Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauen werden bei Meistergründungsprämien bevorzugt

Jolanda, Monday, 22.07.2002, 21:19 (vor 8541 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Frauen werden bei Meistergründungsprämien bevorzugt von Garfield am 22. Juli 2002 16:56:20:

Hallo Garfield :-)

Das stimmt so nicht. Noch bis Mitte des 20. Jahrhundert wurde auch die Tätigkeit einer Hausfrau durchaus geachtet. Ich habe vor kurzem ein Buch aus dem Jahre 1923 gelesen. Da schrieb der Autor, daß eine gute Hausfrau weit mehr Kenntnisse in den verschiedensten Bereichen haben müsse als beispielsweise eine Frau, die als Schreibkraft in einem Büro arbeitet und dazu eigentlich nur Maschinenschreiben und Stenografie beherrschen braucht.

---Das ist ein Autor, einer der das schrieb, bestimmt nicht der einzige, der so dachte, aber keine Stimme für alle. Ich meinte dabei auch, lies doch mal in den Postings, wenn die Männer schreiben:" ja diesen Schrott im TV, den können doch eh nur Hausfrauen sehen, die haben ja Zeit den ganzen Tag solchen Schrott reinzuiehen". Oder "ich habe wieder Hausfrauen gesehen, die den ganzen Tag im Café rumgesessen sind und getrascht haben." Hmm..ich sehe heute das Bild eher so, dass die Männer denken, in der heutigen Zeit ist ein Haushalt ja keine Arbeit mehr, die machen sich ein schönes Leben und lassen es sich gut gehen, darauf kommen wir ja noch weiter unten :-)

Daß die Achtung Hausfrauen gegenüber sank, hat wohl im Wesentlichen zwei Gründe:
Erstmal die Tatsache, daß sich ja auch im Haushalt durch die moderne Technik vieles vereinfacht hat. Heute muß niemand mehr jedes Wäschestück einzeln mühselig mit der Hand waschen, sondern es gibt vollautomatische Waschmaschinen.

---Ja richtig, aber ich muss es trotzdem sortieren, waschen, aufhängen oder tumblern und dann entweder zusammenlegen und verräumen oder bügeln, zusammenlegen oder verräumen. Ich benötige dazu etwa 1 1/2 Tage pro Woche. Wobei ich zwischendurch natürlich noch koche und putze und aufräume.

Es gibt mittlerweile Unmengen von Fertiggerichten, so daß heute auch zum Kochen keine besonderen Kenntnisse und langjährige Erfahrungen mehr nötig sind.
--Richtig, aber ich hasse Fertiggerichte, ich mache alles frisch, Gemüse und jeden Tag Salat und ich koche alles selber, ich finde die Ernährung ist ein wichtiger Punkt gerade wenn man Kinder hat. Und es ist auch heute noch so, dass Männer lieber gut und nicht schnell essen wollen....lächelt. Ich finde kochen und essen, das hat mit Kultur zu tun, das muss mit Liebe geschehen und ich finde diese "Fast-Food-Kultur" zum "kotzen".

Dazu kommt dann noch die Wegwerfkultur, die mehr und mehr zunimmt. Früher wurden Kleidungsstücke so lange getragen, bis sie wirklich nicht mehr tragbar waren. Eine gute Hausfrau mußte Kleidung jeglicher Art möglichst gut reparieren können. Heute werden Kleidungsstücke, die kaputt gehen, meist einfach weggeworfen und neu gekauft. Möbel bestanden früher vorwiegend aus Holz und mußten entsprechend gut gepflegt werden. Heute sind auch Möbel oft zumindest an der Oberfläche aus Kunststoff, so daß man beispielsweise keine Probleme mehr damit hat, Flecken auf einem Tisch oder einem Schrank wegzubekommen.
---Ja man flickt nicht mehr so ausgiebig wie früher, aber ich flicke auch heute noch. Und die Möbel, die muss ich einfach abstauben, egal aus was sie sind, pflegen muss man aber alles, wenn man es länger behalten will.

Es gibt so viele Dinge, die eine gute Hausfrau in früheren Zeiten können und wissen mußte, die aber heute vergessen sind. Und in dem Maße, wie für die Tätigkeit einer Hausfrau immer weniger spezielle Kenntnisse nötig waren, sank eben auch die allgemeine Anerkennung dafür.

---Ja, aber das ist ein etwas einseitiges Bild, weisst du.

Ich schreibe dir hier nun ein paar Dinge über die Hausfrauen von früher, die Kinder hatten. Auch dieser Aspekt sollte berücksichtigt werden, finde ich.

