Warum Papst Johannes Paul II auch nur ein Mensch war
Auch der Papst müßte im ersten Semester auf dem Priesterseminar
gelernt haben, daß man sich selbst keine Sünde vergeben kann.
Erstens; allerdings ist das gar nicht das gewesen, worum es seinerzeit ging. Zweitens ist "man selbst" nicht die Kirche, auch als Papst nicht, sondern bloß ihr menschlicher, also sündiger Teil. Drittens kann niemand um Vergebung von Taten bitten, die nicht er selbst, sondern die andere begangen haben. Viertens kann man Vergebung nur bei denen erbitten, denen man - selbst wiegesagt - etwas angetan hat, und nicht bei denen, die meinen und finden, man hätte anderen irgendwie etwas angetan. Das ist dann nämlich doppelt und dreifach bigott: man bittet Unbetroffene um eine Vergebung, die die als Unbeteiligte gar nicht gewähren können, affirmiert damit deren Bigotterie und klagt überdies die, für die man vermeintlich um Vergebung bittet, in Wahrheit an, um sich auf ihre Kosten in der öffentlichen Meinung der Welt zu exculpieren. Das ist das, was am wenigsten in Ordnung gewesen ist bei diesem öffentlichen Akt vor 10 Jahren.
Richtig wäre es gewesen, Gut und Schlecht im je konkreten Fall konkret zu unterscheiden, anstatt ein gar nicht auszufüllendes "mea culpa" auszusprechen (denn "mea" war ja a priori gar nicht gegeben und deshalb gar nicht möglich). Die Kirche war nie "verbrecherisch" in dem Sinne, daß Verbrechen ihr Ziel und etwa nicht stets überwiegend Gutes sowie historisch bedingt einfach Unausweichliches in den Irrtümern früherer Zeiten zu finden wären. Die Gesamtbilanz der Kirche in ihrer langen Geschichte ist nicht so schlecht, wenn man gerecht urteilt, und gerecht ist es natürlich nicht, alles irgendwie Belastende (was für zwei elend lange Jahrtausende in Wahrheit verblüffend wenig ist, was den heutigen Kirchenkritikern in ihrem blinden Fanatismus aber wohl erst aufgehen wird, wenn es demnächst einmal ohne Kirche weitergeht) wie in einem vergifteten Brühwürfel zu kondensieren und alles Entlastende und alles ausgesprochen Gute schlicht zu ignorieren und / oder rundweg abzustreiten, wie der notorische Fanatiker und Haßprediger Deschner dies tut. Das ist sowieso unredlich von Anbeginn an.
Der Papst hätte rechtens eigentlich gar nichts anderes tun können, als vergangenes Unrecht zu bedauern. Das hat er zwar gemeint, aber herausgekommen ist effektiv etwas anderes. Gott um Vergebung zu bitten für die Sünden aller Menschen, ist hingegen selbstverständlich und schließt dann natürlich stets zuerst den, der dies tut, mit ein. Auch das hat er zwar gemeint, aber durch die Öffentlichkeit des ganzen Aktes konnte in der allgemeinen Wahrnehmung nur etwas anderes und letztlich Verkehrtes herauskommen. Im Gesicht von Kardinal Ratzinger konnte man das übrigens die ganze Zeit über ablesen. Der war ja seinerzeit mit dabei, und ihm ist das alles ersichtlich sehr klar gewesen.
Unbeschadet ist bei alledem natürlich die Verwerflichkeit der haßgetriebenen Bigotterie derer, die sich dauernd über Kirche und Papst erheben. Sie tun dies ja nicht etwa ihrer "Sündenfreiheit" wegen, sondern vielmehr im Sinne ihrer Bekräftigung des Gegenteils davon und ihrer festen Entschlossenheit, damit fortzufahren. Verglichen damit ist die Geste des vorigen Papstes, trotz der Mängel und der objektiv unguten Folgen derselben, als menschlich nobel zu bezeichnen.
Es irrt der Mensch, solang er strebt - auch als Papst (wenn er nicht gerade ex cathedra redet, was in der Praxis aber fast nie geschieht). Das Besondere und Einmalige an der Kirche ist ihr anderer, göttlicher Teil, der sich nicht irtt, aber niemandem etwas aufzwingt, was der ausdrücklich abweist. Europa beraubt sich gerade im deliranten Selbsthaß seines Herzens. Wenn dieser Rausch endet, und das ist bald, wird man feststellen, daß man ohne Herz nicht leben kann.
Wer das Patriarchat immerzu mit blindem Haß verfolgt und schließlich verjagt hat, braucht sich hernach über den Feminismus und über das, was im Anschluß noch so alles kommt, nicht zu wundern.
Nick
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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.
gesamter Thread:
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Beelzebub,
13.06.2009, 01:17
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Don Peppino (nicht reg.),
13.06.2009, 01:42
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - evrhard, 13.06.2009, 02:10
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Peter,
13.06.2009, 01:56
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- Das hier: - Beelzebub, 18.06.2009, 00:28
- Warum Papst Johannes Paul II auch nur ein Mensch war -
Chato,
13.06.2009, 03:10
- Vanitas vanitatum et omnia Größenwahnitas - Beelzebub, 17.06.2009, 22:46
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - Giordano, 13.06.2009, 03:27
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss - Nihilator, 14.06.2009, 17:49
- Warum Papst Johannes Paul II im Priesterseminar geschlafen haben muss -
Don Peppino (nicht reg.),
13.06.2009, 01:42