Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Denkt mal darüber nach

Zeitgenosse, Saturday, 02.08.2008, 14:41 (vor 6351 Tagen) @ Anette

Wie führt man Krieg gegen die männlichen Affekte und Wertungen? Man hat keine physischen Gewaltmittel, man kann nur einen Krieg der List, der Verzauberung, der Lüge, kurz "des Geistes" führen.

Erstes Rezept: man nimmt die Tugend überhaupt für sein Ideal in Anspruch; man negiert das ältere Ideal bis zum Gegensatz zu allem Ideal. Dazu gehört eine Kunst der Verleumdung.

Zweites Rezept: man setzt seinen Typus als Wertmaß überhaupt an; man projiziert ihn in die Dinge, hinter die Dinge, hinter das Geschick der Dinge - als Gott.

Drittes Rezept: man setzt die Gegner des Ideals als Gegner Gottes an; man erfindet sich das Recht zum großen Pathos, zur Macht, zu fluchen und zu segnen.

Viertes Rezept: man leitet alles Leiden, alles Unheimliche, Furchtbare und Verhängnissvolle des Daseins aus der Gegnerschaft gegen sein Ideal ab: - alles Leiden folgt als Strafe, und selbst bei den Anhängern (- es sei denn dass es eine Prüfung ist u.s.w.).

Fünftes Rezept: man geht so weit, die Natur als Gegensatz zum eignen Ideal zu fassen: man betrachtet es als eine große Geduldsprobe, als eine Art Martyrium, so lange im Natürlichen auszuhalten; man übt sich auf den dédain der Mienen und Manieren in Hinsicht auf alle "natürlichen Dinge" ein.

Sechstes Rezept: Der Sieg der Widernatur, des idealen Castratismus, der Sieg der Welt des Reinen, Guten, Sündlosen, Seligen wird projiziert in die Zukunft, als Ende, Finale, große Hoffnung, als "Kommen des Reiches Gottes".

- Ich hoffe, man kann über diese Emporschraubung einer kleinen Spezies zum absoluten Wertmaß der Dinge noch lachen? ...

(Nietzsche - Der Wille zur Macht)


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