Vanitas vanitatum et omnia Größenwahnitas
Es irrt der Mensch, solang er strebt - auch als Papst (wenn er nicht
gerade ex cathedra redet, was in der Praxis aber fast nie geschieht).
Und so gebiert halt die Religion einer jeden Epoche ihren eigenen Größenwahn.
Die ägyptischen Pharaonen ließen sich bereits zu Lebzeiten als Götter verehren.
Die römischen Kaiser wurden nach ihrem Tod zu Göttern erhoben. Vespasian (der von derlei Hokuspokus nichts hielt) soll, als er seinen nahen Tod spürte, gesagt haben: "Ich fühle, dass ich ein Gott werde."
Die Katholische Kirche hat sich da etwas neues einfallen lassen: ein "Stellvertreter Gottes auf Erden", der zwar eineseits ein Mensch ist, mithin fehlbar, der sich aber bei Bedarf in ein unfehlbares Wesen verwandeln kann - eine Art Teilzeit-Gott also. Eine lachhafte, aber immerhin einigermaßen originelle Idee.
Das Besondere und Einmalige an der Kirche ist ihr anderer, göttlicher
Teil, der sich nicht irtt, aber niemandem etwas aufzwingt, was der
ausdrücklich abweist.
Es gibt Lügen, deren Unverfrorenheit einem die Sprache verschlägt. Die Behauptung, die Kirche habe nie jemanden etwas aufgezwungen ist eine davon.
Europa beraubt sich gerade im deliranten Selbsthaß
seines Herzens. Wenn dieser Rausch endet, und das ist bald, wird man
feststellen, daß man ohne Herz nicht leben kann.
Europa, das vor nunmehr 220 Jahren ernsthaft damit begonnen hat, sich aus dem Würgegriff des klerikalen Ungeheuers zu befreien, spürt seitdem immer deutlicher, dass es sich ohne Scheuklappen besser sehen und ohne einengendes Brett vorm Kopf besser denken läßt.
Wer das Patriarchat immerzu mit blindem Haß verfolgt und schließlich
verjagt hat, braucht sich hernach über den Feminismus und über das, was im
Anschluß noch so alles kommt, nicht zu wundern.
Es gibt etwas, was weder mit katholischem noch islamischem Fundamentalismus zu tun hat - Glaubensfreiheit nämlich. Etwas, was unsere Vorfahren erkämpft haben, wofür ich ihnen lebenslang danken werde.
Es gibt etwas jenseits von Tyrannei und Anarchie - Demokratie. Etwas, das bislang allenfalls halb verwirklicht ist und für dessen ganze Verwirklichung zu kämpfen sich lohnt.
Es gibt etwas zwischen Patriarchat und Femifaschismus - die echte Gleichberechtigung. Etwas, das, wenn nicht wir, die Generation unserer Söhne erkämpfen muss - und wird.
Beelzebub
--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)
Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)
gesamter Thread:
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Beelzebub,
13.06.2009, 01:17
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Don Peppino (nicht reg.),
13.06.2009, 01:42
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - evrhard, 13.06.2009, 02:10
- Und was sagst Du den Islamisten? -
Peter,
13.06.2009, 01:56
- Und was sagst Du den Islamisten? - Nihilator, 14.06.2009, 17:50
- Das hier: - Beelzebub, 18.06.2009, 00:28
- Warum Papst Johannes Paul II auch nur ein Mensch war -
Chato,
13.06.2009, 03:10
- Vanitas vanitatum et omnia Größenwahnitas - Beelzebub, 17.06.2009, 22:46
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - Giordano, 13.06.2009, 03:27
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - Nihilator, 14.06.2009, 17:49
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Don Peppino (nicht reg.),
13.06.2009, 01:42