Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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EMMA: ALARM für Arne !!

Garfield, Thursday, 29.10.2009, 13:23 (vor 5906 Tagen) @ Nihilator

Hallo Nihi!

Aber gemacht. Und das wirklich von Anfang an.

Klar, aber Fischer beispielweise hat sicher nicht laut gebrüllt "Ich will einen guten Posten!" als er Steine gegen Polizisten geworfen hat. Sie haben behauptet, die Welt verbessern zu wollen, tatsächlich aber teilweise von Anfang an nur ihren eigenen Vorteil gesehen.

Auf wen hat Herr Kohl Neid geschürt?

Ach, ich kann mich durchaus an Debatten zu Kohls Zeiten erinnern, in denen auch CDU-Politiker ganz bewußt Sozialneid geschürt haben. Das ist generell ein beliebtes Mittel zum Machterhalt: "Teile und herrsche." Teilen erreicht man, indem man bei einer Bevölkerungsgruppe Haß und auch Neid auf eine andere Gruppe schürt.

Aber sie können, so wie auch jeder Kapitalist, einem Gemeinwesen nützlich sein, wenn sie es voranbringen.

Ja, wenn...

Bei Linken ist dies ausgeschlossen, denn deren Konzepte sind für Fortschritt nicht geeignet.

Das stimmt so nicht, denn es ist ja gerade eine wesentliche Eigenschaft der Linken, die Welt verändern und verbessern zu wollen. Daß das bisher nicht funktioniert hat, lag daran, daß die Konzepte dafür falsch waren, daß sie ihrer Zeit zu weit voraus waren und/oder daß es massive Einmischung von außen gab.

Mehr als die Zementierung des Existierenden und die Verteilung des Vorhandenen haben die nicht im Programm.

Das trifft eher auf Rechte zu, denn Rechte sind üblicherweise konservativ. Sie wollen das Bestehende erhalten oder etwas, das in früheren Zeiten tatsächlich oder angeblich bestanden hat, restaurieren.

Sie sind heute die wahrhaften Fortschrittsfeinde.

Nein, auch die heutigen Pseudo-Linken wollen die Welt voran bringen. Allerdings nicht in die richtige Richtung. Sie sind den Versuchungen von Geld und Macht erlegen und deshalb ein Bündnis mit den großen Banken und Konzernen eingegangen, nach deren Bedürfnissen sie nun die Welt umgestalten wollen, oft gegen die Interessen der Völker.

Manche Rechte oder sonstige Konservative glauben immer noch, daß die Wirtschaft auf ihrer Seite steht, wie das früher oft der Fall war. Das trifft heute aber allenfalls noch auf kleine und einige mittlere Firmen zu, die aber weniger Einflußmöglichkeiten haben als die großen Banken und Konzerne.

Für die großen Firmen sind Konservative heute meist nur Störfaktoren, die die Globalisierung behindern.

Deshalb ist der Kampf Links gegen Rechts heute völlig sinnlos - und wird deshalb von oben gefördert, eben nach dem Motto "teile und herrsche".

Einen deutschen Kommunisten oder Sozialdemokraten der 1920er Jahre würdest Du heute rechtsradikal nennen. Für die war ein Bekenntnis zu ihrer Nation normal.

Führende Sozialdemokraten waren ja damals schon nicht mehr wirklich links. Und die Kommunisten waren stark an der Sowjetunion orientiert. Manche gingen deshalb für einige Zeit in die Sowjetunion, um dort zu lernen (und kehrten nicht selten desillusioniert zurück). Überhaupt waren die Kommunisten ja traditionell stark international vernetzt - das Motto "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" sagt das ja schon klar aus. Die Sowjetunion förderte das auch, um so Einfluß auf westliche Länder ausüben zu können. Sie betrachtete kommunistische Organisationen in diesen Ländern quasi als fünfte Kolonne.

In westlichen Ländern wurde die Sowjetunion als Bedrohung empfunden, vor allem wegen der Beispielwirkung, die sie auf die eigenen Völker hatte. Auch in Frankreich und Großbritannien war der Erste Weltkrieg ja nicht spurlos an der Bevölkerung vorbei gegangen. Da brodelte es auch, und so gab es ja auch z.B. in der französischen Armee gegen Kriegsende Befehlsverweigerungen und ähnliche Aktionen. Umso gefährlicher war das Beispiel der Sowjetunion.

Man versuchte nun, sie militärisch zu bekämpfen und finanzierte auch diverse ehemalige Zarengeneräle, die immer wieder neue Bürgerkriege anzettelten. Letztendlich konnten die Sowjets sich aber behaupten. Also bekämpfte man ihren Einfluß auf die eigenen Völker durch Propaganda. Man stellte es so dar, als wäre die Zerstörung Rußlands durch zaristische Mißwirtschaft, Weltkrieg, Revolutionen und Bürgerkriege allein das Ergebnis der kommunistischen Herrschaft. Und es gab ja auch tatsächlich Mißstände in der Sowjetunion, die man anprangern konnte.

So konnten die deutschen Kommunisten nun schlecht sagen, daß sie exakt so einen Sowjetstaat wollen, sondern sie mußten einen eigenständigen deutschen Weg propagieren.

Wenig bekannt: den Begriffen "Nazi" und "Sozi" in der Weimarer Republik stand auch noch der "Kozi" zur Seite. Alle drei wurden wahrgenommen als konkurrierende linke Bewegungen.

