen inzwischen krankes Wunderkind von Paul am 28. April 2005 20:01:

Hallo Paul!

"Das ist Unsinn, und ich habe ja auch schon oft genug erklärt, warum: Der Arbeitsmarkt, bzw. der Markt im allgemeinen ist kein statisches System, bei dem es nur eine fixe Anzahl von verteilbarer Arbeit gibt. Denn mehr Menschen bedeutet ja nicht nur mehr Arbeitnehmer, sondern auch mehr Konsumenten und damit mehr Nachfrage."

Eben nicht. Nachfrage entsteht nämlich nicht durch das pure Vorhandensein von potenziellen Kunden. Manch einer hätte gern einen Ferrari - so müßte die Nachfrage nach Ferraris theoretisch enorm hoch sein, und unsere Straßen müßten voll davon sein.

Woran liegt es, daß es nicht so ist? Das liegt ganz einfach daran, daß sich nur wenige einen Ferrari leisten können.

Genauso ist das auch mit allen anderen Produkten. Nachfrage entsteht also erst durch Kaufkraft. Der potenzielle Kunde muß auch Geld haben, um sich die von ihm gewünschten Produkte kaufen zu können. Hat er kein Geld, dann kauft er nichts, und wenn es vielen Menschen so geht, dann wird das Produkt eben nur in geringen Stückzahlen verkauft. Und wenn es nur in geringen Stückzahlen verkauft wird, wird es auch nur in geringen Stückzahlen produziert. Kein Unternehmen produziert in größerem Umfang einfach auf gut Glück. Da werden vorher Marktanalysen gemacht, und die Produktion wird der Kaufkraft am Markt angepaßt.

Wenn wir nun mehr Menschen haben, generiert das zwar mehr Bedarf an Lebensmitteln usw. Woher kommt aber das Geld dafür? Die Menschen sind ja erst einmal Kinder und erarbeiten somit selbst in den ersten Jahren gar nichts. Also kommt das Geld von den Eltern. Woher nehmen sie es? Sie verdienen ja nun nicht mehr. Zum Teil sparen sie es irgendwo ein und konsumieren dann entsprechend weniger andere Produkte. Zum anderen erhalten sie Unterstützung vom Staat (Steuerfreibeträge, Kindergeld usw.). Woher nimmt der Staat diese Gelder? Von den Steuerzahlern. Denen geht so also auch Kaufkraft verloren, und so können sie dann eben auch weniger konsumieren.

Dann wird vielleicht in der Lebensmittelbranche die eine oder andere Stelle neu geschaffen, dafür fällt dann aber in anderen Branchen mindestens eine Stelle weg.

Noch schlimmer wird es, wenn die Kinder dann später keine Jobs finden. Dann erarbeiten sie weiterhin selbst kein Geld, leben durch staatliche Unterstützung, und der durch ihre pure Existenz verursachte Nachfrageanstieg wird durch den Nachfragerückgang der Steuerzahler mindestens wieder wett gemacht.

Das Problem ließe sich lösen, wenn die Unternehmen ihre Produktion nicht nach der momentan existierenden Kaufkraft, sondern nach der Bevölkerungszahl richten würden. Dann müßten sie bei Erhöhung der Bevölkerungszahl immer auch automatisch neue Stellen schaffen. Das würde die Kaufkraft erhöhen und den Absatz fördern.

Das werden die Unternehmen jedoch nicht tun, weil so in hohem Maße Überproduktion entstehen würde. Man kann ja nie genau vorhersehen, auf welche Produkte sich die Kaufkraft konzentriert.

Das ist das Problem dabei.

Freundliche Grüße
von Garfield


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