Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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OT: Über die Notwendigkeit, eine gewisse Zeit Pudel zu sein.

Garfield, Friday, 10.07.2009, 19:29 (vor 6014 Tagen) @ __V__

Hallo Stefan!

Na ja, es ist doch generell nützlich, sich in andere Menschen hinein versetzen zu können. Nur so kann man sie verstehen und das eigene Handeln danach ausrichten.

Dafür muß man nicht gleich zum lila Pudel werden.

Allerdings ist es wohl einfach normal, daß man in jungen Jahren so eine Phase durchmacht. Oder es war normal, für die Menschen, die heute in mittlerem bis höherem Alter sind.

Ich habe mir früher eigentlich über Nachteile für Männer gar keine Gedanken gemacht. Selbst die Wehrpflicht war für mich ganz normal. Es war halt schon immer so... Die Macht der Gewohnheit ist nicht zu unterschätzen.

Aber ich wurde ja in meiner Kindheit und Jugend in der DDR auch nicht mit radikalfeministischen Parolen berieselt. Mir wurde nicht erzählt, daß ich nur aufgrund meines Geschlechts minderwertig wäre, nur ein primitiver Neanderthaler und zum Aussterben verdammt.

Ins Grübeln kam ich erst nach der Wende. Daran kann ich mich noch gut erinnern:

Mit Anfang 20 studierte ich, und einmal war ich etwas zu früh bei einer Mathe-Vorlesung. Die Mathematik-Dozentin und noch einige andere Studenten waren auch schon früher da. Wir unterhielten uns ein wenig, und irgendwie kamen wir schließlich auf das Thema beruflicher Nachteile für Frauen. Die Dozentin erzählte nun von einer Umfrage, die ergeben hatte, daß angeblich die Mehrheit der Männer weibliche Kollegen im Beruf ablehnen würde.

Das brachte mich zum Nachdenken, weil ich das noch nie erlebt hatte. Und ich hatte vorher immerhin schon einige Jobs verschiedener Art. Nirgends wurden weibliche Kollegen von Männern abgelehnt - sowas kannte ich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Ich hatte oft sogar erlebt, daß Männer sich über weibliche Kollegen freuten, vor allem, wenn sie jung und attraktiv waren. :) Aber auch ältere Frauen wurden als Kolleginnen immer ganz normal behandelt.

Ich fragte mich also, wie dieser Unterschied zwischen dieser Umfrage und meinen persönlichen Erfahrungen zustande kam. Fortan begann ich auf ähnliche Behauptungen in den Medien zu achten, und immer wieder stellte ich fest, daß die mit meinen persönlichen Erfahrungen überhaupt nicht in Einklang zu bringen waren.

Bei den heutigen Jugendlichen könnte es aber anders sein. Da kann ich mir gut vorstellen, daß insbesondere Jungen viel früher ein Bewußtsein dafür entwickeln. Weil sie heute einfach zu deutlich und immer wieder benachteiligt und diskriminiert werden. Wenn man ihnen gleichzeitig erzählt, daß die armen Mädchen und Frauen ja gar fürchterlich benachteiligt wären, dann muß das doch vielen männlichen Jugendlichen ziemlich schnell übel aufstoßen.

Sogar Kinder haben ja heute offenbar schon ein Bewußtsein dafür. So fragte man ja mal Jungen und Mädchen, was für sie anders wäre, wenn sie dem jeweils anderen Geschlecht angehören würden. Die Jungen sagten darauf u.a., daß sie dann bessere Noten hätten, während die Mädchen sagten, daß ihre Noten dann schlechter wären. Das ist mir so als Kind in den ersten Schuljahren noch gar nicht aufgefallen - erst später, so ab der 5./6. Klasse, merkte ich, daß die Mädchen im Unterricht klar bevorzugt wurden.

Es könnte also durchaus sein, daß es in Zukunft immer weniger lila Pudel geben wird. Das wäre auch folgerichtig, denn es ist eigentlich immer so, daß in der Gesellschaft einer extremen Aktion eine extreme Reaktion in die genau entgegengesetzte Richtung folgt.

Freundliche Grüße
von Garfield


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