Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Kleiderfesseln abgesprengt!

Ferdi, Friday, 29.06.2001, 11:47 (vor 8337 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Re: Kleiderfesseln abgesprengt! von Sven am 28. Juni 2001 23:22:50:

Hallo Sven,

gerne beantworte ich Dir Deine Fragen.

1. Warst du schon einmal mit einem Rock (natürlich gehobenes Nivau) im Kasino? Habe da meine Zweifel, ob du so reinkommst.

Ich war schon mal im Spielkasino Bad Neuenahr. Outfit: Sakko, weisses Hemd mit Krawatte, langer schwarzer Rock von Sandra Kuratle mit silbergrauen senkrechten Streifen auf jeder Seite. Bin ohne Probleme reingekommen. Das wichtigste Kleidungsstück war die Krawatte.

2. Arbeitest du im Büro oder sogar in einer Bank? (Banken sind ja sehr konservativ, gerade was Kleidung angeht. Getreu dem Motto: 40 Grad aber der Schlips beleibt an).

Nein, ich arbeite als Hardware-Elektroniker an einer Universität und bin für eine Grossforschungseinrichtung technisch zuständig. Auch hier keine Probleme, meine Leistung ist gefragt, für meine Röcke interessiert sich inzwischen niemand mehr.

3. Wie sieht es mit Erfahrungen in Hotels (4 Sterne und höher) aus?

Solche Hotels waren mir bisher zu teuer, aber in 3 Sterne-Häusern gab es auch keine Schwierigkeiten. Für meinen Rock hat sich niemand interessiert. Ich war allerdings schon in Nobelrestaurants der Spitzenklasse. Auch hier keine Probleme.

4. Gab es in anderen Lebensbereichen offensichtliche Diskreminierungen wegen deinen Röcken?

Ganz überwiegend nein. Allerdings muss ich auch Frozzeleien erwähnen, die hauptsächlich von jungen, pubertierenden Ausländern kommen, in deren Heimatländern eine fundamental-patriarchalische Grundorientierung herrscht. Das sind aber sehr seltene Fälle, da muss man einfach drüberstehen. Mir jedenfalls macht das nichts aus. Die positiven, aufmunternden Erlebnisse überwiegen bei weitem.

In meinem Wohnort sind die Mitmenschen inzwischen so sehr an meine Röcke gewöhnt (ich besitze 40 Röcke), dass ich schon angesprochen werde, wenn ich mal Hosen anhabe. Ausgegrenzt, diskriminiert oder anderweitig herabgewürdigt werde ich nicht. Ich habe eher den Eindruck gewonnen, dass ich meiner Umgebung imponiere. Das dahinterstehende Selbstbewusstsein und die innere Standfestigkeit werden durchaus gesehen und gewürdigt. Das ist auch für mich nach nunmehr 2-jähriger Erfahrung ein äusserst überraschender Befund gewesen. Und noch was ist wichtig: Man muss sich unbedingt einen Stil erarbeiten, der zu einem passt. Die Gesamterscheinung ist wichtig, alles muss perfekt zusammenpassen.

Eine Diskriminierung der Männer bezüglich der Freiheit der Bekleidungswahl sehe ich persönlich jedenfalls nicht. Wenn die meisten Männer das so empfinden, dann liegt das nur daran, dass sie sich selbst diese Beschränkung auf Hosen auferlegen, weil sie glauben, ohne Hose seien sie kein "richtiger Mann" mehr. Absoluter Blödsinn. Man ist ein Mann, egal, was man gerade anhat. Eine hosentragende Frau bleibt eine Frau und ein rocktragender Mann bleibt ein Mann. Den Frauen, auch den Ultrafeministinnen, kann man die Beschränkung in diesem Bereich ausnahmsweise mal nicht anlasten.

Gruss,
Ferdi


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