---Die Frauen früher, die waren zwar immer zu Hause, aber sie hatten keine Zeit für die Kinder, die mussten arbeiten, wie du sagtest, die wäsche von hand auskochen, etc. das war wirklich körperliche Arbeit. Zudem hat man sich früher auch nicht so auf die Kinder konzentriert, das waren eben Kinder, aber die hat man nicht gefragt, was sie fühlen, was sie für Bedürfnisse haben, usw. Es hiess:"Solange du deine Füsse unter meinem Tisch hast, bestimme ich hier, was geht und was nicht geht" oder "das verstehst du eh nicht, das ist nichts für Kinder" Kinder hatten gehorsam zu sein und mitzuhelfen, wenn viel Arbeit zu erledigen war.

Meine Eltern haben nie mit uns gespielt, es hiess, geht raus, dort sind andere Kinder! Meine Eltern haben nicht mit uns gebastelt, haben sich kaum einmal zu uns hingesetzt und mit uns geredet, uns gefragt, was uns bewegt, was wir für Träume haben, was für Sorgen. Das war so, man hat sich da nicht so viele Gedanken gemacht.

Heute geht man viel mehr auf die Kinder ein. Ich nehme mir möglichst viel Zeit für die Kinder. Um mit ihnen zu reden, ihnen zu erklären, was sie wissen möchten. Ich sehe sie als Persönlichkeiten, die auch in dieser Gemeinschaft zusammen mit uns leben und die auch mitreden dürfen.

Alles hat Vorteile und alles hat Nachteile. Was in welchem Fall nun besser ist, das wird sich zeigen. Aber ich denke, dass die heutigen Eltern schon viel mehr mit den Kinder unternehmen als das früher der Fall war. Man bringt die Kinder zum Fussball, ins Tennis, zum Schwimmen oder was auch immer. Oder sie spielen ein Musikinstrument oder spielen Theater, oder was auch immer. Man hilft überall mit, ist dabei. Die heutigen Hausfrauen haben mehr Zeit für die Kinder, wenn sie nicht auch noch ausser Haus arbeiten. Aber diese Arbeit erscheint mir nicht weniger wichtig, wenn man das gut machen will, dann gibt man dafür ganz schön viel Zeit her. Also warum soll das nicht würdigenswert" sein?!

Und gerade da sehe ich doch auch die Chance für die Väter. Dass ein grosser Teil der Arbeit zu Hause eben mit den Kindern zu tun hat. Und wenn ein Mann die Möglichkeiten hat und es möchte, dass er dann eine ganz andere Beziehung zu seinen Kindern aufbauen kann, als das Väter früher taten und konnten..verstehst du?

Zudem ist vor allem die Qualität des Zusammenseins wichtig und nicht die Quantität. Von daher kann hier jeder Vater seinen Kindern gerecht werden :-)

Bei "Hausarbeit" denkt jede(r) doch erstmal an Putzen, Abwaschen und Kochen - eben alles, was immer noch meist die Frauen tun. Was ist aber mit Arbeiten im Garten oder Reparaturen am Haus, an diversen Geräten oder am Auto? Das wird gern übersehen - weil diese Tätigkeiten nämlich vorwiegend von Männern erledigt werden. Diese häuslichen Tätigkeiten von Männern werden also nicht nur etwa gering eingeschätzt, sondern vollkommen ignoriert.
---Nun ja, da wir das Volk der Mieter sind, gibt es bei uns nicht so viele Reparaturen im Haus oder Arbeit im Garten, wie das in Deutschland der Fall ist, hier hat noch lange nicht jede Familie ein Häuschen oder eine eigene Wohnung, die wenigsten haben das. Aber von diesen Arbeiten wird wirklich nie geredet, ich tue es einfach nicht, weil die bei uns nicht anfallen.

Und wenn ein Mann auf Vollzeit arbeitet, dann gilt er deshalb nicht etwa als "Powermann". Was bei Frauen als überragende Leistung gilt, gilt bei Männern nämlich als völlig normal. Deshalb gibt es ja auch nur den Begriff "Powerfrau", aber kein männliches Gegenstück dazu.

---Eine Frau die Vollzeit arbeitet ist eine Powerfrau, habe ich nicht gewusst, ich dachte, eine Powerfrau ist eine Frau, die arbeitet, den Haushalt führt und die Kinder noch gross zieht?!

Ganz im Gegenteil wird Vollzeitarbeit von Männern unter dem Einfluß feministischer Dogmen zunehmend als eine Art von Freizeit-Vergnügen betrachtet, daß der Mann seiner Partnerin (sofern sie denn Hausfrau ist) egoistischerweise vorenthält.
---Also ich sehe das nicht so und ich denke, viele andere Frauen sehen das auch nicht so. Ich sehe in keiner Arbeit ein Freizeitvergnügen.

Tatsächlich ist es also so, daß die traditionellen Tätigkeiten von Frauen UND Männern abgewertet werden.

---Hier stimme ich dir zu, ich denke auch, dass viele Rollen die man Männern zuteilt schon auch sehr abgewertet werden, genauso wie man das bei Rollen tut, die man Frauen zuordnet. Ja das stimmt!

Grüsse
Jolanda


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