Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die deutsche Lisa Simpson

Max, Östlich von Tupfing, Monday, 16.10.2006, 18:53 (vor 6992 Tagen) @ Zeitgenosse

Hallo Zeitgenosse,

der untenstehende Text von Doris Neujahr, das ist....ja, das ist ein Gemälde. Ein köstliches, herrliches Gemälde. Wundervoll! Und gemalt von einer Frau! Doris Neujahr! Das lässt hoffen. Es scheint bei den Geschlitzten noch welche zu geben, die Realitäten erkennen können. Selbst Dürer hätte die Roth nicht besser hinbekommen. Hier sagen tausend Worte endlich mal so viel wie ein einziges Bild. Da stimmt alles bis ins winzigste Detail. Da steht haarklein, was ich schon lange über die Roth denke.

Deswegen wollte ich den Text auch nicht löschen. Wäre mir vorgekommen, wie ein Säureanschlag auf einen Rembrandt.

Und die "Junge Freiheit", das ist ein Blatt...-oh-la-la. Das lässt sich lesen, ohne daß man sich gleich nach der zweiten Zeile verarscht vorkommt.

Gruß von -Max
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Die Bundesempörungsbeauftragte
CLAUDIA ROTH: Die Grünen-Chefin steht mit ihrer Ideologie, moralischen
Entrüstung und intellektuellen Durchschnittlichkeit für das Profil der
Partei
Doris Neujahr

Sandra Maischberger hatte die Nase voll. Normalerweise schafft sie es in
ihrer nt-v-Sendung, auch Langweilern wie Roland Koch, Christian Wulff oder
Guido Westerwelle interessante Nuancen zu entlocken, doch gegen den
autistischen Redeschwall der Grünen-Chefin CLAUDIA ROTH kam sie nicht an.
Sie war einfach zu höflich, um auf den groben Klotz den scharfen Keil zu
setzen. Roth hatte Jörg Haiders "Taferl"-Methode übernommen und eine
Papptafel mit Terminangaben ins Studio gebracht, die beweisen sollten, daß
"der Joschka" mit dem mutmaßlichen Import von Zwangsprostituierten aus der
Ukraine nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. "Der Joschka!" sagte
CLAUDIA ROTH immer wieder und wollte wohl ausdrücken: So menschlich, so
familiär geht es bei den Grünen zu! Die Zuschauer dürften eher an den Satz
von Karl Kraus gedacht haben, wonach das Wort "Familienbande" den
Beigeschmack von Wahrheit habe. "Wir müssen das jetzt abkürzen, denn
gleich kommt Herr Glos", sagte Sandra Maischberger. Man sah ihr an, daß
sie sich auf den CSU-Mann freute.

CLAUDIA ROTH ist die Co-Vorsitzende einer Regierungspartei, sie nimmt an
den Koalitionsrunden im Kanzleramt teil, sitzt im Außenpolitischen
Ausschuß des Bundestags, redet im Plenum und verbreitet ihre Meinung in
Talkshows und Interviews. Zwar ist sie nur die "Untervorsitzende" unter
Übervater Joschka, doch zugleich ist sie für dessen System eine
unverzichtbare Stütze. Denn Joschka gilt selbst in den eigenen Reihen als
Egomaniak, CLAUDIA ROTH aber ist eine Königin der Herzen. Die Attribute,
die man ihr zuschreibt, lauten: authentisch, unmittelbar, unverbogen,
emotional, mitfühlend, spontan. Selber nennt sie sich "menschlich, direkt
und kompromißlos" - das heißt, mit diesen Worten hat sie Jesus Christus
charakterisiert, was aber praktisch auf dasselbe hinausläuft.

In der Partei und der Öffentlichkeit beansprucht sie den Platz, der seit
dem Tod von Petra Kelly verwaist ist. Zwischen beiden liegen jedoch
Welten: Kelly war hochintelligent, ihre Emotionalität enervierend, aber
nie berechnend. Roth ist bauernschlau statt klug, ihre Stimme klingt
absichtlich aufgeregter, als die Sache, über die sie spricht, das
rechtfertigt. Sie profiliert sich als allseits betroffene Persönlichkeit.
Der FAZ-Journalist Thomas Schmid, ein Kenner der grünen Pappenheimer,
nannte sie eine "Quietschente", was heißen soll: innen hohl, außen
niedlich, im Grunde harmlos.

Doch harmlos ist es eben nicht, wenn eine Person wie Roth die deutsche
Politik mitbestimmt. Sie wurde 1955 in Ulm geboren, studierte
Theaterwissenschaften, war danach an kleinen Bühnen und später als
Managerin der Rockband "Ton Steine Scherben" tätig. Die Band ging 1985
pleite, Roth sagt, sie löste sich nach "demokratischen Beschluß" auf.
Danach war der Sänger Rio Reiser als "König von Deutschland" erfolgreich -
ohne Roth.

