Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das Pfeifen im Walde

Garfield, Tuesday, 10.02.2009, 16:55 (vor 6161 Tagen) @ Darki

Hallo Darki!

Der Konsum geht zurück? Sag mal, die Berichterstattung um die Weihnachtszeit hast Du verfolgt??? Alles über den Erwartungen. Keine Rede von Desaster.

Von solcher Wunschdenken-Propaganda halte ich nicht viel. Weihnachten 2009 wirst du in den Massenmedien wieder Meldungen hören wie z.B. "das Weihnachtsgeschäft läuft unerwartet gut; der Einzelhandel meldet im Vergleich zum eher schwachen Geschäft im selben Vorjahreszeitraum deutlich gestiegene Umsätze..." Umsatzeinbrüche werden immer erst frühestens Monate später eingestanden, oder überhaupt nicht.

Könntest Du auch mal auch auf die Tatsache zu sprechen kommen, dass es selbst Hartz4 Empfängern nicht wirklich schlecht geht? Die können sich alle möglichen elektronischen Schnickschnack leisten.

Genau - das ist ja auch einer der beiden wesentlichen Zwecke der Sozialleistungen: Den Konsum einigermaßen stabil zu halten. Dafür zieht man aber der arbeitenden Bevölkerung immer mehr Geld aus den Taschen. Das fehlt dann wieder anderswo. Das bekommt ja nun u.a. die Automobilindustrie zu spüren.

Und je mehr Milliarden der Staat in irgendwelche Konjunkturprogramme pumpt und je länger die Krise noch dauert, umso eher ist der Punkt erreicht, an dem diese Sozialleistungen nicht mehr finanzierbar sind.

Was mich betrifft: ich achte eigentlich nicht darauf, wieviel Strom ich verbrauche. Ich lasse in verschiedenen Räumen das Licht an, selbst wenn ich darin nichts zu tun habe. Eigentlich Verschwendung. So auch mit dem Auto.
Fahre wie der Türke. Von einer Haarnadel zur nächsten rauf bis in den fünften Gang und wieder brutal runter in den zweiten und dann wieder voll beschleunigen. Ich meine, in einer Krise würde man sich wohl nicht so
verhalten?

He, du bist ja ein richtiger Spaßvogel! :)

Stell dir mal vor, du wärst mitten im Meer mit einer Jacht unterwegs. Zufällig triffst du eine andere Jacht, die aber gerade sinkt. Sie hängt schon mit starker Schlagseite im Wasser und wird gleich ganz weg sein. Merkwürdigerweise sitzt der Fahrer dieser Jacht seelenruhig hinten am Steuer. Du wirfst ihm eine Leine rüber, damit er sich auf deine Jacht retten kann. Er ignoriert das aber und sagt, er bräuchte keine Hilfe. Daraufhin rufst du, daß sein Boot sinkt. Darauf antwortet er: "Das kann nicht sein, dann würde ich ja wohl kaum so ruhig hier sitzen!"

Was tust du in der Situation? Sagst du dir, daß dann ja alles in Ordnung ist und fährst weiter? Oder versuchst du, den Typen davon zu überzeugen, daß er sich vielleicht doch in Sicherheit bringen sollte?

Aber wieder zu dir: Offensichtlich gehörst du zu denjenigen, die entweder noch relativ gut verdienen oder aber du bist irgendwie in der glücklichen Situation, relativ geringe Kosten zu haben.

Ich z.B. fahre schon seit Jahren auf der Autobahn oft nur noch ca. 90-100. Nur wenn ich in die linke Spur muß, gebe ich Gas, ansonsten bleibe ich hinter einem LKW, weil man so eine Menge Benzin sparen kann. Ich tanke auch konsequent immer dann, wenn es am billigsten ist und auch nur, wo es am billigsten ist.

Lampen, die ich nicht brauche, leuchten bei mir nicht.

Trotzdem bleibt von meinem und vom etwa gleichen Gehalt meiner Frau kaum etwas für Luxusgüter übrig. Aber wir tragen ja als Kinderlose auch die volle Steuer- und Abgabenlast, obendrein haben wir ein Haus, müssen dafür einen Kredit abzahlen und müssen natürlich auch immer wieder Geld in das Haus stecken.

Und ähnliches sehe ich überall in meinem Umfeld. Im Bekanntenkreis meiner Schwiegereltern z.B. gibt es eine Familie, die finanziell eigentlich immer gut dastand. Die Frau hatte einen recht guten Verwaltungs-Job, und der Mann hat einen gut bezahlten Führungsposten in irgendeiner Firma. Die waren zwar nie Millionäre, aber sie konnten sich immer viel leisten. Sie fuhren auch immer dicke Autos, zuletzt einen BMW. Neulich hörte ich zufällig, daß die mittlerweile Skoda fahren.

