Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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männliche Selbstverleugnung

Manfred, Wednesday, 18.10.2006, 16:12 (vor 6989 Tagen) @ Ekki

Hallo Manfred!

Woran denken wir z.B., wenn wir das Wort "Männergruppe" hören ?
Ich geb´s zu: Auch ich assoziiere automatisch: Waschlappen, Weicheier,
Frauenversteher, Warmduscher usw. Zudem hat eine Männergruppe für mich
noch einen abschreckenden Ruch von Schwulität. Kurzum, in mir denkt es:

Es

sind Loser, die sowas nötig haben, und ich will kein Loser sein.

Das ist der verrückte Zwiespalt, in dem ich stecke: Auf der einen Seite
weiß ich rational ganz genau von der Notwendigkeit männlichen
Zusammenschlusses. Emotional jedoch wehrt sich alles in mir. Ich will´s
nicht "wahrhaben". Und so geht es sehr vielen.


Das, wovon Du in diesen Abschnitten sprichst, hat nichts mit einer
Abneigung gegen "Loser" zu tun (die, aus den von Dir genannten Gründen,
tatsächlich zu verurteilen wäre), sondern ist eine
sehr gesunde[/u] Abneigung gegen diejenigen Männer, die den
Frauen nach dem Munde reden und ihnen in die Hände spielen.

Gruß

Ekki


Hallo Ekki und alle!

Hier möchte ich nun etwas genauer ausführen, was ich eigentlich meinte.
Ich denke, hier geht es auch um Verlustängste. Viele Männer haben einfach Angst, daß sie ihre Frau verlieren, wenn sie ihr nichts bieten können. Wenn ein Mensch das Gefühl hat, nur noch nach äußerlichen Kriterien beurteilt zu werden, dann wird er versuchen, diese Kriterien zu erfüllen. Wenn eine Frau die Wahl hat zwischen einem Handwerker und einem Vorstandsmitglied bei Daimler-Chrysler, dann werden sich die meisten Frauen - davon bin ich überzeugt - für den Vorstandschef entscheiden. D.h. Männer stehen unter dem permanenten Druck, etwas leisten zu müssen und das zeigen sie durch solche Äußerlichkeiten wie Mercedes oder Porsche.

Frauen NICHT alles Recht zu machen ist leichter gesagt als getan. Diese Mechanismen werden Männern ja schon von Kindesbeinen an antrainiert. Das ist auch nur logisch, wenn Du bedenkst, daß Männer bei der Partnersuche im allgemeinen Fall den aktiven Part aufgebürdet bekommen, also aktiv werden müssen, während Frauen eher passiv entscheiden können, ob sie auf den Mann eingehen oder nicht. Es gibt da einen lustigen Cartoon von Gary Larson. Ich kann mich nicht mehr so gut daran erinnern, aber man sieht mehrere Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel oder so. Zwei Männer und der Rest Frauen. Die Männer stehen sich gegenüber, jeweils an einer Schreibtafel, wie man sie aus der Schule kennt. Der eine Mann schreibt Berechnungen auf diese Tafel 2+2=4 oder 3-1=2 oder sowas. Die Frauen schauen ihm ganz beeindruckt zu und werfen sich ihm an den Hals. Der andere Mann beginnt dann damit, Formeln mit komplizierteren Symbolen an die Tafel zu schreiben, wobei die Frauen ihn daraufhin noch beeindruckter beobachten, um sich ihm dann an den Hals zu werfen. Ich kann mich nur noch schwach daran erinnern, aber darum gings wohl in etwa. D.h. Männer glauben, gegeneinander konkurrieren zu müssen. Und es ist in unserer Gesellschaft auch meistens so, daß es etwas wie eine soziale Hierarchie gibt und je höher man dort angesiedelt ist, desto angesehener ist man und desto mehr wird man beachtet. Und Männer haben den Eindruck - und dies bei Gott nicht ganz ohne Grund, daß ein Mann, der sehr hoch in dieser Hierarchie angesiedelt ist, bei Frauen mehr Chancen hat als ein Mann, der relativ weit "unten" sein Dasein fristet.