Natürlich gab es Leute, die Kommunisten, Sozialdemokraten und Nationalsozialisten gleichermaßen mißtrauten. Von den Kommunisten befürchteten sie einen deutschen Sowjetstaat. Die Sozialdemokraten hatten sich als Regierungspartei eh unbeliebt gemacht. Und die Nazis wurden als hirnlose Schläger betrachtet, mit einem durchgeknallten Demagogen als Führer.

Nicht umsonst hat Hitler bald nach seiner Machtergreifung alle anderen Parteien verboten, auch die konservativen.

In der Realität allerdings gingen die Nazis den Kapitalisten genauso hart ans Leder wie allen anderen in ihrer Volksgemeinschaft. 6% waren an einem U-Boot oder Panzer zu verdienen, staatlich festgelegt, kein Pfennig mehr und keiner weniger. den gravierenden Unterschied zu marktwirtschaftelnden Kommunisten müßtest Du mir erklären...

Der gravierende Unterschied bestand darin, daß Hitler die Besitzer der großen Banken und Konzerne nicht enteignen ließ, sofern sie nicht jüdisch waren und sich ihm auch nicht in den Weg stellten.

Und die haben während des Krieges nicht schlecht verdient.

Außerdem hat Hitler ja auch die Gewerkschaften und auch sämtliche anderen Vertretungen für Beschäftigte verboten sowie die Löhne weitgehend auf dem niedrigen Stand der Weltwirtschaftskrise eingefroren. Wem das alles wirklich nützte, wird hier gut dargestellt:

http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1984/1984-09-a-533.pdf

Ja, allerdings vor allem von ausländischen.

Nein, die Nazis haben auch von deutschen Bankiers und Industriellen Geld erhalten.

Dieses Problem löste er mit dem Eid der Wehrmachtsangehörigen auf seine Person.

Das kam aber erst später, und so ein Eid bringt allein nicht viel.

Banken und Konzerne vor den Kopf stoßen, warum sollte er das? In der Hinsicht war er ja eben gerade kein Fanatiker, sondern totaler Pragmatiker.

Ja, eben!

Hitler konnte nur versuchen, Unternehmer und Arbeiter zu versöhnen, indem er beiden Seiten Wohltaten und Garantien gab und den Klassenkampf einfach abschaffte.

Den Arbeitern garantierte er einen Arbeitsplatz, notfalls über Zwangsdienst. Und einen Lohn etwa auf dem Niveau der Weltwirtschaftskrise (bei Zwangsdiensten natürlich weniger), sowie stabile Preise. Mehr nicht.

Wie hätte das denn ausgesehen Deiner Meinung nach?

Ich denke, die Kommunisten wären den großen Bankiers und Industriellen wirklich ans Eigentum gegangen. Davor hatten einige von denen ja so panische Angst, daß sie nur deshalb die NSDAP unterstützten.

Ich bezweifle allerdings, daß die KPD damit durchgekommen wäre. In Rußland hatten es die Kommunisten viel leichter, weil der Kapitalismus da ja noch gar nicht richtig entwickelt war. Auch gab es in der Bevölkerung mehr Wut und Frust. Die KPD hätte es in Deutschland schwerer gehabt - es hätte dann wohl auch ganz ohne Einmischung von außen einen Bürgerkrieg gegeben.

Wenn die Kommunisten einen ähnlichen Kurs versucht hätten wie Hitler, dann wäre für ihre Anhänger schnell klar gewesen, daß sie genauso enden wie die Sozialdemokraten, die sie ja immer als Opportunisten kritisiert haben. In dem Fall wäre die KPD bald in die Bedeutungslosigkeit versunken, und es hätte sich eine neue kommunistische Partei gebildet.

Links ist eine bewußt zukunftslose Haltung...

Das ist so bei Pseudo-Linken, weil die keine wirklichen Überzeugungen haben.

Verantwortliche Politik über die direkten eigenen Interessen und sogar über das eigene Leben hinaus ist eine absolute menschliche Pflicht!

Ja, die wird aber leider üblicherweise mißachtet.

Korruption gab es immer und überall, in allen nur existierenden Systemen. Sie ausrotten zu wollen ist ein sinnloses Unterfangen. Sie zu begrenzen ist natürlich wichtig.

Ja, eben! Das erreicht man aber nicht, indem man Leute in die Politik lockt, die nur auf Privilegien und viel Geld aus sind!

Eine neue politische Partei, die wirklich etwas ändern will, müßte sich als erstes von der üblichen Denke nur fürs Jetzt verabschieden.

Ja.

Die spannende Frage ist: ist eine Politik denkbar, die zwischen Jetzt-Bezogenheit der Lebenden und den legitimen Ansprüchen der Nachfolgenden einen vernünftigen Kompromiß herstellen kann?

Dazu müßte man grundsäzlich davon abgehen, die Wähler zu belügen. Tatsächlich zeigt sich ja auch schon, daß immer mehr Menschen nicht mehr belogen werden wollen: CDU/CSU und FDP ernten für ihre Versprechungen für Steuererleichterungen mehr Kritik als Jubel.

Hitler war kein Werkzeug des Kapitalismus und nicht dessen letzte Steigerung

Das glaube ich ja auch nicht. Er hat sich aber prima mit dem Kapitalismus arrangiert.

Freundliche Grüße
von Garfield


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