In der Straße, in der wir wohnen, leben viele ältere Leute, die noch gute Renten kriegen. Viele von denen fahren auch Mercedes. Aber seit wir da wohnen (seit 2004), hat sich keiner dieser Mercedes-Fahrer ein neues Auto gekauft. Einer der Mercedesse ist wohl auch schon bald 20 Jahre alt. Und deren Häuser haben allesamt noch ihre 40 Jahre alten Dächer. Ein Heizungsbau-Meister erzählte mir mal, daß er im Haus gegenüber vor ein paar Jahren mal eine neue Heizung eingebaut hat. Da wohnt auch so ein Mercedes-Rentner. Der hat sich aber nur eine Billig-Heizung einbauen lassen, kein teures Marken-Gerät.

Überhaupt sagte dieser Heizungsmeister, daß er kaum noch teure Heizungen einbaut. Die Leute kaufen nur noch Billig-Murks, weil sie meist kein Geld mehr haben. Wir haben uns vor ein paar Jahren eine Weishaupt-Heizung einbauen lassen. Das konnten wir uns damals nur leisten, weil die Großeltern meiner Frau uns ein paar Tausender spendiert haben. Und wir brauchten dringend eine neue Heizung - die alte hatte einen immens hohen Ölverbrauch. Wir haben damals bei mehreren Firmen aus der Gegend nachgefragt, und zwar konkret nach Heizungen von Weishaupt oder Buderus. Einige haben überhaupt nicht geantwortet, eine schrieb zurück, daß sie diese Marken nicht einbaut. Die hatten sich offensichtlich damals schon auf Billig-Murks spezialisiert.

Du mußt dich nur mal gut umsehen, dann siehst du überall, wie die Kaufkraft in den letzten Jahren geschrumpft ist.

Die Medien sind nunmal so. Wenn sie mal einen Braten riechen, dann stürzen sie sich alle drauf. Aus einer Bankenkrise wird dann eine Finanzkrise, aus der Finanzkrise die Wirtschaftskrise. Das Desaster. Doch ich sehe nicht viel davon.

Die Medien verbreiten viel, wenn der Tag lang ist. Darauf stütze ich mich bei diesem Thema überhaupt nicht. Viel mehr Sorgen macht mir, was ich in meinem Umfeld im realen Leben mitbekomme. Da gibt es z.B. eine mittelgroße Firma, die einem Italiener gehört. Dieser Italiener hat durch die Finanzkrise auch Geld verloren und hat nun alle seine Firmen angewiesen, möglichst sparsam zu sein. Diese Firma steht eigentlich recht gut da. Sie haben qualitativ hochwertige Produkte und auch viel Eigenkapital. Nun ist aber ein großer Kunde wegen Insolvenz ausgefallen. Dieser Kunde war enorm wichtig, und er hat jetzt noch 800.000 Euro bei ihnen offen, die sie wohl nie ganz kriegen werden. Momentan ist die Firma noch weit von der Insolvenz entfernt, aber ohne diesen großen Kunden wird es sehr schwer werden, und der Chef in Italien ist momentan auch ziemlich blank, kann also im Notfall nicht mal schnell ein paar Millionen reinbuttern.

Dann gibt es noch eine Firma auf einem großen Flughafen, die sich dort um Geschäftsleute und Reiche kümmert, die mit Kleinflugzeugen auf diesem Flughafen starten oder landen. Die haben jetzt kaum noch was zu tun, weil durch die Finanzkrise auch viele Reiche viel Geld verloren haben und nun eben auch bei Flügen sparen.

Dann gab es ein Autohaus hier in der Gegend, das Insolvenz angemeldet hat.

Dann gibt es eine große Firma mit Filialen in ganz Deutschland. Die haben im Januar ein so schlechtes Umsatzergebnis erzielt, daß sie nun an allen Ecken und Enden sparen wollen. Da sollen Verträge für Fimenhandies gekündigt werden, man will die Mitarbeiter in weniger Büros unterbringen, um so Mietkosten zu sparen, Dienstreisen werden nur noch genehmigt, wenn der Kunde die Kosten dafür übernimmt usw.

Ich höre im Moment eigentlich gar nichts Gutes mehr. Die Zeichen stehen auf Sturm. Wie bereits geschrieben - ich wünschte, es wäre anders...

Freundliche Grüße
von Garfield


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