Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das innere Nazi-Prinzip

Chato, Thursday, 19.07.2007, 16:33 (vor 6728 Tagen) @ Sven

Guten Tag Sven!

In der Tat. Ein Strudel, der vor allem immer dann aufzutreten scheint, wenn kein Korrektiv vorhanden ist.
Und Beispiele dafür hat es in der Menschheitsgeschichte wahrlich genug, auch wenn ich - durch deine Person
bedingt - hier als erstes an gewisse Verbrechen der Christen denken musste, was aber kein Angriff sein soll.

Bei dir werte ich sowas nicht als selbstgerechten Angriff, Sven. Und überhaupt ist es ja einfach die Wahrheit. Wie sollte es auch anders sein? Nicht bloß aus dem trivialen Grund, weil hier früher bekanntlich ALLE Menschen "Christen" waren (ergo auch sämtliche Extremverbrecher), sondern weil dieser Strudel der Schuld das WESEN des Menschen ist. Inwiefern ist er das? Wenn und weil wir uns im Mittelpunkt unserer inneren Welt wähnen und diese für "die Welt" halten, meinen wir, daß das, was wir persönlich für gut halten, auch tatsächlich gut sei. Daß das ein totaler Irrtum ist, erkennen wir zwar andauernd beim Nächsten, aber nie bei uns selbst. Und genau deshalb ist das alles so!

Diese Einsicht ist der Eingang zum christlichen Glauben, weswegen die Gänsefüßchen bei den "bösen Christen" (oben) nicht nur trivial, sondern tatsächlich verkehrt sind. Unser Glaube ist es doch gerade, daß ALLE Menschen der Rettung aus diesem Strudel bedürfen - und sie auch erfahren - aber nicht deshalb, weil Christen "gut" werden, sondern wahrhaftig in Hinblick auf sich selbst. Aus diesem Grund ist der christliche Glaube genau jenes heute fehlende Korrektiv, von dem du sprichst. Welches andere Prinzip könnte denn ein solches Korrektiv sein, wenn es die genannte Einsicht in das menschliche Wesen negierte oder beschönigte?

Gott wurde Mensch und nahm alle Konsequenzen unserer Untaten auf sich, damit wir überhaupt aus dem Strudel herauskönnen. Das gilt für ALLE Menschen, nicht allein für Christen, weswegen es keinen Menschen geben kann, dem Christen nicht vergeben müßten. Freilich bedeutet das nicht, daß das, was jemand tut, dadurch einen anderen Charakter hätte und z.B. nicht zu verurteilen oder gar zu rechtfertigen wäre. Im Gegenteil. Wir sollen strikt trennen zwischen dem Menschen und dem, was er tut. Ein Urteil über einen anderen Menschen steht keinem Menschen zu - über seine Taten aber schon.

Denn in der Tat spielt es kaum eine Rolle. Der Fehler besteht ja gerade darin, sich einzelne Kriegsschauplätze
oder Vergehen in der Geschichte zu merken, statt das System dahinter als den Fehler zu begreifen. Da wird
z.B. Rassismus nur dann als solcher wahrgenommen, wenn es gegen Juden oder - sofern der Befragte etwas
älter ist - gegen Schwarze geht. Weder aber hat derjenige diesen Begriff je im Duden nachgeschlagen noch
käme er auf die Idee, dass die Zielgruppe für das Grundprinzip beliebig austauschbar und damit unerheblich ist.

Diese Austauschbarkeit der Zielgruppe beweist das verkehrte Prinzip. Erheblich ist einzig die Selbsterkenntnis als "Zielindividuum", aus der sich nämlich statt des Urteils über den Nächsten die Suche nach einem Ausweg für ihn ergibt. Der muß nicht unbedingt lieb und nett sein, aber er muß helfen, also tatsächlich einen Ausweg eröffnen. Das ist nur auf der Grundlage der Wahrheit möglich. Und zu der gehört die unangenehme Einsicht, daß man selbst nicht anders ist - der andere aber auch nicht. Es läuft darauf hinaus, daß die Sache ohne den Bezugspunkt Gott und seine Menschwerdung absolut unlösbar ist. Die Erfahrung lehrt dann, daß dies nicht nur die notwendige, sondern auch die hinreichende Bedingung ist - daß man also konkret herausfinden kann.

Ich kann mich an eine Geschichte aus der Schulzeit erinnern, deren Verfasser mir leider entfallen ist. Ich weiß
jedoch noch, dass in dieser Geschichte jemand in der Nachkriegszeit in einem Berliner Tunnel einem Pastor
folgte, der sich mit einer anderen Person über Folter und später Prozesse unterhielt. Und der Zuhörende verglich
die Wortfetzen, die er mitbekam, fortlaufend mit Entsprechungen aus der Nazi-Zeit. Am Ende des Tunnels wollte
er es dann aber doch genau wissen und fragte nach. Doch wie sich herausstellte, handelte es sich um Vorgänge
aus Asien, die mit Deutschland gar nichts zu tun hatten. Das Schlußwort des Pastors brachte es jedoch auf den
Punkt: "Es ist doch überall das Gleiche."

Es ist immer und überall dasselbe, weil der Mensch nun mal ist, wie er ist. Er muß auch so und könnte gar nicht anders sein, weil er sonst nicht frei und also kein Mensch wäre. Es geht folglich um rechte Einsicht und rechten Gebrauch der Freiheit. Freiheit kann bekanntlich dazu verwendet werden, die Freiheit zu zerstören, vom einzelnen Menschen wie von der Menschheit als ganzer. Man soll also der Weisheit gemäß das Gegenteil tun: sich auf den beschwerlichen Weg machen und aus diesem Zwang auswandern. Angesichts der völligen Hoffnungslosigkeit im Falle des Unterlassens wäre dafür in Wahrheit keine Anstrengung zu groß. Der Knackpunkt ist somit die Einsicht, nicht die Anstrengung, denn die folgt von allein aus der Einsicht und wurde außerdem von Gott selbst unternommen. Es hängt also tatsächlich nur an der Einsicht.

On-topic bedeutet das Ganze zum Beispiel, daß man nicht (dem innigsten Wunsch der Gender-Nazis gemäß!) "die femiverseuchten Frauen bekämpfen" und glauben könnte, das Problem sei damit gelöst. Die werden nicht weniger verarscht, eher noch schlimmer sogar als wir. Es geht sozusagen darum, wie man die SA-Leute aus der SA rausbekommt, und nicht darum, gegen die SA zu putschen. Das hat der Führer bekanntlich selber gemacht und bekanntlich hatte er seine Gründe. Das Schlimmste an solcher Gender-Nazi-Hetze ist, daß sie "arische" Adressaten findet (sie findet immer solche Adressaten) und diese manipulieren kann. Das muß irgendwie unterbrochen werden. Das ist zwar irrsinnig kompliziert und langwierig, aber es gibt keine Alternative - außer der, dieses Posting wieder ganz von vorne zu lesen... :-)

Gruß vom
Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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