Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Anerkennung

Jolanda, Sunday, 21.07.2002, 17:50 (vor 8542 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Männer! Schlaft mehr! von Odin am 21. Juli 2002 14:03:50:

Lieber Odin

Ich denke auch, wenn die Hausarbeit und vor allem das Grossziehen von Kindern einen anderen Stellenwert hätte in unserer Gesellschaft, dann wäre das wohl auch ein grosser Schritt in die richtige Richtung.

Es ist nun mal so, dass Hausarbeit eine "unsichtbare" Arbeit ist. Man bemerkt nur, wenn sie nicht erledigt ist, wenn sie erledigt ist, dann ist das schlicht und einfch "normal". Ich erlebe das auch :-)

Aber hör doch mal, wie über Hausarbeit geredet wird. Die Männer machen sich ja auch lächerlich darüber, weil die Hausfrauen und Mütter den ganzen Tag TV gucken können und in der Stadt rumhängen und sich ein "schönes" Leben machen.

Ich denke aber, dass das nicht ganz so aussieht. Ich sage dir warum.

Ich denke, dass keine Frau zu Hause bleibt, die keine Kinder hat. Wenn ich nun aber Kinder habe, dann nimmt die Hausarbeit eine ganz andere Dimension an. Ich räume den ganzen Tag auf, damit meine Wohnung zu jeder Zeit ordentlich aussieht (mein Mann legt da sehr viel Wert darauf). Ich wasche einen ganzen Tag und bügle einen ganzen Tag. Ich mache Hausaufgaben mit den Kindern, höre mir ihre Sorgen an, bastle mit ihnen für einen Kindergeburtstag, gehe mit ihnen zum Zahnart, Arzt. Bringe sie zum Schwimmen und Tennis spielen, etc. Koche zweimal am Tag, wasche ab, putze Fenster, versorge meine Pflanzen und Kräuter. Gehe einkaufen, etc. etc.

Dafür erhalte ich nicht gross Anerkennung, von wem auch?! Man sieht das als meine Pflicht an und man würde sich nur darüber äussern, wenn ich es nicht hinkriegen würde.

Nun arbeiten aber die meisten Frauen noch nebenbei. Und wie du richtig festgestellt hast, nicht mal immer in erster Linie wegen der fehlenden Anerkennung sondern wegen der fehlenden Kohle.

Immer mehr Familien leben am Existenzminimum. Bei uns finden die Politiker und Wirtschaftsbosse oftmals, dass Kinder Privatsache sind und die Eltern selbst dafür aufkommen müssen. Klar, sind ja auch alles Menschen, die genug Geld haben um das problemlos zu bewerkstelligen.

Man hat die Kinder als "Konsumenten" schon lange entdeckt, ganze Konzerne leben von Kindern, man hat sie als dankbare Konsumenten "erobert". Man hat schnell kapiert, dass Kinder auch einen ganzen Markt "befriedigen" können.

Es erscheint mir gerade deshalb sehr zynisch, wenn man auf der anderen Seite nichts mehr für sie bezahlen will. Man spart bei der Ausbildung, Sport, Kultur. Man gibt einer Familie doch nicht das Gefühl, dass sie "geschätzt" wird.

Ich denke, dass Kinder gerade die ersten Jahre schon im Kreise der Familie verbringen sollten, wenn das machbar ist. Dass Vater und Mutter den grössten Teil der Betreuung übernehmen sollten. Man hat die Kinder ja gewollt, dann muss auch bereit sein, einige Zeit etwas zurückzustecken. Kinder werden schnell erwachsen und nabeln sich schneller ab, als einem selbst oft lieb ist...:-)

Es wäre schön, wenn unsere Politiker, unsere Gesellschaft sich öffnen würde für neue Wege. Wenn man Kinder nicht nur immer als "Hinderungsgrund" für die Anstellung einer qualifizierten Person sehen würde, sondern man sich mehr bewusst wäre, das Kinder nun mal das Fundament sind der Zukunft.

Aber wir denken "marktorientiert" "gewinnbringend"...ich lese kaum einmal positve Geschichten über das "Abenteuer Kinder". Dabei helfen uns Kinder, wieder selbst Kinder sein zu können. Sie helfen uns wieder zu erkennen, was Offenheit ist, Vertrauen, Freude, Lachen.

Wir bekommen viel Anerkennung von unseren Kindern, wenn sie glücklich sind und stark. Das Problem ist einfach, wir suchen die Anerkennung oft an ganz anderen Orten.

Könnte es sein, dass das alles auch damit zu tun hat, was für Prioritäten ich setze im Leben....was mir wichtig ist?!

Gruss
Jolanda


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