Zensur - Seidenvorhang 2.0
Zensur wirkt dann am Besten, wenn der von Zensur Betroffene nicht weiß, dass er von Zensur betroffen ist. Daraus folgt, dass Zensoren nicht nur zensieren, sondern in aller Regel auch zu verbergen suchen, dass überhaupt zensiert wird. Zensur kann dabei in unterschiedlichen Graden geschehen. Es gibt beispielsweise die Vorzensur oder die Nachzensur - wobei letztere weniger effektiv ist, da es einigen Lesern auffällt, dass plötzlich etwas "verschwunden" ist. Hier in diesem Forum wird beispielsweise Nachzensur geübt.
Im Jahresrundbrief 2008 von MANNdat e.V. fand sich am Ende eine Passage, derzufolge der Focus-Artikel, der erstmals die neue Männerbewegung einer größeren Öffentlichkeit vorstellte, zu einer Welle von Neuanmeldungen geführt habe. Der hier überwundene "Seidenvorhang" ist ein altes, bekanntes Problem der Männerrechtsbewegung, der bewirkt, dass männerfreundliche Positionen regelmäßig von der Mainstreampresse unterschlagen werden. In Zeiten des Internets wird dieser "Seidenvorhang" aber immer durchlässiger. Viele Online-Medien bieten Kommentarfunktionen, über die sich maskulistische Positionen interessierten Lesern vermitteln lassen.
Und genau hier tut sich jetzt neuer Widerstand auf.
Beispiel 1: TAZ:
Die Taz lässt grundsätzlich Kommentare zu ihren Artikeln zu (Vorzensur). Nicht so zu einem Artikel, der sich mit Vergewaltigung in Afrika beschäftigte. Einige Leser schrieben Hoffmann über nicht veröffentlichte Kommentare. Die Taz veröffentlichte die kritischen Kommentare erst, als die große Masse der Leser weitergezogen war (nach einer Woche), wie Hoffmann anmerkt.
Beispiel 2: Süddeutsche:
Noch perfider geht die Sueddeutsche vor. Zu diesem Artikel, "Die lebenden Herrenwitze", wird der Eindruck erweckt, dass der Artikel kommentierbar wäre - was aber nicht der Fall ist. Der Link "Anmelden und kommentieren" führt stattdessen ins Leere. Der großen Masse der Leser, die nicht zu kommentieren wünscht, und so nicht mit der Sackgasse konfrontiert wird, wird der Eindruck vermittelt, dass es nichts zu kommentieren gäbe.
Besonders absurdes Beispiel: Mädchenmannschaft
Bei diesen Damen habe ich mich derart unbeliebt gemacht, dass sie auf Dauer einen ganzen IP-Bereich gesperrt haben mit der Folge, dass ich noch nicht mal lesend auf ihre Seite zugreifen kann (es sei denn ich wähle mich über einen anderen Provider ein). Die Damen führen gerne einen feministischen Dialog, ungestört von Elementen, die die Dinge eventuell anders sehen.
Wir haben es hier sozusagen mit einem Seidenvorhang 2.0 zu tun. Man kann Artikel kommentieren, was die Redakteure kreativ herausfordert, die Zensur dennoch aufrecht zu erhalten. Drei Beispiele habe ich vorgeführt.
Kann jemand weitere Beispiele nennen? Besonders würde mich Spiegel-Online interessieren.
Grüße Mirko
--
Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche
gesamter Thread:
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 -
Mirko,
17.02.2009, 23:41
- Zensur - Dampflok, 17.02.2009, 23:58
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 -
Goofos,
18.02.2009, 00:16
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 -
Roslin,
18.02.2009, 00:41
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 - Mirko, 18.02.2009, 16:06
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 - vTurm, 18.02.2009, 00:58
- Zensur - Scheidenvorhang 2.0 -
Dampflok,
18.02.2009, 01:25
- Aufklärungsarbeit hinter dem Scheidenvorhang 2.0 - Borat Sagdijev, 18.02.2009, 02:24
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 -
Roslin,
18.02.2009, 00:41
- Aber wieso denn? - Satyriker, 18.02.2009, 02:54
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 - Mustrum, 18.02.2009, 11:27
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 - Flint, 18.02.2009, 11:49
- Nachtrag - Sueddeutsche - Mirko, 18.02.2009, 16:13
- Zensur - Seidenvorhang 2.0 - blendlampe, 18.02.2009, 16:35