Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Freiheit?

Tigresa, Wednesday, 29.10.2008, 12:21 (vor 6264 Tagen) @ Student(t)

Hallo Student (warum nennst Du Dich so, studierst Du?),

Es enttäuscht mich, wenn Leute (du auch) als Motiv für mein
anti-gynokratisches Engagement immer nur ein persönliches Problem sehen.
Das hat es natürlich gegeben. Aber daraus ist ein politisches Engagement
geworden. Und das hat seine überpersönliche Bedeutung.

einverstanden, ich werde in Zukunft Dein politisches Engagement von Deinem persönlichen Schicksal abstrahieren.

Im Übrigen habe ich ja auch in meiner Webseite ausdrücklich gesagt: Ich
kämpfe nicht gegen Frauen, sondern gegen ein System. Wenn wir Männer
dieselben Vorrechte hätten, würden wir sie vielleicht ebenfalls nutzen -
vielleicht. Bei Männern ist eher noch eine Grenze da, weil sie weiter
blicken und sich verantwortlich wissen. Darum kann auch ein starkes
Patriarchat niemals so verheerende Folgen haben wie eine Gynokratie.

Ich halte es für ausgemachten Blödsinn, daß Männer „weiter blicken und sich verantwortlich wissen“. Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut – da nehmen sich die Geschlechter nichts. Patriarchat oder Matriarchat sind zwei Seiten der selben Medaille, soll heißen: leidet ein Geschlecht, leidet auch das andere.
Eine ordentliche Demokratie ist nur mit echter Gleichberechtigung zu schaffen und zwar vor Gesetz und (und das ist noch um einiges wichtiger!) in den Köpfen.
Ich bin Ostdeutsche und seit der Wende einigermaßen entsetzt über die Grabenkämpfe, die in diesem (für mich neuen Staat) zwischen den beiden Lagern „Mann“ und „Frau“ ausgetragen werden. Daß sich eine Frau zum Hausmütterchendasein degradiert und es toll findet (und mich auch noch bedauert) ist für mich so absurd, wie sich ein gesundes Bein abzuschneiden.
Erst wenn es wirklich geschlechtsunabhängig ist, in welchem Beruf man arbeitet, welche Aufgaben man im Haushalt erledigt und zu wem die Kinder nach einer Scheidung ziehen, haben wir eine gute, solide Basis, um mal von diesem ätzenden Geschlechterkampf wegzukommen und uns mal um die wirklich wichtigen Probleme dieser Welt zu kümmern.

Vgl. den Islam. Man hört immer nur von dessen angeblicher Barbarei und
Rückständigkeit; Tatsache ist aber, daß dort Solidarität herrscht, weniger
Isolation und Autismus als bei uns.

Ob Menschen eines Landes solidarisch miteinander umgehen, hat weniger mit der Religion oder der Staatsform zu tun. Es hängt eher von den Lebensbedingungen ab. In besonders armen Ländern oder in einer Mangelwirtschaft sind die Bürger gezwungen, mehr Nachbarschaftshilfe, Tauschgeschäfte oder Dienstleistungen gegen Ware in Anspruch zu nehmen, was unweigerlich zu mehr Zusammenhalt und Miteinander führt. In Diktaturen oder anderen Zwangsregimen kommt dann noch der „gemeinsame Feind“ als verbindender Faktor hinzu.

Ich bin in der DDR aufgewachsen und niemals wieder habe ich eine solche Solidarität der Menschen untereinander erlebt. Und glaube mir, Ostdeutschland hatte mit Religion wirklich gar nichts am Hut, weder mit einer patriarchalen noch mit sonst einer :-)

Gruß Tigresa


gesamter Thread:

 

powered by my little forum