Unter dem taz-Artikel, der das Ende der Gruppe vermeldete, stand eine
Anzeige der Grünen, die eine Pressesprecherin suchten. Da entschloß sich
CLAUDIA ROTH, Politikerin zu werden. Ihre Karriere verlief steil: Von 1989
bis 1998 war sie Abgeordnete im Europa-Parlament, seit 1998 sitzt sie - mit
Unterbrechung von März 2001 bis Dezember 2002 - im Bundestag. Sie war
Menschenrechtsbeauftragte im Auswärtigen Amt, zweimal wurde sie zur
Parteivorsitzenden gewählt. Seit zwanzig Jahren gehört sie zum politischen
Apparat dieser Republik. Eine schöne Pension ist ihr damit schon einmal
sicher.

CLAUDIA ROTH ist die deutsche Lisa Simpson

Wer in ihren Reden und Artikeln nach geistiger Substanz sucht, stößt auf
Wortmüll wie "postmoderne Gesellschaften" und "multikulturelle
Demokratie". Im übrigen befleißigt sie sich einer infantilen
Bildersprache, die dem transportierten Inhalt adäquat ist. Ihren Traum
einer Zukunftsgesellschaft stellte sie auf einem Parteitag folgendermaßen
dar: Sie radelt mit dem Fahrrad über die Autobahn, links grüßen Windräder,
rechts küßt sich ein Schwulenpärchen, dem sie zuwinkt, und das Ziel ist ein
multikulturelles Straßenfest. Wer die Chose bezahlen soll, sagte sie
nicht.

Lieber redet sie von "Betroffenen", für die sie "permanent Druck" macht
und "eine Menge erreicht hat". Sie schwärmt von der "frischen Politik" und
den "wahnsinnig tollen Programmen" der Grünen und zürnt über diejenigen,
die nicht begriffen, "wie sich die Gesellschaft verändert hat". Am
Aschermittwoch 2002 rief sie aus: "Für die Frau gilt nicht mehr Kirche,
Küche und Kinder, wir Grünen wollen für die Frauen Karriere, Kinder und
andere Kerle." Roth ist ledig und kinderlos. Einer türkischen Zeitung
erklärte sie, daß sie nichts gegen die Heirat mit einen türkischen Mann
hätte. Prompt trafen Heiratsanträge bei ihr ein, die aber nicht verfingen.
Wie schade! Diesen Kampf der Kulturen hätte man gern erlebt.

So verbringt sie weiter ihre Zeit damit, Unsinn zu verbreiten. "Der
Volmer-Erlaß war absolut richtig", findet sie, denn er habe "Härtefälle"
bei "Familienzusammenführungen" verhindert. "Die Verfahren, die mit großer
krimineller Energie zu Schleusungen ausgenutzt wurden, waren nicht Teil des
Volmer-Erlasses." So ist es immer bei Roth & Co.: Wir sind die Guten! Die
Verantwortung für Risiken und Nebenwirkungen unserer Handlungen weisen wir
daher schärfstens zurück!

Wenn sie in Talkshows sitzt und die Kamera auf sich gerichtet weiß, reißt
sie die Augen weit auf: Die Augen, das hat sie beim Studium gelernt, sind
der Spiegel der Seele - und Claudia will, daß alle ihre edle Seele sehen
können. Ihr Mund ist halboffen, und zwar aus Zorn über die Ungerechtigkeit
in der Welt. Es heißt, daß sie italienische Brecht-Inszenierungen mag. Noch
mehr mag sie Fellinis Film "La strada", was freilich ein riesiges
Mißverständnis ist: In den angstvoll geweiteten Augen der kleinen
Gelsomina (Giulietta Masina) wird ein Schmerz sichtbar, dessen
existentielle Tiefe am Ende durch den Tod beglaubigt wird.

Roths Schmerzensausdruck ist dagegen ein kalkulierter. Sie will sich nicht
opfern, sondern bloß Mehrheiten sammeln. Ihr Blick ist denn auch trübe und
stumpf vor Berechnung, selbst wenn die Augen feucht werden - und sie
werden oft feucht. Giulietta Masina hatte in ihrem Gesicht ein
existentielles Drama zur Anschauung gebracht, Roth versucht ihre
persönlichen Affekte künstlich zum Existenzdrama hochzustemmen. In
Wahrheit steht sie in der Tradition von Maria Schell, dem verheulten
"Seelchen" des deutschen Nachkriegsfilms.

Wegen Roth postfeministischer Camouflage fällt das nicht weiter auf. Sie
spielt die Frau, die sich ihre Weiblichkeit bewahrt, die aber "ihren
eigenen Weg geht", die sich "einmischt", "engagiert", die "aktiv" ist, die
ihre innere Bewegung nicht versteckt, sondern "einbringt". Dieses
Einbringen erfolgt - neben dem halboffenen Mund - durch ein konsequentes
Wimpernklimpern, das ihren schrillen Wortkaskaden vorausgeht. Das ist der
Moment der Wahrheit: CLAUDIA ROTH ist die deutsche Lisa Simpson, eine
fleischgewordene Wiedergängerin der ewigen Nervensäge aus der
amerikanischen Trickfilmserie.

