Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Großartig !

Student(t), Friday, 28.12.2007, 01:03 (vor 6568 Tagen) @ guest2

http://www.welt.de/wams_print/article1374919/Freiheit_bleibt_wichtig_aber_nicht_selbstverstndlich.html

Danke für diesen Hinweis ! Ich kannte diesen Kommentar von Peter Bacher in der "Welt" noch nicht. Und ich bin erstaunt über die Offenheit, mit der dieser Journalist redet !

[...]

Heute nenne ich, angeregt durch Zeitungslektüre, einen Wunsch, der so banal klingt, dass ich ihn kaum zu nennen wage: Ich wünsche Dir ein Leben in Freiheit! Rede bitte nicht so pathetisch wie Politiker, wirst Du nun sagen, Freiheit ist in unserem Rechtsstaat doch garantiert. Lasse ich mir nichts zu schulden kommen, sehe ich beispielsweise ein Gefängnis nie von innen ...Wenn Du Dich da mal nicht täuschst, kann ich nur sagen, und berichte kurz, was einem tüchtigen Schlossermeister in einer großen Firma in München passiert ist, den man wegen angeblicher Vergewaltigung acht Monate hinter Gitter brachte. U-Haft heißt diese brutale Form der Freiheitsberaubung.

Nachdem eine Nachbarin ihn angezeigt hatte, wurde der Mann verhaftet - am Arbeitsplatz! Er beschwor immer wieder seine Unschuld. Er legte Haftbeschwerde ein, vergebens. Der Mann, inzwischen gekündigt, war am Tiefpunkt seines Lebens angelangt. "Es raubt einem mitunter den Schlaf, wenn man mit ansehen muss, wie ein U-Häftling zerstört wird", gibt ein prominenter Strafverteidiger zu Protokoll, der zornig beobachtet, mit welcher Nonchalance heute sogar die Justiz in die Grundrechte der Menschen eingreift.

So auch in diesem Fall. Als sich herausstellte, dass die Nachbarin, eine alkoholkranke und verwirrte Frau, die Vergewaltigung nur erfunden hatte, war es zu spät: Der Mann war seinen Job los. Und - so grausam ist das heute! - ein über 50-jähriger Schlosser sei auch nicht mehr vermittelbar, bestätigte das Arbeitsamt. Nun startete der Mann einen Schadenersatzprozess gegen den "Freistaat" Bayern, und er bekam, oh Wunder, sogar recht: Der Staat muss dem Mittfünfziger bis zur Rente einen "Schadenersatz für die Zukunft" zahlen - insgesamt rund 300 000 Euro.Aber was wird nicht bezahlt? Es sind dies ein verlorenes Stück Leben, die Demütigung der Verhaftung, die seelischen Qualen, die Ohnmacht gegenüber einer Bürokratie, die sich in unserem Land in einer Weise ausbreitet, die ich nicht für möglich hielt; nicht in Deutschland, das nach dem Krieg die freiheitlichste Demokratie aufbaute, die es je auf deutschem Boden gab.

[...]


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