Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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hm... nein...

DschinDschin, Wednesday, 20.05.2009, 13:02 (vor 6064 Tagen) @ carlos

Hallo Carlos,

sehr schöner Text! Meine volle Zustimmung! Auch ich definiere Vaterschaft in dieser Weise und praktiziere bzw. praktizierte sie in dieser Weise bei meinen drei Töchtern.

Aber eine Erfahrung meines Lebens ist, dass wir sehr, sehr viele Dinge nicht ändern können, dass wir sehr, sehr viele Dinge einfach nur erdulden können.

Und dann ist die Frage, wie gehe ich damit um.

Ich stimme Nikos zu, dass die verlorene Zeit niemals wieder aufgeholt werden kann. Das gilt übrigens auch für die Frauen, die ihre Kinder kurz nach der Geburt in externe Betreuung geben (müssen). Sie werden die schönste Zeit mit Ihrem Kind verpassen und viele können das Verpasste dann erst als Oma nachholen, wie ich das bei meiner Schwiegermutter erlebt habe.

Wenn es aber in der augenblicklichen Situation nicht möglich ist, Vaterschaft so zu leben, wie es einem so wichtig ist? - Dann kann ich verzweifeln, oder nach einer Lösung suchen. Und für mich wäre die Lösung, neue Kinder zu machen und mit diesen meine Sehnsucht nach Vaterschaft auszuleben. Das heißt ja nicht, dass man das verlorene/gestohlene Kind nun ignoriert. Es sei immer herzlich willkommen. Aber manchmal sind die Umstände so, dass erst in späteren Jahren wieder eine Verbindung möglich wird.

Die beste Rache ist das gute Leben! Das heißt, das Kämpfen aufgeben und sich neu orientieren. Wenn mir Vaterschaft so wichtig ist, dann gibt es eine Lösung. Sie mag auf den ersten Blick zynisch klingen, aber im Ende ist das Leben selbst zynisch, man denke an die hohe Kindersterblichkeit der Vergangenheit. Wieviele Kinder mussten die Eltern auf den Kirchhof tragen, nur um dann wenige auch aufwachsen zu sehen. Wären diese Eltern nach dem ersten Kind verzweifelt, die Menschheit wäre ausgestorben.

Verlust und Trennung gehören zum Leben, genau so wie Verrat, Betrug, Hass und Feindschaft. Wie gehen wir damit um?

Wenn uns z.B. unsere "große Liebe" verschmäht, bleiben wir dann einsam, werden wir Mönch? - Nein! Dann leben wir eben mit einer etwas kleineren Liebe, die vielleicht gut fickt oder ein besonders nettes Wesen hat. Es bleibt dann in unserem Herzen eine kleine Wunde zurück, die ab und an schmerzt. Aber dieser Schmerz ist nichts anderes als die Erinnerung an einen Hunger, der sowieso nie gestillt werden kann. In dieser Welt wird man niemals endgültig satt, man muss immer wieder essen.

Wer aber leiden will, der soll dazu stehen. Der kann sich dann einen kleinen Privataltar aufbauen, auf welchem er sein Leben dem ewigen Schmerz widmet. Ich finde, ein Kind durch Kindesentzug zu verlieren ist bei weitem nicht so schrecklich, als das Kind durch Krankheit und Tod zu verlieren. Auch wenn man das Kind nicht so oft sehen kann, wie man möchte, aber es geht dem Kind gut, dann ist das doch beruhigend und man kann dann ganz befreit sein eigenes Leben leben, wozu dann auch neue Kinder gehören können.


DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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