Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Die Schwächung der Autonomie und die Freiheit der Presse

Mus Lim ⌂, Friday, 06.11.2009, 16:50 (vor 5898 Tagen)

Rupert Lay, Jesuit:

Autonomie wird so lange akzeptiert, als sie sich in den Dienst der Sozietäten stellt. Die Autonomie des eigenen Urteils, die sich keineswegs der >herrschenden Meinungen«, den >allgemeinen Überzeugungen«, dem >common sense« unterwirft, wird in vergesellschafteten oder gar in vermassten Sozietäten, die Rationalität allenfalls nach innen zulassen, kaum geduldet. Hier hat die bürgerliche Toleranz ihre repressiv geschützten Grenzen. Käme etwa ein Bürger der BR Deutschland zu der Ansicht, daß Israel ein verurteilenswerter Aggressor sei [1], dann würde er sich diese Meinung gegen die >Allgemeinheit« seiner Mitbürger gebildet haben. Das mag gutgehen, solange er seine Meinung verschweigt. Sagt er sie aber, wird man ihn entweder aggressiv attackieren oder gar gesellschaftlich ausstoßen. Die Allgemeinheit herrscht. Sie beherrscht auch die Autonomie.

Die Zwangsherrschaft der Allgemeinheit über die Autonomie der Person mag zwar verbal gerade von liberal Denkenden geleugnet werden, ist aber immerhin so erheblich, daß nahezu die gesamte Presse der Bundesrepublik, ganze Informationsbereiche ausspart oder selektiv darstellt oder gar verstellt. Das gilt etwa im Bereich der Berichterstattung über sogenannte >anarchistische Umtriebe« oder der Fragen, die Israel betreffen. Hier wird die Meinung der Allgemeinheit durch allgemeine Unsicherheit oder ein allgemeines Schuldgefühl, das von Israel zudem noch mehr oder minder offen bewußt geschürt wird (- in manipulatorischer Absicht natürlich -), bestimmt. Wer sich zu solchen Themen einigermaßen zutreffend unterrichten will, ist auf schweizerische oder französische Zeitungen (und beschränkt auch englische) angewiesen. Da nun aber nicht nur die Freiheit der Presse, sondern auch der Freiheit der Meinungsäußerung, die theoretisch im Grundgesetz (Art. 5) garantiert werden, Basis jeder Demokratie sind, kann man schon mal nachdenken über die Reife der bundesdeutschen Demokratie. Aber auch das ist ein Tabu. Darüber spricht „man“ nicht, wenn man nicht als Nestbeschmutzer tätig werden will.

[1] Ich würde ergänzen wollen, "oder der Islam sei ein geringeres Übel als der Feminismus bzw. der Genderismus sei ein krankmachendes Übel der Gesellschaft.". ;-)

"Manipulation durch die Sprache", Ullstein 1990, ISBN: 3-548-34631-6

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