Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Teenieforum

Jolanda, Wednesday, 25.09.2002, 01:00 (vor 8479 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Teenieforum von Garfield am 24. September 2002 11:46:20:

Hallo Garfield

Meine Verlobte sagt immer: "Du kannst dein Kind noch so gut erziehen - sobald es in die Schule kommt, ist das alles zunichte gemacht." Und das sehe ich auch so. Denn nur in den ersten Jahren haben die Eltern den größten Einfluß auf die Kinder. Später kommen Lehrer, Freunde und dann fatalerweise auch noch die Medien dazu.

---lächelt...verzeih, wenn ich hier lächlen muss, ich weiss schon, was du meinst und ich finde es gut, dass ihr beide so viel darüber redet, wie das mit Kindern wäre und wie ihr beide euch das vorstellt, finde ich wirklich gut.

Ich muss nur lächeln, weil, weisst du, es ist schon so, dass auch viele Einflüsse von aussen kommen, dass man nicht immer alles gleich mitbekommt und gerade die Medien tun da echt viel "Ungutes".
Nur glaube mir, du hast viel mehr Einflussmöglichkeiten auf deine Kinder als alle anderen, es liegt oft auch an dir, ob das funktioniert oder nicht.

Wir denken immer, Kinder mögen vor allem die Menschen, die ihnen alles durchlassen und wo sie alles dürfen, aber das ist nicht so, Kinder hängen meistens am stärksten an den Menschen, die ihnen klar Grenzen setzen. Wo ein Nein, ein Nein ist, auch wenn das im moment wütend macht. Für Kinder bedeutet das Zuverlässigkeit, du meinst, was du sagst und tust es dann auch. Wenn du etwas versprichst, dann hälst du auch dein Wort, du bist zuverlässig, das gibt halt und schafft Vertrauen.

Die ersten Jahre sind prägend und dort können die Eltern die Basis aufbauen, man muss viel reden mit Kindern, ihnen viel erklären, sich Zeit nehmen, wobei die Qualität zählt und nicht die Quantität. Kinder brauchen auch keine Rundumunterhaltung, das ist auch so ein Phänomen gegen das ich immer ankämpfe. Kinder neigen immer mehr dazu zu konsumieren, man muss da echt Gegensteuer geben....:-)

Es ist nicht leicht, bestimmt nicht, aber es ist eine echte Herausforderung, das kann ich dir sagen :-)

Wenn meine Verlobte und ich irgendwann vielleicht mal Kinder haben, werden wir auf jeden Fall versuchen, sie auf eine Privatschule zu schicken. Denn was heute in den öffentlichen Schulen abgeht, möchte ich meinen Kindern nicht zumuten.

---Also ich erlebe das nicht so krass, hier wird viel getan an den Schulen, die Eltern sind oft aktiv dabei und es wurden auch diverse Klassen geschaffen, wo Kinder, die Schwierigkeiten hatten speziell gefördert oder ihrem Wesen gerechter unterichtet wurden.
Zudem, sehe ich das anders. Wenn ich mein Kind in eine Privatschule schicke, dann nehme ich ihm vielleicht einiges ab, aber ob das dann unbedingt zu seinem besten ist, ich weiss nicht. Das Leben ist wie es ist, Kinder müssen lernen, sich im realen Leben zurecht zu finden. Selbständig sein, das wird nicht angeboren.

Es ist ohnehin ein allgemeiner Trend in unserer Gesellschaft, Verantwortung abzulehnen. Unsere "Führungselite" macht uns das im Großen vor. Z.B. wenn Manager nach ihrer Entlassung noch Abfindungen in zweistelliger Millionenhöhe kassieren oder Minister auch nach den schlimmsten Korruptionsaffären noch Anspruch auf ihre fetten Pensionen haben und meist in keiner Weise juristisch belangt werden können. So ist es kein Wunder, daß der Rest der Gesellschaft das munter nachäfft.