Nur, die kleine Lisa ist erst acht und kann sich noch entwickeln. Claudia
Roth wird bald fünfzig und spielt sich immer noch als frischverliebter
Backfisch auf. Ob sie nun gutgelaunt durch eine Nostalgie-Show von RTL
tänzelt oder an der Seite von SPD-Chef Franz Müntefering zur
Pressekonferenz erscheint, macht keinen Unterschied. Winke-winke,
pelzbesetzter Blazer, albernes Lachen hier, freudiges Wiedererkennen da,
fehlt nur noch das Kußhändchen. Claudia Roth, eine Kindfrau mit
erfahrungslosem Apfelwangengesicht, forever young, Petra Pan, eine
Kitschfigur aus der Retorte der Popkultur.

Roth steht emblematisch für den diskursiven Alarmismus

Sie würde gut in einen naiven Märchenfilm passen. Statt dessen untersteht
sie sich, bei Erwachsenenthemen mitzureden, unter anderem beim EU-Beitritt
der Türkei. Man dürfe die Türkei nicht "ausgrenzen", keift sie bei jeder
Gelegenheit. Ausgrenzen - das gehört sich bloß bei Neonazis. Was ist das
für ein primitiver, manichäischer Ansatz von Außenpolitik! Spätestens da
beginnt das Versagen der anderen Politiker. Warum stürmt Angela Merkel
nach einem Roth-Auftritt nicht an das Mikrophon des Bundestags und gibt
ihr - frei nach Friedrich dem Großen - Bescheid: "Frau, lerne erst denken,
bevor Du zu reden beginnst!" Und Friedbert Pflüger könnte Wilhelm Busch
zitieren: "Oft vereinigt ein Gemüte / Dämlichkeit mit Herzensgüte!"

Roths Aufstieg in der Politik ist Indikator einer politischen Regression,
die in den achtziger Jahren einsetzte. Damals wurde die Bundesrepublik zum
"Puppenhaus im Wohlstandstango, bevölkert von Märchenprinzen, Quotenfrauen
und Peaceniks, in (dem) sich die notorisch von schlechtem Gewissen
geplagte Mittelschicht auf der Suche nach Sinn in aberwitzige
Zukunftsszenarien hineinsteigerte" (Cora Stephan). Die deutsche
Selbstthematisierung im Schatten des Dritten Reiches führte zu einem
primitiven Moralismus und dieser zu einem politischen Manichäismus, dessen
negativer Bezugspunkt die "deutsche Gefahr" war. Deutsche Politik sollte
jetzt "weich" sein, wichtiger als Fachwissen wurde die "Glaubwürdigkeit",
und am "glaubwürdigsten" erschien, wer "authentisch" war, wer "Gefühle",
respektive "Betroffenheit" zeigte. Das war die Chance einer mediokeren
Figur wie Roth. Wohlwollende Beobachter sehen im Erfolg der Grünen die
gelungene Resozialisierung eines halbintellektuellen Subproletatariats. In
Wahrheit hat sich die Asozialisierung der deutschen Politik vollzogen.

Der diskursive Alarmismus, eine Abart des politischen Ausnahmezustandes,
ist das Lebenselixier der Politikszene, für die Roth emblematisch steht.
Sie kann gar nicht anders, als ihn immer weiter eskalieren zu lassen.
Gegen Möllemann und Hohmann fuchtelte Roth mit dem
Volksverhetzungsparagraphen herum und stellte Strafanzeige. Kardinal
Meisner warf sie vor, er würde die "existentiellen Nöte" der abtreibenden
Frauen ignorieren. Der Schwangerschaftsabbruch ist für die Frauen ernst,
existentiell ist er hingegen für den Fötus - ein Unterschied, den Roth
nicht begreifen kann. Natürlich schwant ihr, daß, würde man Meisners
Verstand gleichmäßig auf fünf Personen verteilen, jede einzelne ihr
intellektuell immer noch überlegen wäre. Auf eine Diskussion, die den
Namen verdiente, kann sie sich also nicht einlassen.

Die Maischberger-Sendung war in dieser Hinsicht aufschlußreicher, als es
der Moderatorin bewußt war. Maischbergers unerschütterliches, spöttisches
Lächeln zeigte Roth, daß ihre gutmenschelnde Frauenpower ins Leere ging.
Das war für sie neu, für diese Situation stand ihr weder ein verbales noch
mimisches Repertoire zur Verfügung. Ihre Rede lief Amok, und das penetrant
naive Apfelwangengesicht zerfloß ins Konturenlose. Übergangslos war aus
Petra Pan eine keifende Vettel geworden. Politisch ist CLAUDIA ROTH eine
Frucht, die nie reif, sondern vor der Reife faul geworden ist. Wohin faule
Früchte gehören, ist bekannt.

Quelle: http://www.jungefreiheit.de/

Gruß

Zeitgenosse


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