Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Dinge, die verschwinden

DschinDschin, Sunday, 14.10.2007, 16:08 (vor 6642 Tagen)

In der FAZ gibt es eine Kolumne unter dem Titel "Dinge,die verschwinden".

Hier ein kleiner Auszug:

Dinge, Die Verschwinden
Von Jenny Erpenbeck


Niemals habe ich zu den Frauen gehört, die es für unwürdig halten, wenn ihnen ein Herr in den Mantel hilft. Ich lasse mir sehr gern in den Mantel helfen, und es gab Zeiten in meinem Leben, da war ich sogar daran gewöhnt. Manchmal, ganz selten, gibt es jetzt noch diese kurze Verwirrung, wenn ich denke, will er etwa, und er denkt, weiß sie etwa, und er und ich am Mantel ziehen und uns hindrehen und herdrehen und zuwenden und abwenden und nicht genau wissen. Derlei Verwirrungen nehmen in letzter Zeit zu.


Kann ich heute noch davon ausgehen, dass ein Herr mir die Tür aufhält oder dass eine Dame, der ich die Tür aufgehalten habe, sich bedankt? Dass nicht ich schuld bin, wenn jemand mich schubst? Stehen die Mütter mit Kinderwagen auch nachts noch zu Füßen oder zu Häupten von Treppen und warten auf Hilfe? Bin ich ewig jung, wenn eine siebzehnjährige Verkäuferin mich duzt? Würden Sie mir helfen, diesen Tisch (massive Birke) ins Auto zu heben? Ich würde vorziehen, es nicht zu tun, antwortet der Bartleby von heute, ein Mann in der Blüte seiner Jahre, steigt in sein Auto und fährt an mir, die ich neben der massiven Birke auf dem Parkplatz zurückbleibe, vorüber.

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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