---Ja diese Abfindungen, die finde ich auch absolut unverschämt, ist bei uns hier ja auch so, da kommt so ein Manager, ist ein halbe Jahr auf seinem Posten, dann geht die Bude fast bankrott, er muss abtreten und bekommt noch ein paar Millionen Abfindung.

Ich finde das so grotesk, eigentlich geschmacklos!

Und überall kriegt man dafür heute für die eigene Faulheit und Verantwortungslosigkeit prima Ausreden geliefert. Wer zu faul ist, um seinen Garten in Ordnung zu halten, gibt ihn eben einfach als ökologisches Biotop aus. Und wenn ein Lehrer zu träge ist, um sich immer wieder gegen die Schüler durchzusetzen, dann kann er das heute prima mit antiautoritärer Erziehung begründen. Hauptsache, er macht sich nicht zuviel Streß. Rings um ihn tobt dann zwar das Chaos in der Klasse, aber dagegen helfen notfalls ja Ohrenstöpsel. So schafft man's dann auch irgendwie bis zur Rente, und als Lehrer hat man ja auch gute Chancen darauf, sich vorzeitig zur Ruhe setzen zu können.

---oh nun bist du aber zynisch. Kann ich so nicht stehen lassen, ich kenne viele engagierte Lehrer, die sich absolut Mühe geben, damit die Kinder sich positiv entwickeln.

Als meine Verlobte nur wenige Jahre nach dem Ende ihrer Schulzeit nochmal einen Lehrer in ihrer Schule besucht hat, war sie sehr überrascht darüber, wie sehr sich das Klima an der Schule in den paar Jahren verändert hatte. Da war ein Krach in den Klassen, die Schüler liefen über die Tische und die Lehrer schien das in keiner Weise zu stören. Wie soll man in so einer Atmosphäre denn noch etwas lernen?
Es ist wohl hoffentlich nicht überall so krass, aber es ist zu befürchten, daß solcher Unsinn immer weiter um sich greift.

---Wie gesagt, ich erlebe das nicht so krass....und wenn mein Vater so von früher erzählt, also es gabe schon immer "schlimme" Exemplare :-)

Und so braucht man sich auch nicht darüber wundern, daß die Kinder heute ebenfalls nicht mehr erzogen werden. Eltern und Lehrer schieben sich den lästigen Schwarzen Peter der Erziehungsarbeit gegenseitig zu, und so passiert letztendlich gar nichts.

Das ist auch einer der Gründe, wieso meine Verlobte und ich wahrscheinlich niemals Kinder haben werden.

---Verstehe ich nun aber nicht so ganz, warum wollt ihr denn deswegen keine Kinder, ihr könnte es doch besser machen, ihr könnte die Erziehungsarbeit ja unter euch aufteilen und müsst nichts jemandem zuschieben. Ich meine, wenn man etwas verändern will, dann kann man darüber reden, man kann darüber schreiben, oder man kann versuchen, einen Teil zu der Veränderung beizutragen, indem man für seine Kinder da ist, ihnen Liebe und Geborgenheit, Halt und Wärme gibt. Einen Boden schafft, auf dem sie gut gedeihen können, wenn die elemtaren Bedürfnisse des Menschen immer befriedigt werden, dann findet er seinen Weg von selbst.

Weisst du, ich bin Mutter und von daher nicht immer objektiv, wenn es um Kinder geht. Ich denke, wichtig ist, dass ihr beide darüber redet und euch einigs seid, was richtig ist für euch, das wisst eh nur ihr beide.

Ich muss da oft einen Schritt zurücktreten, nicht die Mutter sein, einfach die Frau, der Mensch.

Es gibt durchaus genug Gründe keine Kinder zu haben. Die mögen für mich nicht so sehr gewichten, aber für andere tun sie es.

Freundliche Grüsse
Jolanda


gesamter Thread:

 

powered by my little forum