Genau hier ist ein Knackpunkt. Ist es denn so erstrebenswert, bei Frauen Chancen zu haben? Sollten wir uns deshalb verbiegen, unsere Gesundheit gefährden usw.?
Ich finde nicht, dass Männer sich für Frauen verstellen sollten, sie sollten sich selbst treu sein und so leben, dass sie glücklich und zufrieden sind.
Aber dies muß man erst einmal für sich erkennen und in konkrete Taten umsetzen, vor allem auch, um das eigene Denken zu ändern. Es ist ja so: jeder Mensch möchte anerkannt werden für das was er tut und ist. Jeder Mensch möchte in einer sozialen Umgebung existieren, von der er den Eindruck hat, daß er in ihr geachtet und respektiert wird. Frauen stehen aber meistens wesentlich mehr Lebensoptionen zur Verfügung. Sie können studieren gehen, wenn sie möchten, aber sie können auch Hausfrau werden und eine Frau, die arbeitslos ist, ist immer noch Mutter und wird als solche geachtet. Sie können auch andere alternative Wege einschlagen ohne fürchten zu müssen, daß man sie schief anguckt, wie das vielleicht bei einem Mann der Fall wäre. Eine Frau, die Karriere machen will, es aber (aus welchen Gründen auch immer) nicht schafft, verliert in den Augen anderer nicht an Ansehen oder Integrität. Ein Mann hingegen, der hängenbleibt oder wieder absteigt, gilt in den Augen vieler (insbesondere der Frauen) als bloßer Versager. Eine Frau, die nicht viel Geld hat und an Karriere kein Interesse hat, wird immer noch als Frau angesehen. Ich will es mal so formulieren: Das "Frausein" an sich wird in der Gesellschaft bereits als Wert angesehen, Männer hingegen besitzen keinen Wert an sich und müssen sich diesen erst erarbeiten. Wenn ich eine Frau kennenlerne, beurteile ich sie zunächst nach Sympathie, d.h. ist sie nett, strahlt sie etwas Wärme aus, kann ich mich mit ihr gut unterhalten, wie ist ihr Lachen usw. Andere Dinge sind für mich am Anfang nur sekundär. Die Frau hingegen interessiert sich zunächst immer für die Lebensumstände, d.h. lebt man in gesicherten Verhältnissen, hat man Arbeit, ist der Verdienst gut, steht man "mit beiden Beinen im Leben" usw. D.h. ich werde als Mann zunächst nicht danach beurteilt, wie ich bin, sondern was ich bin, was ich tue und was ich habe. Und dadurch entsteht der Druck auf viele Männer, sich zu verstellen oder anders rüberzukommen als sie wirklich sind.

Ich stelle mir mittlerweile nicht mehr solche Fragen der Art "wie kommt das bei Frauen an?" Das kostet mich zuviel Energie, mich dauernd zu fragen, ob ich bei einer Frau ankomme oder nicht. Die Energie kann ich wesentlich sinnvoller nutzen. Ausserdem macht es nicht wirklich glücklich.

Denn wenn ich eine Frau gewinnen muss, indem ich mich fast verbiege und mich ständig im Zaun halte und immer aufpasse, was ich sage und dass ich dem Bild das vom erfolgreichen Mann herrscht, um dem gerecht zu werden, wenn ich mich da immer zusammenreissen muss, dann verplempere ich meine Zeit eh, denn irgendwann wird diese Fassade eh zusammenbrechen.

Vieles beruht nur auf einer Fassade. So ist es bei vielen Menschen. Heute ist es auch in und trendy, besonders "selbstbewußt" und "selbstsicher" zu sein, obwohl ich mittlerweile auch festgestellt habe, daß sich in der Regel hinter dies
er Fassade der Selbstsicherheit und des Selbstbewußtseins tiefe Minderwertigkeitskomplexe und Unsicherheit verbirgt.

Gruss, Manfred


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