Eigene Erfahrungen
Hallo allerseits!
Ich habe mich seit 2006 an dem Auswahlverfahren für fest angestellte Übersetzer bei der EU beteiligt.
Ausgeschrieben wurde für deutsche Muttersprachler, die eine der zwei anderen Hauptsprachen (Englisch und Französisch) sowie eine der Sprachen aus den 10 neuen mittel-osteuropäischen Ländern mitbringen - in meinem Fall also Polnisch.
Die Auswahlverfahren der EU (concours) ziehen sich jeweils mehrere Jahre hin - meines ging im Frühsommer dieses Jahres zu Ende.
Nachdem ich den schriftlichen Teil bestanden hatte, wurde ich zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen.
Bereits bei diesem ersten Gespräch machte man mir klar, daß der Arbeitsanfall in Polnisch wohl minimal sein werde.
Auch dieses mündliche Gespräch, das im März 2007 stattfand, war noch mal ein "Sieb", aber ich bestand auch hier und wurde in die Liste der erfolgreichen Bewerber eingeladen.
Im Juni dieses Jahres fand dann ein weiteres Gespräch, verbunden mit einer medizinischen Untersuchung statt.
Und da wurde dann endgültig Klartext geredet:
Unter Bezug auf das erste mündliche Gespräch meinte ich, ich hätte Grund zu der Befürchtung, dass nach einer Arbeitsaufnahme bei der EU wegen des minimalen Arbeitsanfalls in Polnisch meine Kenntnisse in dieser Sprache schnell und drastisch abnehmen würden.
Daraufhin lachte der Wortführer der mir gegenübersitzenden Beamten dreckig und meinte: "Das kann ich Ihnen garantieren, dass das passieren wird."
Und noch ein paar weitere Enthüllungen hatte man für mich parat:
Die EU-Abgeordneten und Beamten sind gezwungen, ihre internen Schreiben in einer der 3 Hauptsprachen - Deutsch, Englisch, Französisch - abzufassen. (Jedes Land muß bei seinem Beitritt erklären, in welcher der drei Sprachen seine Abgeordneten und Beamten ihre internen Schreiben abfassen werden.) Das, was dabei herauskommt, wird dann den bedauernswerten EU-Übersetzern mit Muttersprache Deutsch, Englisch oder Französisch zur Korrektur vorgelegt - wobei sie den Ausgangstext, der z.B. in Polnisch, Tschechisch usw. abgefaßt wurde - nicht erhalten und in aller Regel mangels Kenntnis der Ausgangssprachen auch keine fundierte Korrektur vornehmen können. So müssen sie sich darauf beschränken, offenkundige grammatische und orthographische Fehler zu korrigieren.
Zur Stellung des Deutschen in der EU meinte besagter Wortführer, wiederum albern lachend:
"Wissen Sie, wir sprechen hier alle dieselbe Fremdsprache, nämlich schlechtes Englisch, hahaha! Natürlich kann ich als Deutscher auch eine Eingabe in deutscher Sprache abfassen, die würde auch nicht zurückgewiesen. Ich kann aber sicher sein, dass ich auf die Antwort Wochen, wenn nicht Monate warten muss, während eine in Englisch oder Französisch abgefaßte Eingabe umgehend bearbeitet würde."
Auf meine konsternierte Frage, ob ich richtig verstanden hätte, dass von den 3 offiziell wichtigsten Sprachen - Deutsch, Englisch und Französisch - Deutsch die am wenigsten wichtige sei und auch systematisch an die Wand gedrückt würde, lautete die kurze und trockene Antwort: "Ja, das sehen Sie richtig."
Daraufhin sagte ich der EU von mir aus leichten Herzens "Nein".
Das, was mir da geschildert wurde, ist nicht nur, mit Verlaub, eine vollidiotische Sprachenpolitik.
Es ist auch und vor allem meiner Idee von Europa diametral entgegengesetzt.[/u]
Und dafür habe ich nun jahrelang das nervenzerfetzende Kunststück auf mich genommen, das sich über mehrere Jahre erstreckende Bewerbungsverfahren vor meinem Arbeitgeber geheimzuhalten!
Übrigens hatte ich vorher schon viele Insider-Informationen, aus denen im Grunde genommen alles klar hervorging:
Die EU hat bereits im Vorfeld des Beitritts der 10 MOE-Staaten ihre bereits angestellten Übersetzer, die mit westlichen Sprachen arbeiteten, gezwungen, eine der neuen Sprachen ihrer Wahl mühselig zu erlernen - anstatt sich nach denjenigen Leuten umzugucken, die eine dieser Sprachen zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben und deshalb von vornherein ein Niveau der Sprachbeherrschung mitbringen, das irgendein altgedienter Westsprachen-Übersetzer auch nach einem EU-internen Intensivkurs kaum erreichen kann.
Und so bin ich denn weiter bei meinem polnischen Arbeitgeber - obwohl ich inzwischen in mein Elternhaus in Deutschland zurückgekehrt bin, um mich um meinen Vater zu kümmern, der sich nicht mehr selbst helfen kann - bin u.a. laufend beteiligt am Projekt unserer Firma, sämtliche polnischen Gesetze nach und nach ins Deutsche zu übersetzen und bin auf diese Weise zig mal europäischer als in diesem Idiotenverein bei der EU.
Europäische Grüße von
Ekki
--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.
gesamter Thread:
- OT: Westerwelle Talging Englisch -
Rainer,
30.09.2009, 15:29
- OT: mehr Schmankerln -
Zeitgenosse,
30.09.2009, 16:39
- PS: Da gaffena oof Galifonia - Zeitgenosse, 30.09.2009, 16:54
- OT: mehr Schmankerln - Tom, 30.09.2009, 17:24
- Noch etwas Englisch? - Krankenschwester, 30.09.2009, 19:29
- OT: Westerwelle Talging Englisch - Flint, 30.09.2009, 17:25
- In Deutschland wird deutsch gesprochen. Schluß mit dem Vasallentum! -
T.R.E.Lentze,
30.09.2009, 17:47
- In Deutschland wird deutsch gesprochen. Schluß mit dem Vasallentum! -
Garfield,
30.09.2009, 18:23
- In Deutschland wird deutsch gesprochen. Schluß mit dem Vasallentum! - Rainer, 03.10.2009, 16:01
- Eigene Erfahrungen -
Ekki,
30.09.2009, 19:38
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Nihilator,
30.09.2009, 20:13
- Eigene Erfahrungen -
Maxx,
01.10.2009, 02:39
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Nihilator,
01.10.2009, 03:47
- Eigene Erfahrungen - Maxx, 01.10.2009, 13:56
- Eigene Erfahrungen - Ekki, 01.10.2009, 18:50
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Nihilator,
01.10.2009, 03:47
- Eigene Erfahrungen - Ekki, 01.10.2009, 18:40
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Maxx,
01.10.2009, 02:39
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Nihilator,
30.09.2009, 20:13
- Richtig! - Adam, 30.09.2009, 20:10
- In Deutschland wird deutsch gesprochen. Schluß mit dem Vasallentum! -
Garfield,
30.09.2009, 18:23
- OT: mehr Schmankerln -
Zeitgenosse,
30.09.2009, 16:39